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Indien: Ein Land am Scheideweg

Marktausblick
Länderstudie Indien
11/2013
Raphaël Cecchi
Credendo Group (Website)

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Der Subkontinent wird beherrscht von politischem Stillstand und schwächelndem Wachstum. Reformen müssen dringend umgesetzt werden.

05.12.2013 | 08:53 Uhr

Indien befindet sich in einer schwierigen Phase. Das einst aufstrebende Schwellenland wurde in diesem Jahr immer wieder von Rückschlägen getroffen. Neben vergleichsweise schwachen Wirtschaftsdaten, bereitet auch die politische Lage Sorgen. „Das politische Risiko in Indien nimmt weiter zu“, attestiert daher Raphaël Cecchi, Länderrisikoanalyst bei der Credendo Group, in seiner aktuellen Länderstudie Indien. „Die Lage ist seit längerem schwierig, in politischer, wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht.“ Insgesamt hat Cecchi derzeit wenig Hoffnung auf Besserung.

Das politische Umfeld sei schwieriger geworden, nachdem Ende 2010 eine Reihe von Korruptionsskandalen die Regierungspartei belastet haben. Das Reformprogramm wurde seitdem im Parlament weitgehend verhindert, weshalb die Reformergebnisse der Regierung nach mehr als zweieinhalb Jahren sehr unbefriedigend seien. Als Reaktion auf den wirtschaftlichen Abschwung ernannte Premierminister Manmohan Singh im vergangenen Jahr einen neuen Finanzminister und nominierte kürzlich den ehemaligen IWF-Chefökonomen Raghuram G. Rajan zum neuen Gouverneur der indischen Zentralbank (Reserve Bank of India – RBI). Rajan kündigte Ende September einen Plan zur Liberalisierung des Bankensektors an und der neue Finanzminister brachte verschiedene Reformen auf den Weg – wie z.B. die Lockerung der Deckelung von ausländischen Investitionen. „Doch das Investitionsumfeld wird weiterhin durch den politische Stillstand überschattet“, stellt Cecchi fest. „Es gilt als sicher, dass die Regierung bis zu den Parlamentswahlen im Mai 2014 in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt bleiben wird.“

Indien stehe am Scheideweg zwischen möglichen Szenarien, meint der Experte. „In einem optimistischen Szenario wird die gegenwärtige Krise zur Chance.“ Das Land habe keine andere Option, als ehrgeizige Reformen umzusetzen und der Wirtschaft einen kräftigen Schub zu geben. „In einem pessimistischen Szenario setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Die Politik der Zentralregierung bleibt erratisch, und Neu-Delhi wird weiterhin mit den zunehmenden Bestrebungen nach Regionalisierung konfrontiert werden.“

Das Wachstum verliert weiter an Fahrt

Die Abschwächung des Wirtschaftswachstums setzt sich in Indien stetig fort. Von 2000 bis 2010 legte das BIP im Jahresdurchschnitt um 7,5 Prozent zu. Seitdem verliert das Wachstum an Fahrt. „Im Fiskaljahr 2012/2013 wurde mit einem Zuwachs von fünf Prozent der niedrigste Wert der vergangenen Dekade gemessen“, so Cecchi. Im laufenden Fiskaljahr 2013/2014 habe das BIP im ersten Quartal jedoch um 4,4 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal zulegen können. „Für das gesamte Fiskaljahr wird bestenfalls ein Wachstum von 4,2 Prozent erwartet, deutlich unter Potenzial“, bremst der Analyst alle Erwartungen. Die Wirtschaft des Subkontinents leide unter dem schwachen globalen Umfeld und den Folgen von Kapitalabflüssen. „Doch Indiens Wirtschaftskrise ist in erster Linie hausgemacht und auf eine schlechte Wirtschaftspolitik und das jahrelange Ausbleiben von Strukturreformen zurückzuführen“, sagt Cecchi. Inzwischen habe der Abschwung einen Tiefpunkt erreicht, der unter dem normalen Konjunkturverlauf liege. „Die Importe müssen zurückgefahren und die Inflation bekämpft werden“, fordert der Experte. „Unternehmerfreundliche Maßnahmen sind von Nöten, um das Vertrauen der Investoren zu verbessern und sicherzustellen, dass die Zahlungsbilanz ohne Erhöhung der Auslandsverschuldung ausgeglichen werden kann.“ Zudem müsse der Wechselkurs der Rupie stabilisiert werden. Sollten die Ungleichgewichte dadurch korrigiert werden, könne sich das Wachstum stabilisieren, bevor es mittelfristig wieder auf einen höheren Wachstumspfad zurückfinde. „Doch ohne einschneidende Reformen (des Staatshaushalts, des Einzelhandels für Nahrungsmittel, etc.) wird Indiens Wirtschaft nicht mehr seine Potenzialwachstumsrate von acht Prozent erreichen und voraussichtlich bis 2018 bestenfalls mit Wachstumsraten in der Größenordnung von 6,7 Prozent zulegen.“

Der stärkste Konjunkturabschwung seit zehn Jahren betrifft in Indien sämtliche Wachstumstreiber: Vom Dienstleistungssektor über die verarbeitende Industrie bis hin zum privaten Verbrauch. „Die private Nachfrage, einer der Hauptwachstumsträger, wird durch ungünstige Finanzierungsbedingungen und strukturelle Mängel beeinträchtigt“, so die Analyse des Experten. „Im Unterschied zu den meisten asiatischen Ländern ist die Bedeutung des Exportsektors mit einem Anteil von 25 Prozent des BIP gering.“ Dank üppigen Monsunregens verzeichne nur die Landwirtschaft gute Ergebnisse.

Hohe Inflation, billige Rupie

Die anhaltend hohe Inflationsrate von voraussichtlich zehn Prozent im Jahresdurchschnitt halte die RBI davon ab, die Geldpolitik zu lockern. Dies belaste die Finanzierungkosten der Unternehmen und führe zu einem Aufschub privater Investitionen. Für den fortbestehenden Inflationsdruck macht Cecchi eine strukturelle Ursache aus: „Die Verbraucherpreise steigen aufgrund der ineffizienten Lagerung und Verteilung der Nahrungsmittel. Zudem werden sie durch steigende Importpreise in Verbindung mit der schwächeren Rupie angeheizt.“ Zwischen Mai und August wertete die indische Rupie um 25 Prozent gegenüber dem US-Dollar ab. Zwar sei eine Abwertung absehbar gewesen, da die Währung als überbewertet galt. Geschwindigkeit und Ausmaß waren jedoch überraschend.

Indiens Leistungsbilanzdefizit beträgt derzeit fast fünf Prozent. In den Jahren von 2008 bis 2011 lag es bei durchschnittlich 2,7 Prozent. Den Grund für den Anstieg sieht Cecchi im gestiegenen Fehlbetrag in der Handelsbilanz, der auf hohe Ölimporte (über 30 Prozent der Güterimporte) und Goldeinfuhren zurückzuführen ist, während gleichzeitig die Exporte stagnierten. Aufgrund der wachsenden Energienachfrage habe die Regierung die Ölimporte nicht drosseln können. Stattdessen ergriff sie provisorische Maßnahmen: „Der Kapitalabfluss wurde durch Importbeschränkungen (Z.B. höhere Zölle auf Gold) und Kapitalverkehrskontrollen für Inländer (z.B. Einschränkungen für Auslandsinvestitionen privater indischer Gesellschaften) begrenzt“, erläutert Cecchi. Wegen Indiens starker Abhängigkeit vom Auslandskapital rechnet er allerdings nicht mit weitergehenden Eingriffen. „Denn diese könnten Panik auslösen und die Kapitalflucht verstärken.“ Trotz der stark abgewerteten Rupie bleibt Indiens Exportpotenzial jedoch begrenzt. Eine schlechte Infrastruktur und eine hohe Teuerungsrate, die durch die steigenden Importkosten getrieben wird, beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit indischer Produkte.

Vorerst keine Verbesserung in Sicht

Im Vergleich mit den anderen großen Schwellenländern Brasilien, Russland und China schneidet Indien nicht gut ab. Mit einer Staatsverschuldung von 67 Prozent des BIP ist das Land Spitzenreiter unter den BRIC-Staaten. „Der Staatshaushalt befindet sich chronisch in den roten Zahlen“, weiß Cecchi. „So hat nicht nur die Geldpolitik zurzeit wenig Möglichkeiten, das Wachstum zu stabilisieren, sondern auch die indische Regierung hat wenig Spielraum für die Finanzierung von Sozial- und Infrastrukturausgaben, die für die Entwicklung des Landes dringend nötig wären.“

Insgesamt ist das Geschäftsumfeld des 1,22 Milliarden Einwohner großen Landes in den vergangenen fünf Jahren schlechter geworden. „Die wirtschaftliche Aktivität wird nicht nur durch die schwache Konjunktur und hohe Zinsen, sondern zusätzlich auch durch Strukturmängel wie die schlechte Infrastruktur, die Korruption und die überbordende Bürokratie erschwert“, fasst der Experte zusammen. „Der Mangel an Reformen zugunsten der Investoren und die langsame Umsetzung von Regierungsmaßnahmen halten Unternehmen davon ab, in Indien zu investieren, zumal sie in anderen Ländern der Region zu attraktiveren Bedingungen tätig werden können.“ Entgegen des Aufwärtstrends bei Direktinvestitionen in Asien im Jahr 2012, verliefen diese in Indien im Fiskaljahr 2012/2013 rückläufig. Zwar müssen Reformen dringend umgesetzt werden. Doch inzwischen ist das Land in einer Situation, in der auch diese nicht mehr unmittelbar helfen: „Sollten in den nächsten Monaten Reformen zugunsten der ausländischen Investoren umgesetzt werden, dürften diese zunächst wenig Wirkung entfalten“, glaubt Cecchi. „Das Investorenvertrauen ist bereits wegen der starken Abwertung der Rupie angeschlagen; dies dürfte bis zum Frühjahr 2014 so bleiben.“

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