DPAM: US-Inflation - Niedrige Erwartungen, mögliche Befürchtungen

Sam Vereecke, CIO Fixed Income bei DPAM, skizziert, wie es mit der US-Inflation nach der jüngsten Zinssenkung weitergeht:

23.09.2024 | 09:14 Uhr

Die Inflation normalisiert sich und der Arbeitsmarkt kühlt sich ab. Die Wirtschaft befindet sich auf einem Kurs, der typischerweise zu einer weiteren Inflationsabschwächung führt. Der fiskalische Impuls, der den Verbraucher stark hält, lässt nach. Jerome Powell konnte das FOMC davon überzeugen, den Leitzins auf eine „neutralere“ Position zu bringen, um das „noch solide“ Bild zu bewahren. Sein Fokus liegt auf der Erhaltung eines gesunden Arbeitsmarktes, nicht auf der Inflation.

Mehrere Senkungen bis zur Neutralität

Der Weg zur Neutralität aber führt über weitere Zinssenkungen. Eine Zinsentwicklung, die die Politik auf neutrale Zinssätze (maximal 3 %) normalisiert, ist das erforderliche Minimum. Vieles davon, aber auch nicht mehr, ist bereits am kurzen Ende der US-Zinsstrukturkurve eingepreist.

Die nächste FOMC-Sitzung findet kurz nach den US-Wahlen statt und wird wahrscheinlich nicht versuchen, politische Schlagzeilen zu machen; daher ist eine Senkung um 25 Basispunkte angemessen. Dies eröffnet Spielraum für weitere Senkungen im Dezember und im neuen Jahr. Eine stärkere Konjunkturabschwächung würde eine zusätzliche Lockerung erfordern.

Renditekurve wird steiler

Die Renditen für 2- und 10-jährige Anleihen liegen nur wenig auseinander; dieser Teil der Renditekurve ist flach. Der Terminmarkt preist bereits eine steilere Kurve ein – demnach würde der Renditeunterschied zwischen 2 und 10 Jahren in den nächsten sechs Monaten um 0,40 % steigen. Wir erwarten, dass dies schneller eintritt. Dies rechtfertigt unsere derzeitige übergewichtete Duration, wobei die Übergewichtung am kürzeren (steileren) Ende der Kurve die wichtigere ist: Sie hat sich bereits in den vergangenen Monaten bewährt.

Inflationserwartungen gesunken, aber…

Die kurzfristigen Inflationserwartungen sind angesichts der sich abschwächenden Konjunkturaussichten deutlich gesunken. Auf Sicht von zwei Jahren sind sie von über 2,9 % im ersten Quartal auf unter 1,7 % gefallen. Dies scheint attraktive Einstiegspunkte für inflationsgebundene Anleihen zu bieten. Wer die Konjunkturaussichten negativer einschätzt, sollte umso länger mit dem Einstieg warten, da in diesem Fall mit einer weiteren Schwäche zu rechnen ist.

Die Zinssenkungen der Fed dürften jedoch die Angst vor steigender Inflation schüren. Dies könnte zusammen mit einem positiven Basiseffekt bei einigen Inflationskomponenten dazu führen, dass der Zinsmarkt holpriger wird als wünschenswert. Aber daran sind wir inzwischen gewöhnt.

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