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TiAM-RoundTable: „Die Kombination von KI und Mensch ist entscheidend“

Die Teilnehmer in Frankfurt (v. l.): Gerrit Braith - Vorstand Vertrieb und Marketing LOYS AG, Peter Gewalt - Moderator, Walter Liebe - Head of Intermediaries Germany bei Pictet AM, Philipp von Königsmarck - Head of Wholesale Germany bei Legal & General Investment Management (LGIM), Said Yakhloufi - Geschäftsführer des Fondsanalysehauses FondsConsult
Veranstaltungen

Das Thema künstliche InteIligenz (KI) bewegt weltweit Menschen und Märkte. Beim TiAM-Round-Table „Künstliche Intelligenz“ diskutierten Anlageexperten, welche neuen Investmentchancen sie durch den Megatrend erwarten und welche Auswirkungen die KI auf die Asset-Management-Branche hat

23.04.2024 | 07:15 Uhr von «Peter Gewalt»

Detail

Die Teilnehmer in Frankfurt (v. l.):

Gerrit Braith, Vorstand Vertrieb und Marketing LOYS AG

Peter Gewalt, Moderator 

Walter Liebe, Head of Intermediaries Germany bei Pictet AM

Philipp von Königsmarck, Head of Wholesale Germany bei Legal & General Investment Management (LGIM)

Said Yakhloufi, Geschäftsführer des Fondsanalysehauses FondsConsult

TIAM: Springen wir mitten hinein ins Thema KI und schauen uns einen der Protagonisten an. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie den Kursverlauf von Nvidia sehen?

Walter Liebe: Technologisch ist Nvidia zurzeit unangreifbar. Allerdings ist die Bewertung absurd hoch. Mich erinnert das an 2021, als wir im Bereich Energietransformation Wachstumsraten extrapoliert haben – und dann die Korrektur auf dem Fuß folgte. Damit kein Missverständnis aufkommt: Das Geschäftsmodell von ­Nvidia ist nach wie vor intakt, aber es kann eine Erwartungskorrektur geben, die kurzfristig zu Enttäuschungen führen kann. An der technologischen Durchsetzung wird das aber nichts ändern. Die Frage ist, was an Wachstumsraten realistisch ist – und ob das Unternehmen in die Bewertung hin­einwachsen kann oder nicht.

TiAM: Im Kern geht es um die Frage, was KI ist – Hype oder Gamechanger?

Gerrit Braith: Das Asset-Management-Marketing macht daraus einen Hype, und es besteht die Gefahr, dass der Bogen in der Ansprache von Investoren überspannt wird und die Finanzbranche durch überzogene Erwartungshaltungen Investoren verliert. Das können wir beim Thema ESG gerade beobachten. So wichtig Nachhaltigkeit ist, manchmal ist es zu viel.

TiAM: Was kann KI dann heute für ­Investoren sein?

Braith: Ich sehe im ersten Schritt die technische Evolution. In der Finanzberatung wären dies KI-gestützte Bedarfserfassung und Vereinfachung der Administrationsprozesse für ein leichteres Onboarding. Auch bei der Finanzbildung kann KI heute schon eine wichtige Rolle spielen.

Philipp von Königsmarck: Aus meiner Sicht ist KI ein Gamechanger für fortschrittliche Datenanalysen und Marktprognosen, der sich in zwei Stufen darstellt. Im ersten Schritt, den wir gerade durchlaufen haben, ging es darum, Modelle mit riesigen Datenmengen zu füttern, damit sie Muster, Sprachen und Wissen lernen konnten. Das mündete unter anderem in ChatGPT. Die zweite Stufe, die uns bevorsteht, wird stark getrieben sein durch Inferenz und Verkörperung. Es geht darum, einer multimodalen KI den Weg zu bereiten mit Text, Video, 3-D- und 4-D-Design in Echtzeit und Planung von Steuerungssystemen für die reale Welt.


Expertenrunde zum Thema künstliche Intelligenz: Gewalt, Braith, Yakhloufi, Liebe und von Königsmarck (v. l.)


TiAM: KI wird alle Bereiche durchdringen. Gibt es Branchen, die Investoren besonders im Auge haben sollten?

Said Yakhloufi: Jede Branche steht vor einem Umbruch – manche mehr, manche weniger. Die Frage ist, wie die Arbeit organisiert ist. Nehmen Sie White-Collar-Jobs oder administrative Tätigkeiten ganz gleich in welcher Branche. Sie werden mithilfe von KI noch stärker, noch schneller automatisiert werden können. Hier ist künstliche Intelligenz ein Instrument, ein Mittel zum Zweck. Und bei freien Berufen, wie beispielsweise Anwälten, sehen wir schon heute, welche Möglichkeiten die Technologie bietet. Teilweise kann man solche Lösungen schaffen, ohne selbst programmieren zu können.

von Königsmarck: Profitieren werden Branchen wie das Gesundheitswesen, und hier insbesondere die Diagnostik. Durch KI wird es möglich sein, Behandlungen zu personalisieren und irgendwann patientenspezifische Arzneimittel herzustellen. Nutznießer sind aber auch das Transportwesen, autonomes Fahren und intelligente Verkehrssysteme. In der Fertigung führt KI zur Innovation durch intelligente Automatisierung, vorausschauende Wartung und Optimierung der Lieferketten. Und der Finanzbereich führt KI zur Neudefinition des Robo-Advisor, hilft bei der Betrugserkennung und beim algorithmischen Handel.

TiAM: Für Investoren gilt also, dass es zwei Arten von Gewinnern geben wird: die Enabler, die die Infrastruktur mit Chips und Cloud bereitstellen, und die Anwender.

Braith: Wichtig ist, die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick zu nehmen. So wird etwa die Hälfte aller Chips mithilfe von Polysilizium produziert, das von Wacker Chemie hergestellt wird. Und Süss Microtec ist ein ebenfalls in Deutschland ansässiger, weltweit führender Hersteller von Anlagen- und Prozesslösungen, die für die Mikrostrukturierung von Halbleitern eingesetzt werden, unter anderem von ASML. An KI hängt so viel mehr als nur Softwarelösungen. Damit ist der deutsche Mittelstand als Enabler teilweise in der Weltspitze und voll an der Entwicklung von KI beteiligt.

TiAM: Trotzdem wird man den Eindruck nicht los, dass vor allem Großunternehmen von KI profitieren. Die sogenannten „Glorreichen Sieben“ sind alle Schwergewichte.

von Königsmarck: Tendenziell profitieren – zumindest im Moment – eher große Unternehmen, weil die Investitionsausgaben sehr hoch sind.

Liebe: Das geht teils so weit, dass die Wissenschaft diskutiert, ob der Small-Cap-­Effekt tot sei. Früher hieß es, junge Unternehmen sind innovativer, können stärker wachsen und treiben den Fortschritt voran. Im Moment haben wir den gegenteiligen Effekt. Die Techgiganten sind in der Lage, Gewinne zu akkumulieren und aufkommende Konkurrenten oder mögliche Disruptoren aufzukaufen, damit diese erst gar nicht als selbstständige Unternehmen wachsen können. Beispiel Microsoft und OpenAI. Gleichzeitig sehen wir das Phänomen, dass junge Unternehmen aufgrund der Dominanz von Private Equity später an die Börse kommen als früher, wenn überhaupt.

TiAM: Andere verlangen von KI-Start-ups, die sie finanzieren, dass diese ihre Cloud-Plattformen nutzen. Gegen Bezahlung versteht sich. Clever oder unfair?

Liebe: Solche Netzwerkeffekte sorgen dafür, dass Cashflows zu den Großen fließen, die es ihnen dann erlauben, ihre Position zu stärken. Allerdings bin ich der Meinung, dass dieses Phänomen endlich ist und die Börse als Exit für Private Equity wieder stärker in den Fokus rücken wird. Und dann eröffnet sich auch die Chance für Investoren, mit diesen Unternehmen zu wachsen.

TiAM: Trotzdem können sich große Unternehmen einen Vorteil sichern – Stichwort Daten.

Yakhloufi: Das ist grundsätzlich richtig, aber nicht das vollständige Bild. Klar braucht es gerade beim maschinellen Lernen in den Bereichen unüberwachtes und überwachtes Lernen große Datenbeispiele, um mögliche Anwendungen zu trainieren, etwa wenn man Brustkrebs früher prognostizieren möchte. Dann muss eine kritische Masse an Daten und Beispielen vorhanden sein. Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass es nicht nur um die Menge der Daten geht, sondern vor allem um deren Qualität.

Braith: Es ist unserer Ansicht nach nicht so, dass nur große Unternehmen Vorteile haben. Im Kern geht es oft darum, Muster zu erkennen. Unternehmen im Bereich der Naturwissenschaften und der Medizin orientieren sich bei ihrer Forschung und Entwicklung an Regeln. Hier kann KI den Prozess des Erkennens beschleunigen und helfen, die Mehrwerte zu heben. Das können auch kleinere Unternehmen leisten.

TiAM: Die Fondsbranche durchlebt gerade eine zyklische Delle. Steigt mit dem Kostendruck auch die Offenheit für KI? Wie sieht es in Ihren Unternehmen aus?

Braith: Es wächst vor allem die Bereitschaft, Prozesse zu hinterfragen – und sie durch KI zu unterstützen oder sie gar zu ersetzen. Wir sehen uns selbst als klassischen Anwender, stehen aber noch am Anfang. Wir setzen KI hauptsächlich im Marketing ein, etwa bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

Yakhloufi: Bei uns findet KI im Moment vor allem in der Prozessoptimierung statt. Wir wollen Abläufe effizienter gestalten und die Produktivität steigern, ohne dass die Qualität leidet. Ich denke, über kurz oder lang wird jeder Fondsanbieter KI einsetzen. Daran führt kein Weg vorbei.

von Königsmarck: Aktuell ist KI für uns ein Analysetool, um etwa Trends zu identifizieren, Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und individuellere Lösungen anbieten zu können. Von hier aus geht es künftig Schritt für Schritt weiter. Auf der Versicherungsseite nutzt Legal & General künstliche Intelligenz für das Schadensmanagement.

TiAM: Weltweite Aufmerksamkeit erhielt KI, als ChatGPT auf den Markt kam. Ist das eine Option im Tagesgeschäft?

Liebe: Seit letztem Oktober hat jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin Zugang zu einer Businessversion von ChatGPT. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie intensiv und mittlerweile selbstverständlich wir das Programm nutzen. Wir haben vor Kurzem ein kurzes Video produziert und dann mithilfe von ChatGPT aus der deutschen Fassung eine niederländische, japanische und italienische Version gemacht – mit völlig synchronen Lippenbewegungen und deutschem Akzent in den drei Fremdsprachen, ohne dass die Kollegin jemals ein Wort in einer der Sprachen gesprochen hätte. Aus unserer Sicht bietet KI gerade im Vertrieb viele Möglichkeiten, völlig neue Wege zu gehen.

TiAM: Werfen wir doch mal einen Blick in die ­Zukunft: Wird KI irgendwann das Fondsmanagement übernehmen?

von Königsmarck: Ein Ersatz für den menschlichen Manager wird KI nicht sein können. Künstliche Intelligenz ist ein unterstützendes Tool, das vor allem in vier Bereichen zum Einsatz kommen kann: in der Fundamentalanalyse, um Prognosen treffen zu können, die ein Fondsmanager dann aber noch einmal hinterfragt, dann in der Portfoliooptimierung, drittens für die Durchführung einer Stimmungsanalyse durch das Auswerten von Nachrichten und für das Aggregieren der Datenflut und schließlich im Echtzeithandel, in dem die KI Markteinblicke liefern kann.

Braith: Auf den ersten Blick verlockend erscheint, dass KI ein Werkzeug zur Beschaffung und Konsolidierung von Informationen sein kann. Solche Vereinfachungen können jedoch auch zur Folge haben, dass zu viele wichtige Feinheiten verloren gehen. Stand heute würde die KI bei Loys maximal unsere Werkstudenten ersetzen. Die Technik würde jedoch nie zum Einsatz kommen, um Allokationsentscheidungen zu treffen und einen Fonds langfristig erfolgreich durch verschiedene Marktphasen zu steuern.

TiAM: Ein Nachteil von KI besteht darin, dass sie ein Ergebnis liefert, aber den Weg dorthin nicht erläutert. Spielen Fondsmanager aus Fleisch und Blut da überhaupt mit?

Liebe: Ganz klar nein. Ein überzeugungsbasierter Manager ist im Grunde ein Künstler, jemand, der durch Erfahrung und Intuition häufiger die richtigen als die falschen Dinge tut. Alles, was dem vorgelagert ist, kann man mithilfe von KI effizienter gestalten. Aber nur ein menschlicher Fondsmanager hat das Gespür dafür, wenn sich etwas fundamental ändert, wenn etwas eintritt, was es vorher nicht gab und mit dem die KI daher auch nicht gefüttert werden konnte. So war etwa der Zinsanstieg, den wir jetzt hatten, präzedenzlos. Das Gleiche gilt für plötzliche kriegerische Auseinandersetzungen. Man darf die menschliche Komponente nicht unterschätzen.

TiAM: Wie hoch ist aktuell der Integrationsgrad von KI im Fondsmanagement?

Yakhloufi: Wenn es um die Festlegung des Anlageuniversums, der Titelselektion, der Portfoliokonstruktion und des Risikomanagements geht, dann gibt es bisher nur wenige Manager, die KI autonom und umfassend agieren lassen. Solange man noch nicht herausgefunden hat, wie menschliche Intuition entsteht, schlägt der Mensch die Maschine. Würden Sie in ein Flugzeug einsteigen, das komplett von einem Autopiloten gesteuert wird? Ich würde mich das eher nicht trauen. Die effiziente Kombination von Mensch und KI ist das Entscheidende.

TiAM: Bieten Sie Ihren Investoren heute schon KI-Strategien an?

von Königsmarck: Wir haben vor fünf Jahren einen Artificial Intelligence ETF aufgelegt. Er hat ein verwaltetes Vermögen von fast 600 Millionen US-Dollar und in den letzten zwölf Monaten eine Performance von gut 50 Prozent geliefert. Dabei arbeiten wir mit ausgewiesenen Experten zusammen, unter anderem mit Daniela Rus als Beraterin, die das Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory des MIT leitet, und nutzen aktives Research zur Identifikation der relevanten Unternehmen. Wir investieren in die KI-Wertschöpfungskette, das heißt in Infrastrukturanbieter und Anbieter von KI-Produkten und -Lösungen. Unser ETF verwendet einen modifizierten Gleichgewichtungsansatz, um das gesamte Segment diversifiziert abzudecken, ohne sich zu sehr auf die Cloud- und Halbleiternamen zu konzentrieren.

Braith: Wir haben die KI-Wertschöpfungskette aus fundamentaler Sicht im Blick und denken nicht über einen entsprechenden Branchenfonds nach. Das widerspräche unserer Überzeugung, flexibel zu bleiben. Aber im Rahmen unserer Premium-Dividenden-Strategie finden wir branchenübergreifend genügend Profiteure – auch Substanzwerte mit gutem Management, übervollen Auftragsbüchern und nachhaltigen Cashflows.

Liebe: Wir sind schon seit Langem in thematischen Investments unterwegs, haben 2006 eine Digitalstrategie mit internet­basierten Geschäftsmodellen aufgelegt und 2015 eine Robotics-Strategie, in der auch Themen wie Halbleiter oder Gesichts­erkennung eine Rolle spielen. Hier haben wir KI in anderen Strategien integriert. Im Frühjahr werden wir eine Lösung im Rahmen unserer Quant-Strategien auflegen und dabei auch eine KI-gesteuerte Version eines globalen Aktienfonds haben. Also weitgehend ohne Künstler.

Details zu den Favoritenfonds der Profis für 2024 finden Sie hier

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