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Adig Währungsfonds

Was ist die älteste Assetklasse der Welt? Anleihen? Falsch! Aktien? Erst recht nicht. Es sind die Währungen. Und heute bieten sie den liquidesten und schnellsten Kapitalmarkt der Welt. Innerhalb von 24 Stunden wechseln Devisen im Wert von ungefähr 1 Billion Euro den Besitzer. Konjunkturdaten spiegeln sich innerhalb von Sekunden in Veränderungen am Devisenmarkt wider. Nur, warum kam bisher niemand auf die Idee, daraus einen Fonds zu bilden?

06.09.2004 | 17:01 Uhr

Die Idee besteht schon sehr lange, nur die Gesetzgebung war bisher dagegen. Das neue Investmentrecht ermöglicht seit Anfang des Jahres reine Währungsfonds, die auch gegenläufige Währungsgeschäfte tätigen können. Bisher durften nur Absicherungen, aber keine Spekulationen auf sinkende Kurse ausgeführt werden.

Die Adig, die Publikumsfondsmarke der Cominvest, nutzt die neuen Spielräume und bringt in diesen Tagen den Adig Währungsfonds auf den Markt. ¥€$+ nennt die Adig das Prinzip des Fonds und bringt damit das Anlagegebiet auf den Punkt. Der Fonds investiert hauptsächlich in die mit großen Abstand liquidesten Währungen Yen, US-Dollar, Euro und zusätzlich in das britische Pfund (entspricht dem "Plus"!). Erwartet wird eine Performance vor Kosten von 2 bis 3% über dem Geldmarktsatz.

So weit, so gut. Allerdings gilt der Devisenmarkt nicht nur als äußerst effizient, sondern auch als extrem schwierig. Privatanleger wundern sich oft über die extremen Ausschläge, die es vor allem beim US-Dollarkurs gibt, und auch Profis können sich so manche Schwankung nicht mehr erklären. Wie soll in so einem Umfeld regelmäßig eine bessere Performance als der risikolose Zinssatz erzielt und Verluste vermieden werden?

Investmentansatz

Mit fundamentalem Research sind die mitunter extremen Tagesschwankungen nicht ausreichend erklärbar. Deshalb hat sich im Devisenmanagement die quantitative Analyse als besserer Indikator erwiesen. Die genaue Vorgehensweise bleibt natürlich Betriebsgeheimnis, aber so viel steht fest, die Cominvest nutzt ein Trendfolgesystem. Trends werden so lange fortgeschrieben bis ein Trendbruch erkennbar wird. Dann erfolgt ein automatischer Verkauf. Eine rigorose Verkaufsdisziplin ist bei diesen Systemen unabdingbar. Der Einfluss auf das System von außen ist nur sehr begrenzt möglich. Der Fondsmanager Herwig Prielipp übernimmt im wesentlichen Überwachungsaufgaben und führt Plausibilitätskontrollen durch. Nur im absoluten Ausnahmefall, wie bspw. nach den Anschlägen vom 11. September, würde er aktiv eingreifen. Mit externen Schocks ist auch ein quantitatives System überfordert.

Allerdings könnte der Fondsmanager unmöglich ein jährliches Renditeziel vorgeben, wenn das gesamte Portfolio ständig in Währungsspekulationen gebunden wäre. Was macht das Management also, um zumindest mit einem Bein auf der sicheren Seite zu sein?
Zunächst erstellt es ein Rentenportfolio mit Euro-Anleihen und einer Restlaufzeit unter einem Jahr. Die Zinskupons decken den Geldmarktsatz ab und aufgrund der kurzen Laufzeit besteht nur ein äußerst geringes Zinsänderungsrisiko. Die 2 bis 3% Mehrertrag soll durch geschickte Investition in Währungsterminkontrakte erzielt werden. Das Risiko soll nicht unnötig erhöht werden, deshalb wird auf eine Kreditaufnahme (sog. Leverage), der bei Hedge Fonds üblich ist, verzichtet.

Management

Der Fondsmanager Herwig Prielipp ist seit 25 Jahren im Währungsmanagement und im Devisenhandel tätig. Seit 3 Jahren ist er bei der Cominvest als Leiter des Währungsmanagements beschäftigt, nachdem er zuvor 5 Jahre in gleicher Funktion bei Invesco verbracht hatte. Seine umfangreichen Kenntnisse im Währungsmanagement erwarb Prielipp im Devisenhandel bei verschiedenen Investmentbanken in Frankfurt und New York. Er war dort unter anderem als Chefhändler und als Leiter des Eigenhandels tätig.

Portfolio

Die Positionierung des Portfolios zu beschreiben, ist kaum möglich. Die Angaben sind möglicherweise bei Veröffentlichung schon völlig veraltet. Neue Konjunkturdaten aus den USA oder Inflationsraten aus Deutschland können innerhalb von Minuten eine komplette Umschichtung der Währungspositionen erforderlich machen. Glücklicherweise sind Währungskontrakte äußerst liquide und verhältnismäßig kostengünstig, so dass schnell auf Marktveränderungen reagiert werden kann.

Performance

Der Fonds ist erst seit wenigen Tagen zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen. Am 14. Juni wurde er in Luxemburg aufgelegt und in den vergangenen Wochen konnten rund 40 Mio. Euro eingesammelt werden. Für eine Aussage zu Performance des Fonds ist es aber natürlich noch zu früh.

Herwig Prielipp hat das quantitative System entwickelt und nutzte es bereits seit Jahren erfolgreich für die Währungsseite im Renten- und Aktienportfoliomanagement bei der Cominvest und seinem früheren Arbeitgeber Invesco. Ein reines Währungsprodukt gab es aber bisher noch nicht.

Einschätzung

Das neue Investmentgesetz erweitert das Anlagespektrum und eröffnet Investoren neue interessante Anlagealternativen. Ein reiner Währungsfonds ermöglicht es auch dem Privatanleger, von den Schwankungen an den internationalen Devisenmärkten zu profitieren. Auch portfoliotheoretisch kann die Beimischung von Währungen in ein Depot durchaus sinnvoll sein, da sie nur gering mit den klassischen Assetklassen wie Aktien oder Renten korreliert sind. Darüber hinaus dürfte der Fonds im Gegensatz zu klassischen Rentenfonds von steigenden kurzfristigen Zinsen profitieren, da die Geldmarktverzinsung als Grundlage des Portfolios dient.

Allerdings ist es nach unserer Auffassung durchaus fraglich, ob die Zielrendite von 2 bis 3% über dem Geldmarktsatz (vor Kosten) nachhaltig zu erzielen ist. Devisenmärkte sind extrem schwer einzuschätzen, so dass auch trotz der strikten Verkaufsdisziplin und der Kompetenz von Herwig Prielipp negative Ergebnisse nicht auszuschließen sind.

Was bringt der Fonds aber dem Endanleger? Die Verwaltungsvergütung beträgt 1,1% und die Depotbankgebühr 0,1%, so dass nach Kosten eine Überrendite von 0,8 bis 1,8% zu erwarten ist. Bei einem regulären Ausgabeaufschlag von 3,0% muss der Anleger Geduld mitbringen, um tatsächlich von diesem Ansatz zu profitieren.

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