Inflation statt Deflation: NICE kann man das nicht nennen

Trotz der Befürchtungen, dass sich eine Deflation herausbilden könnte, argumentieren Léon Cornelissen und Ronald Doeswijk, Senior Strategists des Economic & Financial Market Analysis-Teams von Robeco in einem neuen Marktforschungsbericht, dass langfristig wesentlich eher eine Inflation zu befürchten sei. Der beste Schutz für Anleger sind an die Inflationsrate gekoppelte Anleihen.

16.11.2009 | 11:00 Uhr


Die "große Moderation", die Phase stabilen wirtschaftlichen Wachstums und rückläufiger Inflation seit Anfang der achtziger Jahre ist vorbei. Dies war der Zeitraum, den Mervyn King, Direktor der Bank of England mit dem Kürzel "NICE" bezeichnete: NICE als (englische) Abkürzung für "ständiges Wachstum ohne Inflation".

Diese Phase ging zunächst durch die zunehmende Knappheit der Naturressourcen und dann durch die Finanzkrise zu Ende. Was kommen wird, ist noch ungewiss. Gewiss sind sich Ronald Doeswijk und Léon Cornelissen nur in Einem: NICE wird nicht wiederkehren, so die Schlussfolgerung in ihrem neuen Bericht.

Die wirtschaftliche Situation ist seltsamerweise so, dass sowohl eine Deflation plausibel wäre, als auch, dass eine hohe Inflation wiederkehrt. Zurzeit ist die Inflation zurückgegangen. Aber trotz kürzlicher Lebenszeichen ist ein solider wirtschaftlicher Wachstumstrend kaum zu erkennen, von einem stabilen Wachstum gar nicht zu reden.

Rückkehr hoher Inflation wahrscheinlicher

Wahrscheinlicher als eine Deflation ist jedoch die Rückkehr einer hohen Inflation. Das ist die Hauptschlussfolgerung im Bericht des Economic Financial Market Analysis-Teams "Inflation vs deflation: it won´t be NICE". Allerdings gehen Léon Cornelissen und Ronald Doeswijk nicht davon aus, dass eine hohe Inflation vor dem Jahr 2011 eintritt, da die Rezession immer noch spürbar ist.

Welche Gründe gibt es für diese Meinung? Natürlich tragen die Knappheit der Naturressourcen und des Faktors Arbeit zur Inflation bei. Das Öl wird knapp und die Gesamtkosten für Energie steigen. Das zunehmende Alter der Bevölkerung sowohl in den entwickelten als auch in den Schwellenländern wird dazu führen, dass Arbeitskraft knapp wird, da die Pflege älterer Menschen in den kommenden Jahrzehnten viele Arbeitskräfte binden wird. Das Inflationsrisiko steigt mit der zunehmenden Knappheit der Arbeitskräfte.

Politiker könnten versucht sein, durch Inflation Schulden abzubauen

Andere Faktoren, die wahrscheinlich zu höherer Inflation führen werden, liegen in den Bemühungen der Regierungen in aller Welt die schwersten Folgen der Wirtschaftskrise zu bekämpfen. In den meisten Märkten verfolgen die Regierungen eine Politik des lockeren Geldes, zugleich erhöht sich die Staatsverschuldung im Vergleich zum BIP deutlich, da die Regierungen Darlehen zur Finanzierung von Förderprogrammen aufnehmen mussten. Beide Faktoren tragen zur Inflation bei.

Die Politiker könnten zudem versucht sein, zumindest einen Teil der Staatsverschuldung durch höhere Inflation abzubauen. "Je höher die Verschuldung, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Regierungen lieber auf Inflation setzen", so Ronald Doeswijk und Léon Cornelissen. Für die Regierungen ist es einfacher, mit einer steigenden Inflation zu leben als Ausgaben zu kürzen oder Steuern zu erhöhen.

Höhere Inflation muss nicht unbedingt schlecht sein. Das ist zumindest die Ansicht vieler führender Wirtschaftswissenschaftler, die sich weniger wegen der Gefahren einer höheren Inflation sorgen als die Zentralbanken, die in der Regel die Inflation auf etwa zwei Prozent beschränken wollen. Einige Wirtschaftswissenschaftler befürworten eine höhere Inflation, um einen Ausweg aus der aktuellen Situation zu finden.

Der Harvard-Professor Kenneth Rogoff ist dafür ein Beispiel: Er empfiehlt zumindest für einige Jahre eine Inflation von sechs Prozent. Das würde die Schuldenbombe entschärfen und uns beim Schuldenabbau helfen, so seine Meinung.

Inflationsgeschützte Anleihen bieten den besten Schutz

Angesichts einer Wiederkehr hoher Inflationsraten kommen Ronald Doeswijk und Léon Cornelissen zu dem Schluss, dass an die Inflationsrate gekoppelte Anleihen den Anlegern vorab den besten Schutz bieten könnten. Das ist nicht verwunderlich, denn deren Rendite ist an die Inflation gekoppelt. Eine direkte Verknüpfung mit der Inflationsrate könnte auch über Inflations-Swaps erreicht werden. Nach dem Marktforschungsbericht der beiden sind in Zeiten mit hoher Inflation Rohstoffe die Anlageklasse mit der zweitbesten Performance, danach folgen Aktien von Rohstoffunternehmen, danach wiederum Aktien allgemein sowie Immobilien und Anleihen.

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