Defensivere Sektoren in neuem Licht

Zunehmende Bedenken wegen der Nachhaltigkeit der Erholung rechtfertigen eine Verschiebung zugunsten defensiverer Wirtschaftssektoren, so Léon Cornelissen, Senior Strategist des Teams Economic & Financial Markets Analysis. Angesichts der zunehmenden Nervosität der Märkte befürwortet das Team Economic & Financial Markets Analysis eine defensivere Position bei der Aktienauswahl. Industrieaktien bewertet es jetzt statt "positiv" mit "neutral" und Telekommunikationsaktien nicht mehr "negativ" sondern "positiv". Noch pessimistischer ist das Team nun bei Finanzpapieren.

17.06.2010 | 17:50 Uhr


Zunehmende Zweifel an der Stärke der Erholung in den USA und die sich verschlimmernde europäische Schuldenkrise hätten die Anleger beunruhigt, so Léon Cornelissen.

Die jüngsten Daten aus den USA waren ziemlich robust, doch da die Arbeitsmarktdaten für den Monat Mai schlechter als erwartet ausfielen, waren die Marktteilnehmer beunruhigt. In der Zwischenzeit haben die Bedenken zugenommen, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft verlangsamen könnte, da die europäischen Länder mit ihren hohen Staatsdefiziten zu kämpfen haben.

Diese Bedenken führten dazu, dass die Aktienmärkte die Höchstkurse vom April nicht halten konnten. Der Einfluss auf den MSCI World Index (in Euro) war begrenzt. Die lokalen Indizes haben jedoch deutlich korrigiert.

Die Neuorientierung der Märkte auf defensive Werte ist nicht nur eine technische Reaktion.

Die Märkte reagierten auch durch den Wechsel aus zyklischen in defensive Werte. Es ist keine Überraschung, dass Letztere bei der Korrektur besser abschnitten. Anleger entscheiden sich daher für nicht zyklische Unternehmen mit konstanten Erträgen, die nicht so stark durch eine Verschlechterung der makroökonomischen Daten beeinflusst werden wie die Papiere von Unternehmen aus zyklischen Wirtschaftssektoren.

Nach Ansicht von Léon Cornelissen ist dies nicht nur eine kurzfristige Umorientierung auf defensive Sektoren. Eine weitere Outperformance ist daher wahrscheinlich. In diesem Stadium hält Léon Cornelissen es für klug, sich mehr auf defensivere Wirtschaftssektoren zu orientieren.

Industriewerte auf neutral abgestuft, Telekomwerte jetzt bevorzugt

Dieser Wechsel von zyklischen in defensive Papiere erfolgte durch Korrektur der leicht positiven Bewertung zyklischer Industriepapiere, die jetzt nur noch mit "neutral" bewertet werden sowie durch Änderung der Einschätzung des defensiven Telekommunikationssektors von "negativ" auf "positiv". Ein weiterer Faktor für die besseren Perspektiven für Telekommunikationspapiere ist die jüngste Verbesserung des Verhältnisses der Ertragskorrekturen in diesem Sektor, ein Hinweis dafür, dass es positive Überraschungen gab.

Finanzpapiere dagegen bewertet das Team jetzt noch pessimistischer. Léon Cornelissen und seine Kollegen hatten diesen Sektor bereits negativ bewertet.

Léon Cornelissen verweist auf drei wesentliche Nachteile von Finanzpapieren: Erstens gibt es nicht so viele Ertragskorrekturen nach oben wie im Markt allgemein. Zweitens ist unklar, ob es zukünftig eine strengere Regulierung geben wird. Schließlich könnte die durch die Staatsverschuldung bedingte Krise Finanzpapiere hart treffen.

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