Abschwächung der US-Wirtschaft, aber keine erneute Rezession

Die Märkte reagierten negativ auf die jüngsten Zahlen aus den USA, die die Furcht vor einer erneuten Rezession aufleben ließen. Financial Markets Research Strategist Lukas Daalder sagt, dass die Zahlen enttäuschend seien, allerdings noch nicht die Rückkehr einer Rezession andeuten würden.

30.08.2010 | 17:23 Uhr


Nachdem man in hohem Maße die stärker als erwarteten Zahlen der industriellen Produktion in den USA, die für Juli am 17. August veröffentlicht wurden, übergangen hat, war die Reaktion des Marktes auf die schwächer als erwarteten gesamtwirtschaftlichen Zahlen aus den USA viel bestimmter. Man folgerte eifrig, dass sich die US-Wirtschaft an der Spitze zu einer erneuten Rezession befindet, bemerkt Lukas Daalder.

"Da die Aktienmärkte wegen der gefürchteten, anstehenden September/Oktober-Periode bereits nervös sind und sich die Anleihenmärkte erholen als gäbe es kein morgen, brauchten Aktien nur eine kleine Anregung, um zu sinken", sagt er.

US-Wirtschaftszahlen waren schwächer als erwartet
Die Zahlen der US-Wirtschaft waren tatsächlich schwächer als Analysten erwartet haben. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stiegen auf 500.000. Das betonte die Erfolglosigkeit des Arbeitsmarktes, die Gewinne einer einjährigen Erholung zu ernten. Außerdem fiel der Philly-Fed-Index in einen Negativbereich (-7,7), was einen weiteren Abfall im August signalisiert.

Das ist aber noch nicht alles. Der Verkauf von Gebrauchtimmobilien stürzte im Juli auf eine Jahresrendite von 3,83 Millionen Einheiten ab. Das ist das niedrigste Ergebnis in der elfjährigen Geschichte dieser Zahlenserie. Zudem sanken im Juli langlebige Konsumgüter auch stark. Das ist durchaus ein Verzeichnis schwacher Ziffern.

Keine Rückkehr zur Rezession
Bedeuten also diese bedrückenden Nachrichten, dass sich die Rückkehr zu einer Rezession um die Ecke befindet? Nein, glaubt Daalder. "Man kann nicht bestreiten, dass die Aussichten für die US-Wirtschaft nachlassen", sagt er. "Allerdings sind diese Zahlenberichte für die US-Wirtschaft als Ganzes zweitrangig."

Warum? Daalder erklärt, dass alle diese Indikatoren einen begrenzten Wert für die Voraussichten der großflächigen Wirtschaft haben. Die Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, beispielsweise, sind volatil und empfindlich gegenüber saisonalen, und oft falschen, Schwankungen.

Mit den drei anderen Indikatoren verhält es sich ähnlich. Der Philly-Fed-Index ist ebenso volatil und zeigt lediglich ein regionales Bild. Die Serie langlebiger Konsumgüter ist "einfach volatil", wie Daalder sich ausdrückt, während der Immobiliensektor nur einen begrenzten Teil des Gesamtwirtschaft darstellt.

Trotz der Risiken, läuft die US-Wirtschaft keine Gefahr einer erneuten Rezession
Das bedeutet nicht, dass diese Daten beiseite geschoben werden sollten. Es gibt Risiken. "Das Hauptrisiko liegt darin, dass sich die schwachen Zahlen des Immobiliensektors zukünftig in niedrigeren Immobilienkursen niederschlagen und dabei einen negativen Effekt auf den Wohlstand haben werden", sagt Daalder.

Allerdings resümiert er, dass die letzte Datenmenge "sicherlich negativ ist, aber noch keinen Anlass für eine erneute Rezession gibt." Er regt dazu an im Hinterkopf zu behalten, dass die USA, im Gegensatz zu den meisten Teilen der Welt, eine Zentralbank haben, die gewillt ist, radikale Schritte für eine funktionierende Wirtschaft zu unternehmen. "Das bedeutet, dass eine weitere Abschwächung der Wirtschaft wahrscheinlich einen neuen Aktionsplan einleiten wird", schließt er.

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