Chinas rekordverdächtiger Börsengang

Der größte, jemals stattgefundene Börsengang der Welt ereignete sich im letzten Monat - und wo anders als in China? Arnout van Rijn, Robecos CIO Asia, reflektiert über die Börsenzulassung der AgBank. Globale Investmentbanker stießen Mitte Juli einen gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus, nachdem die erfolgreiche Börsenzulassung der Agricultural Bank of China (AgBank) in Chinas Offshore- und Onshore-Märkten erfolgt war. Die Banker verdienten ihre Ferien, da diese Realisierung eine Menge an harter Arbeit erfordert hatte.

31.08.2010 | 15:48 Uhr


Niemals zuvor wurde ein solch umfassender und großer Zusammenschluss von Investmentbanken vereinigt. Obwohl nur 15% der Bank notiert wurde, war es dennoch ein Mega-Deal von mehr als 22.1 Milliarden US-Dollar. Das machte es zum weltweit größten Börsengang (initial public offering, IPO). Dieser übertraf selbst den Börsengang der Industrial & Commercial Bank of China mit einem 21.9 Milliarden-Deal in 2006. Das ist China: Alles ist hier groß.

Einige der Zahlen sind verblüffend: Die AgBank ist "nur" die drittgrößte Bank Chinas. Ihr Vermögen beläuft sich allerdings auf EUR 1.000 Milliarde. Dies entspricht etwa 40% von Deutschlands BIP. Die Bank ist auch bei weitem die größte hinsichtlich ihrer Filialen (24.000) und ihres Kundenstammes (320 Millionen), da sie sich bis zu Chinas Agrarbevölkerung ausstreckt.

Die AgBank kämpfte mit einer schwachen Reputation
Warum dann war der Börsengang solch eine heikele Operation? Von den größten, staatseigenen Banken, war die AgBank die letzte zu notierende gewesen. Aufgrund ihrer Größe, ihrer Präsenz in den kleinsten Ecken Chinas und ihrer fehlenden Risikomanagementsysteme, war sie die Bank mit der schwächsten Bilanz und den schlimmsten Problemkrediten.

Die Regierung wendete viel Zeit für die Neustrukturierung in 2008/ 2009 auf. Dabei übernahm sie die meisten Problemkredite aus der Bilanz und sorgte sie für Marktfähigkeit des Unternehmens. Trotzdem trägt die Bank die Last der Vergangenheit mit sich und behielt ihren relativ schlechten Ruf.

Die Bankangestellten kämpften ebenso gegen die labile Stimmung unter den chinesischen Anlegern. Der lokale Aktienmarkt erreichte seinen Höchststand im Sommer von 2009 und sank schließlich um 25%, als die Regierung weniger Geld fließen ließ.

Fundamentale Anleger waren der Schlüssel zum Geschäftsabschluss
Die Investmentbanken kamen mit 11 fundamentalen Anlegern, um ihr Vertrauen in die Zukunft der Bank zum Ausdruck zu bringen. Und das erwies sich als der Schlüssel zum Erfolg des Geschäfts. Staatsfonds, Banken und einige Großindustrielle meldeten sich folglich zu einem großen Anteil des Geschäfts an. Die offene Zustimmung dieser klugen Anleger machte es den Verkäufern der Investmentbanken um vieles einfacher den Deal anderen Anlegern zu verkaufen.

Und natürlich gibt es gute Gründe, um über die Aussichten der Bank optimistisch zu sein. Vor allem harrt die Bank, als eine wahre Privatkundenbank mit einzigartigem Kundenstamm aus, um wesentlich vom Anstieg des Verbrauchs in China zu profitieren. Zudem hat die Bank bereits die größte Anzahl umlaufender Kreditkarten. Und mit so vielen kleinen Kontoinhabern hat die Bank einen Finanzierungsvorteil gegenüber ihren Mitbewerbern.

In einem Land, in dem sowohl Einlage- als auch Darlehenszinsen festverzinslich sind, ist eine Banklizenz eine Lizenz zum Geld drucken - solange wie man nicht in erhebliche Problemkredite rennt. Natürlich muss sich eine Bank an dieser Stelle dennoch beweisen. Generell jedoch ist ein diversifiziertes Portfolio konservativ finanzierter Hypotheken an natürliche Personen weniger risikoreich als Darlehen an große Gesellschaften.

Zwischenzeitlich hatte die AgBank einen guten Start. Drei Wochen nach der Börsenzulassung wurde der Aktienbestand beinahe 10% über seinem Ausgabepreis gehandelt. Während dieser Vorgang allgemein im Einklang mit der Marktperformance war, wurde deutlich, dass die erfolgreiche Börsenzulassung der AgBank eine enorme Erleichterung für den breiten Aktienmarkt war. Die Stimmung verbesserte sich ab dem Tag, an dem deutlich wurde, dass das Geschäft vorangehen würde, was den Markt in die Höhe trieb.



* Rabobank, Muttergesellschaft der Robeco-Gruppe, ist ein fundamentaler Anleger in der Agricultural Bank of China (AgBank).

Fonds, die sich unter der Verwaltung des Autors befinden, besitzen keine Anteile an der AgBank. Arnout van Rijn hat keine persönlichen Bestände an diesen Aktien.

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