Aggressiverer Anlageansatz erweitert

Das Financial Markets Research-Team nimmt mit einer optimistischeren Sicht gegenüber Aktien und Immobilien eine offensivere Haltung ein. Chief Strategist Ronald Doeswijk erläutert die Gründe. Das Financial Markets Research-Team stuft Aktien und Immobilien jetzt nicht mehr neutral, sondern vorsichtig positiv ein. Im Bereich Aktien beurteilt das Team die Aussichten für Schwellenmärkte optimistischer als für alle entwickelten Märkte.

01.11.2010 | 17:12 Uhr


Wo liegt der Grund für die neue Ausrichtung? "Wir kommen wieder in die Jahreszeit, in der Risikobereitschaft sich in der Vergangenheit ausgezahlt hat. Deshalb ist es nach unserer Überzeugung sinnvoll, ein Risikoelement in Portfolios aufzunehmen", sagt Ronald Doeswijk. "Die Risiken für die nächsten drei bis sechs Monate sind nicht ungewöhnlich hoch."

Das bedeutet nicht, die Augen vor möglichen Gefahren zu verschließen. "Gewisse Risiken gibt es immer", merkt Doeswijk an und verweist auf die ungelösten strukturellen Ungleichgewichte in der Eurozone sowie auf die immer stärkeren Spannungen im Handel, besonders zwischen China und den USA.

Bescheidene Erholung für Weltwirtschaft erscheint sicher
Es sieht immer mehr danach aus, dass die Weltwirtschaft ihren jetzigen Weg zu einer bescheidenen Erholung fortsetzt, während die Inflation niedrig und die Geldpolitik locker bleiben. Natürlich haben sich die Konsensprognosen für das Wirtschaftswachstum seit Juni deutlich eingetrübt, aber darin spiegelt sich nach Doeswijks Überzeugung lediglich eine realistischere Sicht wider. "Wir glauben, dass die Konjunkturdaten weiter durchwachsen bleiben werden", fügt er hinzu.

Zudem geht die quantitative Lockerung seitens der US-Notenbank in ihre nächste Phase - auch das kann den Märkten einen leichten Auftrieb geben. "Positiv ist es vor allem für festverzinsliche Anlageklassen, aber es sind auch indirekte Wirkungen für riskantere Anlagen absehbar", meint Doeswijk. Zudem wird die quantitative Lockerung durch die Fed die anderen wichtigen Zentralbanken früher oder später zum Handeln zwingen.

Ertragsentwicklung dürfte Aktien und Immobilien stärken
Die Bewertung von Aktien und Immobilien ist zwar neutral, aber die Ertragsentwicklung wird wohl beiden Anlageklassen Auftrieb geben. Doeswijk erwartet, dass das Ertragswachstum für Aktien anhält, aber auch die Erträge aus Immobilien dürften nach ihrem Einbruch von rund 5 % im Jahr 2010 wieder an ihren Wachstumskurs anknüpfen.

Alles in allem gibt das Team für Aktien und Immobilien gelbes Licht - Vorsicht ist geboten -, aber kein grünes Licht für volle Kraft voraus. "Spektakuläre Erträge erwarten wir nicht", warnt Doeswijk. Für 2011 rechnet das Team mit Renditen im Bereich 5 bis 15 % für Aktien und Immobilien.

Bislang war das Team in Bezug auf Aktien und Immobilien neutral, namentlich seit der zweiten Hälfte des Monats April 2010, als es die Aussichten für Aktien herabgestuft hatte.

Unternehmens- und Hochzinsanleihen weiterhin bevorzugte Anlageklassen
Mit Blick auf das Niveau des Allokationsmixes ist das Team nach wie vor "stark überzeugt" von der Anfang Oktober vorgenommenen Übergewichtung von Unternehmens- und Hochzinsanleihen (für nähere Einzelheiten siehe den Artikel: "Übergang zu einem offensiveren Anlageansatz"). Zu diesem Zeitpunkt blieb das Team bei seiner starken Bevorzugung von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen und beurteilte die Aussichten für Hochzinsanleihen positiver.

In dem vom Team erwarteten Szenario mit einem bescheidenen Wirtschaftswachstum profitieren Anleger in beiden Anleihearten vom Renditevorsprung gegenüber Staatsanleihen und, da die Renditespannen historisch gesehen nach wie vor überdurchschnittlich hoch sind, vom weiteren Schrumpfen der Renditedifferenz.

Der Übergang zu einem aggressiveren Anlageansatz seit Anfang Oktober geht im Aktienbereich auch mit einer positiveren Sicht gegenüber zyklischen Sektoren einher. Das Team ist zur Übergewichtung von zyklischen Konsumgütern und Industriewerten übergegangen. Zwei defensive Sektoren fielen dagegen in Ungnade. Versorger wurden von neutral auf negativ herabgestuft, und Basiskonsumgüter von positiv auf neutral.

Aktien aus Schwellenmärkten jetzt bevorzugt vor allen entwickelten Regionen
Die aggressivere Haltung des Teams führt nun zu einer weiteren Verlagerung im Aktienbereich. Eine positive Bewertung der Schwellenmärkte gegenüber Europa hatte man bereits ausgesprochen. Aber da das Team zwischen den entwickelten Regionen keine ausgeprägten Vorlieben hat, sind Schwellenmärkte gegenüber Nordamerika, Europa und dem Pazifik jetzt gleich stark übergewichtet.

"Mit diesem Schritt betonen wir unsere positive Sicht auf Schwellenmärkte vor einer weiteren quantitativen Lockerung", erläutert Doeswijk. "Die quantitative Lockerung in den entwickelten Volkswirtschaften kommt wahrscheinlich den Aktienmärkten in den Schwellenländern zugute."

Das ist aber noch nicht alles. Auch mit Blick auf längerfristige Faktoren sieht das Team die Schwellenmärkte optimistisch. Die Finanzkrise hat die Volkswirtschaften der Schwellenmärkte und ihr Bankwesen kaum berührt. Probleme mit der Staatsverschuldung kennt man dort nicht. Auch die Alterung der Gesellschaften hat relativ geringe Auswirkungen.

Die Beurteilung der Schwellenmärkte ist zwar neutral, aber Doeswijk meint: "Es würde uns nicht überraschen, wenn Schwellenmärkte bald mit einem deutlichen Aufschlag gegenüber entwickelten Märkten gehandelt werden".

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