Robeco Marktausblick von Léon Cornelissen: "Wachstum verliert an Fahrt"

Cornelissen erläutert in seinem aktuellen Marktausblick, warum sich die Zeichen zur Abschwächung der Weltwirtschaft mehren.

14.06.2011 | 14:57 Uhr

Welchen Einfluss hat dies auf Aktien – und welche Rolle nehmen im aktuellen Umfeld die USA und die Emerging Markets ein? Zudem geht der Robeco-Chefvolkswirt auf die Aussichten für Unternehmensanleihen ein: Die sind seiner Ansicht nach zwar weiterhin positiv, schwächen sich jedoch ab. Abschließend zeichnet Cornelissen die weitere Entwicklung der Rohstoffpreise nach und begründet seine leichte Präferenz für defensive Sektoren gegenüber Zyklikern und Finanzwerten. Die wichtigsten Punkte vorab:

„Wachstum verliert an Fahrt“
 
•       Der Schwung der Weltwirtschaft verliert an Fahrt. Während in den kommenden Monaten mögliche Bedenken wegen der zunehmenden Inflationsrisiken in den Hintergrund treten, werden zwei andere Themen die Diskussion beherrschen: „Double Dip“ und „Quantitative Easing 3 (QE3)“.
 
•       Wir gehen nicht davon aus, dass die Aktien sich in den kommenden Monaten besonders gut entwickeln. Auf 12-Monats-Sicht erwarten wir jedoch positive Ergebnisse. Denn die Unternehmensgewinne sind weiterhin ein treibender Faktor, aber signifikante positive Gewinnüberraschungen sind zunehmend unwahrscheinlich, weil die Margen hoch sind und die Wirtschaft nicht stark wachsen wird.
 
•       Die Aussichten für Unternehmensanleihen sind zwar weiterhin positiv, verschlechtern sich jedoch. Die Spreads haben sich im Laufe des letzten Monats vergrößert. Die neusten Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft an Fahrt verliert. Trotzdem ist das Produzentenvertrauen nahe dem historischen Hoch, so dass zum jetzigen Zeitpunkt kein Grund für Pessimismus besteht. Unternehmensanleihen sind nicht preiswert, aber die Spreads sind weiterhin attraktiv.
 
•       Die Korrektur der Rohstoffpreise kann auf das abnehmende Risiko zurückgeführt werden, dass die Ölproduktion in Saudi-Arabien von den Unruhen im Nahen Osten betroffen werden könnte. Zudem schien der Markt überkauft. Mit anderen Worten: Massenpsychologie spielte eine wichtige Rolle. Außerdem fielen die letzten makroökonomischen Daten eher enttäuschend aus. Es könnte etwas dauern, bis die Rohstoffpreise neue Höchstwerte erreichen.
 
•       Bei Aktien bleiben die Schwellenmärkte weiterhin unsere bevorzugte Region. Die Inflationsrisiken sind zurückgegangen, seit das Wachstum an Fahrt verliert. Trotzdem werden weitere geldpolitische Straffungsmaßnahmen notwendig sein. Doch die Aussichten deuten weiterhin auf eine Fortsetzung des Wachstums hin. Ein weiterer, wichtiger Punkt: Die Schwellenländer werden nicht mit einer Umstrukturierung der Staatsschulden zu kämpfen haben.
 
•       Der Spezialbeitrag konzentriert sich in diesem Monat auf den US-Verbraucher, der die Rolle als Motor der Weltwirtschaft scheinbar an das Wachstumswunder der Schwellenmärkte übergeben hat. Das bedeutet nicht, dass es zwangsläufig zu einem niedrigen Wachstum kommt, sondern eher, dass der US-Verbraucher – im Mittel – dem Wachstumstrend folgen, ihn aber nicht anführen wird.

Den ausführlichen Marktkommentar lesen Sie bitte im pdf-Anhang auf Englisch.

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