Die nächste Liquiditätswelle rollt an

Wir erwarten geldpolitische Stimuli der Zentralbanken

30.09.2011 | 17:32 Uhr

Die vergangene Woche war in Europa geprägt von enttäuschenden Konjunkturdaten. Auch zahlreiche Volkswirte revidierten ihre Prognosen deutlich, einige prognostizieren
jetzt sogar eine Rezession bis Mitte nächsten Jahres. Die Geldpolitik muss auf diese Risiken reagieren, zumal sie nicht mehr auf die Unterstützung durch die Fiskalpolitik zählen kann.

Zentralbankpolitik
Der EZB-Sitzung (Do) kommt eine entscheidende Bedeutung zu, da die Geldpolitik mit schnellem Handeln die Risiken einer Abwärtsspirale der Konjunktur minimieren
müsste. Der überraschend starke Anstieg der Inflation auf 3 % im September sollte die EZB grundsätzlich nicht davon abhalten zu agieren, da die Inflation in den kommenden Monaten aufgrund der Rohstoffpreisentwicklung wieder rückläufig sein dürfte. Die EZB muss vor dem Hintergrund der Konjunkturrisken die Geldpolitik umfassend lockern. Dazu gehört unserer Einschätzung nach eine Leitzinssenkung auf 1,0 %, eine Wiedereinführung des Kaufprogramms für Covered Bonds sowie die Bereitstellung von Zentralbankliquidität für die Banken für ein Jahr bei voller Zuteilung. Darüber hinaus rechnen wir mit einer Leitzinssenkung im Dezember auf 0,5 %. Mit diesem geldpolitischen Paket sehen wir schon ab dem zweiten Quartal 2012 gute Chancen für eine Erholungsphase der Wirtschaft in der Eurozone. Leider werden die wichtigen geldpolitischen Entscheidungen dadurch verkompliziert, dass EZB-Präsident Trichet am 1. November von Mario Draghi abgelöst wird. Bei einem zögerlichen Agieren der EZB wachsen jedoch Abwärtsrisiken für die Konjunktur. Daher bleibt zu hoffen, dass politische Aspekte in den Hintergrund treten und die EZB ökonomisch-rational entscheidet.

Auch die Bank von England (Do) dürfte die Liquiditätsschleusen mit einem weiteren umfassenden Wertpapierkaufprogramm weit öffnen.

Die Bank von Japan (Fr) und die Schweizer Nationalbank sind in einer sehr ähnlichen Situation: Der starke Yen- Wechselkurs droht den japanischen Export massiv zu schädigen – wie auch der starke Schweizer Franken eine Bedrohung für die Exportindustrie darstellte. Für Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist eine Wechselkursanbindung an den US-Dollar jedoch keine Option. Der Bank von Japan bleibt daher nur, die Kaufprogramme für Unternehmensanleihen und Aktien auszuweiten. Radikalere Schritte halten wir aufgrund der traditionellen Zögerlichkeit der japanischen Zentralbank derzeit für unwahrscheinlich – zumal die japanische Volkswirtschaft bis Ende 2012 durch den Wiederaufbau der zerstörten Regionen einen exogenen Schub für die Konjunktur erhält.

Auch Fed-Präsident Bernanke dürfte bei der Anhörung vor dem Kongress die Bereitschaft der Fed zu weiteren geldpolitischen Lockerungen signalisieren (Di). Dabei wäre es wichtig, dass er die noch verbliebenen geldpolitischen Optionen der Fed skizziert.  

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