Unerwartete Abkühlung der Weltwirtschaft

Es gibt Anzeichen für eine überraschend schnelle, weltweite Konjunkturabkühlung. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Ausweitung der europäischen Schuldenkrise wahrscheinlich“, sagt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt von Robeco Asset Management.

26.09.2011 | 10:14 Uhr

Cornelissen schätzt in seinem aktuellen Marktausblick die Entwicklung der weltweiten Konjunktur ein. Wohin werden sich die Aktienmärkte kurzfristig entwickeln? Zudem beurteilt der Robeco-Chefvolkswirt die Aussichten für Staats- und Unternehmensanleihen und begründet, warum im Aktienbereich derzeit die defensiven Sektoren bevorzugt bleiben. Abschließend hinterfragt Cornelissen die anhaltende Diskussion um günstig bewertete Aktien.
 
Die wichtigsten Punkte im Überblick:
 
„Unerwartete Abkühlung der Weltwirtschaft“
 

  • Es gibt Anzeichen für eine überraschend schnelle Abkühlung der Konjunktur weltweit. Das stellt eine ernste Herausforderung für die Politiker dar, weil ihr Handlungsspielraum kleiner geworden ist. Vor diesem Hintergrund ist eine Ausweitung der europäischen Schuldenkrise wahrscheinlich. Eine positive Nachricht ist, dass der Inflationsdruck in den Schwellenmärkten abnimmt. Das ist eine sehr willkommene Entwicklung.
  • Die Aktienmärkte standen in den vergangenen Monaten unter starkem Druck. Laut Cornelissen ist es noch zu früh, um von einer Erholung auszugehen. Kurzfristig hält er einen weiteren Rückgang für wahrscheinlicher als eine Verbesserung. Die beiden Schlüsselfaktoren sind die anhaltende Sorge über den Zustand der Weltwirtschaft und die zunehmenden Bedenken bezüglich der Schuldenkrise in der Eurozone.
  • Obwohl Cornelissen der Meinung ist, dass Staatsanleihen auf lange Sicht aufgrund langfristiger Inflationsrisiken zu hoch bewertet und damit unattraktiv sind, ist es zu früh, von dieser Anlageklasse Abstand zu nehmen. Der Robeco-Chefvolkswirt schätzt, dass die Anleihenkurse wegen des zunehmenden Drucks in der Eurozone nicht fallen werden.
  • Die Perspektiven für Unternehmensanleihen sind schwer einzuschätzen. Dies spiegelt sich auch in dem starken Anstieg der Credit Spreads wider. Der Robeco-Chefvolkswirt hält die aktuellen Spreads in diesem Umfeld für angemessen und vermutet, dass das erhöhte Maß an Unsicherheit anhalten wird.
  • Im Aktienbereich bevorzugt Cornelissen weiterhin die defensiven Sektoren gegenüber dem Finanzsektor, obwohl dieser gegenüber den erstgenannten in den letzten sechs Monaten einen Rückgang von ca. 20 Prozent verzeichnete.
  • Das Spezialthema im September: In den vergangenen Monaten wurde am Markt viel darüber geredet, dass Aktien jetzt „billig“ sind. Cornelissen betrachtet dies mit Fokus auf die absolute Bewertung: Bei dem derzeitigen Kursniveau führt dieser Ansatz zu dem Ergebnis, dass Aktien „neutral“ bewertet sind. Eine Analyse mittels Gewinntrends der vergangenen 30 Jahre kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.

Den ausführlichen Marktkommentar finden Sie im pdf-Anhang auf Englisch.

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