Unsicherheit dürfte anhalten

Zentralbanken müssen proaktiver und aggressiver gegensteuern

05.09.2011 | 08:53 Uhr

Auch in der kommenden Woche dürfte die Unsicherheit anhalten. Zentralbanken müssen aufgrund der fehlenden Unterstützung der Fiskalpolitik schneller und aggressiver handeln als in der Vergangenheit.

Europa
Am 7. September wird das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des europäischen Rettungsschirms bekannt geben. Grundsätzlich scheinen die meisten Marktteilnehmer mit einem positiven Votum für den europäischen Rettungsschirm zu rechnen, Risiken für ein ablehnendes Urteil bleiben jedoch bestehen. Darüber hinaus verstärkten sich in dieser Woche die Anzeichen für eine Verlangsamung der Konjunktur in der Eurozone. Insbesondere Italien und Spanien, die von den Finanzmarktturbulenzen der vergangenen Wochen am stärksten betroffen waren, verzeichneten deutliche Rückgänge bei den Einkaufsmanagerindizes für die Industrie. Für beide Länder wird es damit schwieriger, die Sparziele zu erreichen. Auch die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor (Mo) dürften im Vergleich zu der ersten Schätzung einen Rückgang verzeichnet haben und damit das Bild einer Abschwächung des Wachstums bestätigen. Die EZB (Do) muss in diesem Umfeld eigentlich aggressiv gegensteuern, um eine Beschleunigung der Abwärtsdynamik zu verhindern.

Eine Leitzinssenkung wird jedoch dadurch erschwert, dass die Fundamentaldaten dagegen sprechen. So signalisiert der Arbeitsmarkt des Schwergewichts Deutschland unverändert Lohn- und Inflationsrisiken. Die EZB könnte jedoch durch unkonventionelle Maßnahmen die Wirtschaft in der Eurozone unterstützen, beispielsweise mit einem Kaufprogramm für „Covered Bonds“ wie schon im Jahr 2009.

Die Industrieproduktionsdaten in Deutschland (Mi) und in Frankreich (Fr) sind die ersten „harten“ Daten für Juli und werden die Abschwungtendenzen in der Eurozone im Grundsatz bestätigen.  

Großbritannien
Großbritannien befindet sich laut den Indikatoren der Europäischen Kommission seit August in einer schweren Rezession, während der Einkaufsmanagerindex für die Industrie eher eine moderate Wachstumsabschwächung signalisieren. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor (Mo) wird vor diesem Hintergrund an Bedeutung für die Geldpolitik gewinnen, da eine Geldpolitik, die gegen Abwärtsrisiken proaktiv vorgeht, einen neuen geldpolitischen Impuls beschließen müsste. Wir sehen insgesamt eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen neuen geldpolitischen Impuls der Bank of England (Do).    

USA
Auch ist in den USA die Wahrscheinlichkeit für QE 3 zuletzt deutlich gestiegen. Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor (Di) und das Beige Book (Mi) dürften dabei einen maßgeblichen Einfluss auf den Umfang von QE 3 haben. Das Federal Open Market Committee (FOMC) wird sich am 20. und 21. September treffen und über QE 3 entscheiden.

China
Die chinesische Wirtschaftspolitik scheint erfolgreich eine weiche Landung der Wirtschaft erreichen zu können. Die Indikatoren aus dem Unternehmenssektor legen zwar eine Wachstumsverlangsamung nahe, das Wachstumsniveau ist jedoch noch immer solide. Die Wachstumsrate der Industrieproduktion (Fr) dürfte sich daher leicht von 14 % auf 13,5 % verlangsamt haben.

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