Credit Outlook 4. Quartal 2011

„Uneinigkeit führt zu Untätigkeit“, schreibt Sander Bus, Leiter des Credit Teams von Robeco, in seinem aktuellen Credit Outlook für das 4. Quartal 2011

10.10.2011 | 13:49 Uhr

„Die aktuelle Konjunkturverlangsamung deckt sich mit unserer langfristigen Einschätzung, dass wir in einem durch Schuldenabbau geprägten Umfeld vor einer längeren Phase mit einem unter dem Trend liegenden Wachstum stehen. Da die Notenbanken und Regierungen mittlerweile ihre finanz- und geldpolitischen Möglichkeiten weitgehend ausgereizt haben, sind die Wachstumsaussichten düster. Sparmaßnahmen tun zwar weh. Aber sowohl für den privaten Sektor als auch für die öffentliche Hand heißt das Gebot der Stunde bis auf weiteres, ihre Bilanzen zu sanieren und in finanzieller Hinsicht einen konservativen Kurs zu fahren.“
 
Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass sich Unternehmen und Banken in wesentlich besserer Verfassung befinden als 2008. Die Gewinnmargen, die Liquiditätsausstattung und das Verschuldungsprofil sind durchaus solide. Darüber hinaus agieren die Finanzvorstände von Unternehmen sehr konservativ. In vielen Fällen gleicht ihr Verhalten dem eines Anleihegläubigers.

Das Wichtigste in Kürze:
 

  • Fundamentaldaten

Das Rezessionsrisiko hat zugenommen. Wir haben es immer noch mit den Nachwehen des so genannten „Schulden-Superzyklus“ zu tun, der auf längere Sicht zu einem unter dem Trend liegenden Wachstum führen wird.

  • Bewertung

An den Kreditmärkten wird eine Rezession eingepreist; dies gilt insbesondere für Investment Grade-Papiere.

  • Technische Aspekte:

Zweifellos sind die politischen Risiken die drängendsten. Die Uneinigkeit der politisch Verantwortlichen und mögliche wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen drücken die Stimmung unter den Anlegern. Die Liquidität an den Märkten dürfte weiterhin niedrig bleiben mit der Folge, dass es bei den Spreads zu starken Schwankungen kommen wird. Gegen die herrschenden Markttrends zu investieren, ist jetzt wichtiger denn je.

Der Markt für Investment Grade-Papiere geht von einer ausgewachsenen Rezession aus. Hochzins-Anleihen sind ebenfalls billig und in geringerem Maße peripheren Risiken ausgesetzt. Was die Emerging Markets angeht, ist sich Sander Bus nicht so sicher, ob diese wirklich als „sicherer Hafen“ zu betrachten sind. Denn diese Märkte seien überlaufen und keineswegs ohne Risiken.

Fazit
Aus technischer Sicht teilt das Credit Team von Robeco die Befürchtung der Märkte, dass die politisch Verantwortlichen weitere Fehler machen könnten. Von Anfang an hinkten sie der Entwicklung hinterher, und sie handeln anscheinend nur dann, wenn es an den Märkten Anzeichen für eine Panik gibt. Sander Bus ist dennoch überzeugt, dass diese Krise letztlich in vielen kleinen Schritten durch fiskalpolitische Anpassungen überwunden werden wird. Denn die Politiker können es sich nicht länger leisten, so uneinig wie bisher zu sein, und sehen sich einem wachsenden internationalen Druck ausgesetzt. Da die Markterwartungen bereits sehr negativ sind, stellt fast jede Lösung eine Verbesserung gegenüber dem derzeit herrschenden Stillstand dar. An den Märkten für Investment Grade- und Hochzins-Anleihen sind Renditen von mehr als zehn Prozent auf Sicht von einem Jahr möglich.

Der Bericht auf Englisch im pdf-Dokument.

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