Staatsschuldenkrise in Europa im Fokus

Wann werden Bundesanleihen vom Krisenvirus angesteckt?

21.10.2011 | 15:41 Uhr

Die Turbulenzen an den europäischen Finanzmärkten begannen in diesem Sommer mit spekulativen Attacken gegen italienische Banken. In der Folge weitete sich die Krise auf den italienischen Staat, auf französische Banken und zuletzt auf den französischen Staat aus. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Krise auch auf den deutschen Rentenmarkt überschwappen wird.

Europäische Staatsschuldenkrise
Der Gipfelmarathon in der Eurozone geht an diesem Wochenende in eine neue Runde. Es scheint jedoch, als würden die wichtigen Entscheidungen im Hinblick auf die Ausgestaltung der Europäischen Finanz-Stabilisierungs-Fazilität (EFSF), der Bankenrekapitalisierung und der Zahlungen an Griechenland auf nächsten Mittwoch verschoben werden. Insbesondere die Ausgestaltung der EFSF scheint derzeit noch offen zu sein. Im Sinne der Finanzmarktstabilität wäre eine Ausgestaltung der EFSF als Bank mit Zugang zur Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) am  Erfolgversprechendsten. Es wäre wichtig, dass bald eine nachhaltige Lösung für die europäische Staatsschuldenkrise gefunden wird, da die Banken aufgrund der anhaltenden Turbulenzen ansonsten verstärkt ihre Bilanzen schrumpfen und die Kreditvergabe einschränken könnten. Damit würden sich die Abwärtstendenzen der europäischen Wirtschaft  verstärken, was wiederum die Bankbilanzen schwächen und die Haushaltslage vieler europäischer Staaten verschärfen würde. Die Konjunkturdaten wie die Einkaufsmanagerindizes (Mo) und das Wirtschaftsvertrauen (Do) dürften mit Rückgängen die prekäre Wirtschaftssituation in der Eurozone untermauern. Auch dürfte das Geldmengen-und Kreditwachstum (Do) in der Eurozone mit wieder fallenden Raten enttäuschen und den Handlungsdruck auch auf die EZB verstärken.

Eine sich verschärfende Staatsschuldenkrise würde zunehmend den Fokus der Marktteilnehmer auf die hohen impliziten und expliziten Verpflichtungen Deutschlands innerhalb der Eurozone lenken und könnte die Renditen der Bundesanleihen heftig steigen lassen und infolge der dann einsetzenden Kapitalflucht den Euro schwächen. Im Gegensatz zu vergangenen Währungskrisen hat Deutschland durch die einheitliche Geldpolitik in der Währungsunion automatisch Kredite in einem Umfang von mehreren hundert Milliarden Euro an die Länder an der Peripherie der Eurozone vergeben. Sollte es den Politikern jedoch gelingen, die Lage nachhaltig zu beruhigen, dürften Bundesanleihen als sicherer Hafen an Attraktivität verlieren. Auch in diesem Szenario wären deutlich steigende Renditen die Folge. Investments am  deutschen Rentenmarkt sind derzeit als wenig attraktiv einzustufen.

US-Konjunktur
Die US-Konjunktur scheint sich im Gegensatz zur europäischen Wirtschaft zu stabilisieren. Die meisten  Konjunkturdaten, die in den vergangenen Wochen veröffentlicht wurden, sorgten sogar für positive Überraschungen. Vor diesem Hintergrund sehen wir gute Chancen, dass sich das Wirtschaftswachstum (Do) auf 3 % im dritten Quartal beschleunigt hat. Auch bei den US-Auftragseingängen (Mi) rechnen wir mit einem Zuwachs.

Japan
Der starke japanische Yen scheint die Konjunkturerholung in Japan zunehmend zu bremsen. Daher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank von Japan (Do) Schritte beschließen wird, um den Außenwert des japanischen Yen zu schwächen.

Der Marktausblick im pdf-Dokument.

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