Weltwirtschaft muss nicht mit Double-Dip-Rezession rechnen

„Die Weltwirtschaft hat sich in den letzten Monaten verlangsamt, befindet sich aber bisher noch nicht in einer Rezession. Da es in den Schwellenländern nach einer sanften Landung aussieht und die Wirtschaft der USA und Japans immer noch wächst, ist insgesamt nicht mit einer Double-Dip-Rezession zu rechnen“, sagt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt von Robeco Asset Management.

25.10.2011 | 12:36 Uhr

Die Prognose, dass es nicht zu einer Double-Dip-Rezession kommen wird, gilt jedoch laut Cornelissen nicht für die Euro-Zone. Ihr wird es nach seiner Einschätzung nicht gelingen, einer Rezession aus dem Weg zu gehen.

In seinem aktuellen Marktbericht trifft Cornelissen diese Prognose allerdings unter der Prämisse, dass weitere Rückschläge wie beispielsweise ein unkontrollierter Staatsbankrott in Europa, eine erneute Konfrontation zwischen Republikanern und Demokraten in den USA, ein ausgewachsener Handelskrieg zwischen China und den USA oder eine erneute Bankenkrise vermieden werden. Weitere Punkte im Marktbericht sind die Konsolidierung an den Aktienmärkten sowie die Bewertungssituation in den Schwellenländern. Abschließend erfolgt ein Blick auf die Situation im Segment der Unternehmensanleihen.
 
Die wichtigsten Punkte im Überblick:
 
„Weltwirtschaft muss nicht mit Double-Dip-Rezession rechnen“
 

  • Die Weltwirtschaft verlangsamt sich zwar, stürzt aber nicht ab, was einige Indikatoren wie der Kupferpreis, die Risikoaufschläge auf Anleihen und die Aktienmärkte zu signalisieren scheinen. Die meisten im Verlauf des Monats September veröffentlichten Daten übertrafen die Erwartungen und haben so die Angst vor einer Double-Dip-Rezession etwas abgeschwächt. Allerdings ist es nach Ansicht Cornelissens verfrüht zu sagen, dass es mit der Konjunktur wieder aufwärts geht.
  • Europa ist derzeit das schwächste Glied in der Kette. Sparmaßnahmen werden auf den Weg gebracht, der Export schwächt sich wegen des langsameren Weltwirtschaftswachstums ab, und die anhaltende Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone drückt spürbar auf die Stimmung.
  • Mit Blick auf die Krise in der Euro-Zone geht der Robeco-Chefvolkswirt davon aus, dass den europäischen Politikern durch den Zusammenbruch der belgischen Dexia-Bank klar geworden ist, dass eine Rekapitalisierung des Bankensektors unumgänglich ist. Seiner Meinung nach geht es jetzt nur noch darum, zu entscheiden, wer die Kosten hierfür übernehmen soll.
  • An den Aktienmärkten gibt es eine Konsolidierung, wobei jedoch nach wie vor sehr unsicher ist, ob es von dem jetzt erreichten Niveau aus wieder aufwärts gehen wird. Bis auf weiteres hält Cornelissen an der Einschätzung fest, dass ein Kursrückgang wahrscheinlicher ist als eine Erholung. Seiner Meinung nach müssen die Politiker die Pläne, die derzeit diskutiert werden, in die Tat umsetzen, solange sich der Konjunkturzyklus nicht in die richtige Richtung bewegt.
  • Aktien aus Schwellenländern sind von einem Stimmungsumschwung hart getroffen worden, der Cornelissen zufolge wahllose Verkäufe zum Abbau von Risiken verursacht hat. In gerade mal einem Monat sind die Aktienmärkte der Schwellenländer gegenüber dem Gesamtmarkt um 10 Prozent zurückgefallen. Cornelissen sieht jetzt die Schwellenländer als das Marktsegment mit den besten Fundamentaldaten und den am günstigsten bewerteten Aktien.
  • Auch Unternehmensanleihen sind inzwischen sehr attraktiv bewertet. Die Zinsspreads bewegen sich auf Werte zu, die eine Rezession einpreisen. Darüber hinaus weisen viele Unternehmen außerhalb des Finanzsektors in ihren Bilanzen sehr hohe liquide Mittel aus. Dessen ungeachtet will der Robeco-Chefvolkswirt erst einmal abwarten, bis mehr Klarheit in Bezug auf die Entscheidungen der Politiker herrscht, ehe er zu einer positiven Haltung zu Unternehmensanleihen übergeht.

Den ausführlichen Marktkommentar im englischen Original finden Sie im pdf-Anhang.

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