Europa vor wichtigen Weichenstellungen - EU-Gipfel im Fokus

Die globale Liquiditätswelle hat sich zu einem Tsunami ausgewachsen – so scheint es jedenfalls angesichts der zahlreichen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen, die seit Jahresanfang rund um den Globus ergriffen wurden.

30.01.2012 | 09:29 Uhr

In dieser Woche lockerte die indische Zentralbank überraschend ihre Geldpolitik, und in der US-amerikanischen Zentralbank wurde die Argumentation für eine dritte Runde des Quantitative Easings (QE3) vorbereitet. Was die Eurozone betrifft, liegen die Schätzungen der Experten für die Nachfrage der Geschäftsbanken nach EZB-Liquidität im zweiten Dreijahrestender Ende Februar in einer Bandbreite von 200 Mrd. EUR bis zu 3 Billionen EUR. Rein theoretisch könnten die Banken bis zu 10 Billionen EUR an Liquidität bei der EZB abrufen.

EU-Gipfel
Auf dem EU-Gipfel (Mo) dürften die EU-Regierungschefs weitreichende Entscheidungen über die Zukunft Europas treffen. Es ist davon auszugehen, dass sie den Fiskalpakt für solide Staatsfinanzen sowie den Europäischen  Stabilitätsmechanismus (ESM) beschließen und damit einen weiteren Schritt in Richtung einer stärkeren Integration in Europa gehen. Auch könnte eine Entscheidung über das zweite Hilfspaket für Griechenland fallen, sofern die Verhandlungen zwischen den Banken und der griechischen Regierung noch vor dem EU-Gipfel zu einem Abschluss kommen.

Konjunktur
In der kommenden Woche werden die Einkaufsmanagerindizes der Industrie (Mi) und des Dienstleistungssektors (Fr) aus allen wichtigen Regionen veröffentlicht. Die erwähnten umfangreichen Liquiditätsmaßnahmen seit Jahresanfang scheinen auch zu einer gewissen Stimmungsverbesserung in der Realwirtschaft geführt zu haben. Vor allem in den Schwellenländern sehen wir aufgrund der verbesserten Kreditvergabebedingungen gute Chancen für eine Wirtschaftsbelebung in den kommenden Monaten. Dementsprechend erwarten wir tendenziell steigende Einkaufsmanagerindizes.

In den USA scheint sich die hohe Wachstumsdynamik des vierten Quartals 2011 im ersten Quartal dieses Jahres fortzusetzen. Die nun veröffentlichten Zahlen für Dezember werden ein merkliches Beschäftigungswachstum (Fr) und einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosenquote (Fr) anzeigen.

In der Eurozone könnte der Indikator zum Wirtschaftsvertrauen (Mo) im Januar zum ersten Mal seit Februar 2011 wieder gestiegen sein. Maßgeblich dafür dürfte die überraschend kräftige Erholung der deutschen Wirtschaft im Januar gewesen sein. Die deutsche Wirtschaft profitiert derzeit von einer robusten Binnennachfrage und einer anhaltend guten Entwicklung der Exporte in die Schwellenländer. Sie dürfte damit durch ihre höhere Importnachfrage die Volkswirtschaften der schwächeren europäischen Länder unterstützen. Darüber hinaus dürfte die erste Schätzung der Inflationsrate im Januar (Mi) einen Rückgang von 2,8 % im Dezember auf nun 2,6 % zeigen. Die niedrigere Inflationsrate in Kombination mit dem im Dezember stark gesunkene Kreditvolumen in der Eurozone machen eine Leitzinssenkung der EZB im Februar immer wahrscheinlicher.

Der Marktausblick im pdf-Dokument.

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