Griechenland bleibt kaum eine Wahl

Die Griechen entscheiden über den Verbleib in der Währungsunion

13.02.2012 | 07:49 Uhr

Das Vertrauen der europäischen Politiker in die Griechen scheint derzeit nicht besonders groß zu sein: Obwohl alle Parteien in Griechenland dem neuen Spardiktat der Troika zugestimmt haben, wollen die EU-Finanzminister das Rettungspaket erst freigeben, wenn Griechenland einige der vereinbarten Sparmaßnahmen noch stärker konkretisiert und wenn auch das Parlament zustimmt. Aufgrund des hohen Haushalts- und Leistungsbilanzdefizits ist Griechenland auf das Rettungspaket angewiesen, um die Staatsbeamten und Pensionäre bezahlen zu können. Sollte das Parlament am Sonntag – vielleicht auf „Druck der Straße“ – gegen die Sparmaßnahmen stimmen, müsste Griechenland aus dem Euro-Verbund austreten. In diesem Fall würde die neue Währung sehr wahrscheinlich dramatisch abwerten, und die griechische Regierung müsste Staatsdiener und Pensionäre mithilfe der Notenpresse bezahlen. Griechenland würde damit sehr schnell in eine Hyperinflation geraten, die erfahrungsgemäß eine Gesellschaft zerstören kann. Auch dürfte Griechenland im Falle eines Austritts aus dem Euro-Verbund nicht auf die Unterstützung des IWFs oder der Europäer hoffen. Denn im Falle einer Hilfe könnten auch andere  Euro-Mitgliedsländer einen Schuldenschnitt und den Austritt aus dem Währungsverbund als attraktive Option auffassen, was auf jeden Fall vermieden werden soll. Für  Griechenland ist es deshalb rational, alle Forderungen zu erfüllen.

US-Konjunktur
Die US-Wirtschaft scheint sich weiter merklich zu beleben. Insbesondere am Immobilienmarkt stehen die Zeichen auf Erholung. Dennoch scheinen die Marktteilnehmer von der Nachhaltigkeit des Aufschwungs nicht völlig überzeugt. So führen einige Analysten die zuletzt guten Konjunkturdaten allein auf das milde Wetter im Dezember und Januar zurück. Der NAHB-Wohnungsmarktindex (Mi) und die Baubeginne (Do) sind aus unserer Sicht wichtige Frühindikatoren, die sich wahrscheinlich verbessert haben und dadurch die Wachstumszweifel etwas mildern dürften. Auch bei den Geschäftsklimaindizes im verarbeitenden Gewerbe – Empire State Index (Mi) und Philadelphia Fed Index (Do) – sehen wir gute Chancen für eine Verbesserung. Darüber hinaus dürften noch die Einzelhandelsumsätze (Di) und die Industrieproduktion (Mi) im Fokus stehen.

Ob die Veröffentlichungen guter US-Wirtschaftsdaten in der kommenden Woche die Marktteilnehmer beeindrucken können, ist allerdings fraglich: Schon seit Wochen und damit ungewöhnlich lange werden sie von den Konjunkturdaten positiv überrascht; sie dürften ihre Erwartungen bereits nach oben angepasst haben. Inflation wird aufgrund der sinkenden Rohstoffpreise kaum ein Thema sein – bei den Erzeugerpreisen (Do) und Konsumentenpreisen (Fr) erwarten wir keine Überraschungen. Auch das Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-amerikanischen Notenbank (FOMCSitzung, Mi) im Januar wird keine größeren Neuigkeiten enthalten. Wünschenswert wären jedoch genauere
Anhaltspunkte, unter welchen Umständen und nach welchen Kriterien sich die US-Notenbank für eine weitere geldpolitische Lockerung – QE3 – entscheidet.

Eurozone
Die Eurozone befindet sich derzeit in einer Rezession. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt (Mi) im vierten Quartal 2011 um ca. 0,3 % geschrumpft sein. Auch für das erste Quartal 2012 rechnen wir mit einem Rückgang um 0,2 bis 0,4 %. Die geldpolitische Trendwende der EZB mit dem Beschluss, den Geschäftsbanken in der Eurozone im vergangenen Dezember und im Februar Zentralbankgeld für drei Jahre bereitzustellen, trug maßgeblich zu einer Entspannung an den europäischen Finanzmärkten bei. Mit einer Verzögerung von sechs bis neun Monaten dürften davon positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum ausgehen. Die verbesserten Wachstumsaussichten beflügelten auch den sentix-Konjunkturindex, der im Februar auf den höchsten Stand seit Mai 2011 stieg. Entsprechend erwarten wir beim ZEW-Index (Di) einen Sprung von -21,6 auf einen Wert zwischen -5 und 0.

Japan
Die japanische Wirtschaft leidet zwar unter dem starken Yen-Wechselkurs; der Wiederaufbau der vom Erdbeben zerstörten Regionen liefert jedoch einen signifikanten Wachstumsbeitrag. So erwarten wir ein moderates Wirtschaftswachstum (Mo) im vierten Quartal 2011 von etwa 0,3 %. Handlungsbedarf für die japanische Zentralbank (Di) besteht deshalb nicht.

Der Marktausblick im pdf-Dokument.

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