Eine dritte Abstimmung über das Brexit-Abkommen scheint vom Tisch zu sein. Ein Aufschub ist am wahrscheinlichsten, aber das Risiko eines ungeregelten Brexits besteht immer noch.
20.03.2019 | 12:32 Uhr
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1: Die Renditen von Pfund Sterling und britischen Staatsanleihen sind
dieses Jahr deutlich gestiegen (Quelle: Thomson Reuters Datastream,
NN Investment Partners)
Ein ungeregelter Brexit wird im Allgemeinen als viel unwahrscheinlicher angesehen als ein Aufschub, hätte aber auch viel negativere Auswirkungen. In diesem Szenario kann sich Großbritannien mit der EU nicht auf einen Aufschub einigen und tritt am 29. März ohne Abkommen aus. Obwohl unwahrscheinlich, ist dies möglich. Dass die EU einem Aufschub zustimmt, ist keineswegs garantiert, zudem müsste die Zustimmung einstimmig erfolgen. Einige Euroskeptiker haben verlautbart, dass sie sich dafür einsetzen werden, dass irgendein EU-Mitgliedstaat ein Veto gegen einen Aufschub einlegt, da sie einen harten Brexit erzielen möchten. Darüber hinaus haben mehrere Mitgliedstaaten klargestellt, dass jeder Aufschub einen bestimmten Zweck haben sollte. Wenn Großbritannien seinen derzeitigen Verhandlungsweg fortsetzt, ohne seinen roten Faden zu ändern, wäre es unwahrscheinlich, dass die EU einen Aufschub genehmigt. Ein Aufschub müsste wahrscheinlich auf dem EU-Gipfel am 21. März genehmigt werden, so dass wenig Zeit bleibt, um die zögerlichen Staaten zu überzeugen, und Großbritannien müsste am Ende die EU verlassen, weil es der Vertrag so vorschreibt.
Dies hätte sehr negative Auswirkungen auf die Märkte, die in letzter Zeit mit einem kurzfristigen Aufschub rechnen. Wir erwarten insbesondere eine Abwertung des britischen Pfund gegenüber allen wichtigen Währungen. Die Renditen von britischen Staatsanleihen würden wahrscheinlich sinken, da Anleger auf den britischen Märkten nach Sicherheit suchen würden, während die Bank of England weitere Lockerungsmaßnahmen vornehmen würde, um einen kurzfristigen Wachstumsschock abzufedern. Britische Aktien und Immobilien sollten unserer Meinung nach besonders stark betroffen sein. In geringerem Maße wäre dies auch ein negatives Ereignis für Risikoanlagen weltweit, insbesondere jedoch in Europa.
Es besteht die allgemeine Auffassung, dass die EU wahrscheinlich einen Aufschub von Artikel 50 gewähren wird, wenn Großbritannien einen solchen Antrag stellt. Deutschland und andere große EU-Mitgliedstaaten haben eine offensichtliche Bereitschaft zur Flexibilität bekundet. Diese Länder könnten Druck auf kleinere Staaten ausüben. Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk hat die EU aufgefordert, sich für einen Aufschub offen zu zeigen. Darüber hinaus wäre ein Ausstieg ohne vertragliche Regelung am 29. März in niemandes Interesse. Wir erwarten daher, dass Großbritannien und die EU eine Art Verlängerungsabkommen schließen werden und damit eine Katastrophe verhindert werden kann. Dennoch hat der häufig turbulente Brexit-Prozess deutlich gemacht, dass keine noch so gefährliche Option vom Tisch ist.
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