US-Aktien als einzige Option? Es ist schon paradox: Trotz einer von der US-Wirtschaft angetriebenen Wachstumsrate von weltweit fast 4% enttäuschte zuletzt die Wertentwicklung zahlreicher Anlageklassen. Grund für diese schwache Entwicklung ist die durch gestiegene Risiken eingetrübte Aussicht.
01.10.2018 | 11:44 Uhr
1. Handelskonflikte: Zwar fallen die aktuell in Kraft gesetzten Strafzölle (110 Mrd. USD) in globalwirtschaftlicher Sicht kaum ins Gewicht. Als eigentliche Gefahr für das globale Wachstum erweist sich aber, dass Freihandelsabkommen zunehmend grundsätzlich in Frage gestellt werden. Dies zwingt China, beim Schuldenabbau eine Pause einzulegen und seine Wirtschaft mittels Krediten anzukurbeln – Maßnahmen, die im Widerspruch zu seinen Zielen stehen. Die fragilsten Schwellenländer bekommen die ersten Auswirkungen bereits zu spüren. Ihnen setzen gleichermaßen die konjunkturelle Abkühlung Chinas, der starke Dollar und (soweit es sich um Ölabnehmerstaaten handelt) die steigenden Ölpreise zu. Berücksichtigt man noch die landesspezifischen Probleme von Argentinien, Venezuela oder der Türkei, fällt es schwer, diese Märkte in einem positiven Licht zu sehen, wenn nicht erste Zeichen einer Stabilisierung erkennbar werden.
2. Streben nach nationaler Autonomie auf dem Vormarsch: Die Zweifel an der wirtschaftlichen Rationalität politischer, von populistischen Wahlerwägungen geleiteter Entscheidungen sind durchaus angebracht. Diese haben deutliche Auswirkungen auf die Haushaltslage und erschweren die Prognosen zusätzlich.
3. Normalisierung der Geldpolitik: Die restriktivere Geldpolitik entzieht einem Markt Liquidität, der in den letzten 10 Jahren durch Wertpapierankäufe und niedrige Zinsen stark unterstützt wurde. Dieser Entzug von Liquidität wird nicht schmerzfrei ablaufen und könnte einige Umschichtungen nach sich ziehen, insbesondere in Realwerte.
Es gibt absolut keinen Grund für Untergangsstimmung. Die Unternehmen meistern diese herausfordernde Gemengelage bislang sehr gut und konnten ihre Ertragskraft deutlich steigern (zwischen 10 und 25% je nach Region). Es lohnt sich daher, in US- und europäischen Aktien investiert zu bleiben. Hierfür sprechen insbesondere die weiterhin günstigen Bewertungen. So sind im vergangenen Jahr die Bewertungskennzahlen in beiden Regionen gesunken (für die USA wird für 2018 ein Gewinnwachstum von 25% prognostiziert, die Kurse sind hingegen um gerade einmal 10% gestiegen). In Europa drehte der Trend bei den Analystenrevisionen für 2019 zuletzt nach oben – ein erstes ermutigendes Zeichen!
Auf der Rentenseite haben wir angesichts der zuletzt gesunkenen Volatilität und gestiegener Spreads bei den risikoreichsten Anleihen wieder Positionen in Wandelanleihen und Hochzinsanleihen eröffnet. Mit Blick auf das Risiko-/Ertragsprofil schätzen wir Staatsanleihen dagegen weiter negativ ein.
Auch die wachsenden Risiken haben wir natürlich im Blick und setzen daher auf Hartwährungen, insbesondere Dollar, Yen und Schweizer Franken.
Italien versucht sich an einem schwierigen Balanceakt. Angesichts der populistischen Töne der beiden Koalitionsführer wird es schwierig, bis zum 15. Oktober einen Haushaltsplan vorzulegen. Bei einem Spread von 250 Basispunkten gegenüber 10-jährigen Bundesanleihen besteht mehr Raum für eine Spreadausweitung als für eine Einengung. Angesichts dessen scheint es an der Zeit zu sein, Positionen in italienischen Anleihen zu reduzieren!
Ein weiteres Risiko ist ein plötzlicher Anstieg der Ölpreise aufgrund von Störungen in der Lieferkette und einer Verschärfung der politischen Risiken im Nahen Osten. Hier bietet sich ein Engagement in norwegischen Kronen an. Diese werden mit einem Abschlag gehandelt und zeigten zuletzt keine Korrelation mit steigenden Ölpreisen, da die Notenbank die Zinsen anheben will und die Inflation anzieht.
Zum Abschluss sei noch der Private-Equity-Sektor genannt. Hier bieten sich, frei von kurzfristigen Bewertungsschwankungen, weiterhin solide Ertragsaussichten.
Diesen Beitrag teilen: