Aktienkurse aufgrund enttäuschender Ergebnisse weiter unter Druck

Entwicklung im Euroraum und Daten aus China wenig hilfreich.

29.10.2012 | 09:38 Uhr

Die Aktienkurse kehrten an das untere Ende des seit Anfang September herrschenden Seitwärtstrends zurück, da sich die Anleger auf die enttäuschenden Unternehmensgewinne und Prognosen konzentrierten. Da wir nicht damit rechnen, dass die akkommodierende Geldpolitik einen Ausgleich für die schwachen Wirtschafts- und Gewinndaten schafft, haben wir Aktien insgesamt neutral gewichtet. Aktien aus Schwellenländeraktien und Japan haben wir untergewichtet.

Unter den Unternehmen, die schlechte Zahlen veröffentlichten enttäuschten UPS und Xerox durch ihre Umsätze, während die Gewinne den Erwartungen entsprachen. Im Allgemeinen waren die Unternehmen bei ihren Prognosen vorsichtig. Bis jetzt ist in dieser Berichtssaison das Gewinnwachstum negativ und genau genommen so schwach wie schon seit dem dritten Quartal 2009 nicht mehr. Nur 40% der Unternehmen, d.h. noch weniger als im zweiten Quartal, waren in der Lage, die Gewinnvorhersagen zu übertreffen.

Die Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum bestätigten, dass dort mit einem schwachen oder negativen Wirtschaftswachstum zu rechnen ist. Der Einkaufsmanagerindex für die Region fiel auf den niedrigsten Stand seit Juni 2009. Die deutschen Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe waren rückläufig, während der Ifo-Geschäftsklimaindex im sechsten Monat in Folge fiel. Die Erwartungen waren weiterhin niedrig. Der französische Einkaufsmanagerindex für die Industrie erholte sich zwar, weist aber weiterhin auf eine ausgeprägte Konjunkturschwäche hin. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich zwar das Vertrauen, der Einkaufsmanagerindex weist aber nach wie vor auf eine Schrumpfung der Wirtschaft hin. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum führt zu niedrigeren Steuereinnahmen und höheren Ausgaben. Um die Vorgaben für den Abbau des Haushaltsdefizits einzuhalten, könnten weitere Sparmaßnahmen nötig werden.

Nachdem sie in der letzten Woche kurzzeitig zurückgegangen war, stieg die Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosengeld in den USA wieder an. Insgesamt ist der Trend unverändert, was auf ein bescheidenes Stellenwachstum hinweist. Einer der regionalen Indikatoren für das Geschäftsklima in der Industrie, der Philly Fed Index, kehrte zum ersten Mal seit April wieder in den positiven Bereich zurück, während der Richmond Fed Manufacturing Index wieder in negatives Territorium abglitt. Die Verkäufe bestehender Eigenheime waren nach zwei Monaten starker Zunahmen wieder rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Verkaufszahlen um 10,8 % und die Preise um 9,2%.

In China verlangsamte sich das BIP-Wachstum im dritten Quartal (dem schlechtesten seit Anfang 2009) auf 7,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Verbesserung des Einkaufsmanagerindex weist jedoch darauf hin, dass die Talsohle vielleicht erreicht ist. Wir rechnen jedoch nicht damit, dass China in der nächsten Zeit zu einer zweistelligen Wachstumsrate zurückfindet. Das weltweite wirtschaftliche Umfeld lässt dies nicht erwarten und die Regierung scheint mit dem niedrigeren Wachstum zufrieden zu sein. Die Wirtschaftsdaten aus Japan waren nicht positiv: Beim Wirtschaftsvertrauen der Kleinunternehmer setzte sich der seit März beobachtete Abwärtstrend fort. Das Handelsbilanzdefizit war nicht so hoch wie im September (die Daten gehen bis 1993 zurück).

Auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs des Euroraums wurden lediglich die Ergebnisse des Juni-Gipfels bestätigt. Uns ist klar, dass eine Bankenunion für die Eurozone sich nicht schnell verwirklichen lässt. Am dringendsten ist eine gemeinsame Bankenaufsicht, die es dem dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM ermöglichen würde, Banken direkt zu rekapitalisieren, so dass die Kosten der Rekapitalisierung nicht im Staatshaushalt zu Buche schlagen. Dadurch könnte eine Trennung zwischen schwachen Regierungen und schwachen Banken erzielt werden, was insbesondere für Länder wie Spanien von Bedeutung ist.

Renditen für Anleihen aus den Peripheriestaaten reagierten so gut wie nicht auf die fehlenden Fortschritte, da den Märkten die potenzielle Macht des OMT Anleihekaufprogramms der EZB bewusst wird. Positiv für Spanien war, dass die Ratingagentur Moody’s spanische Staatsanleihen nicht auf Junkstatus herunterstufte. Moody's glaubt, dass Spanien schon bald Unterstützung durch das OMT-Programm bekommen könnte, wodurch der derzeitige Finanzierungsdruck abgebaut würde.

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