M&G: Die mehrdeutigen Implikationen niedriger Zinsen

Eric Lonergan: "Ökonomen haben seit jeher angenommen, dass niedrige Zinsen den Verbrauch ankurbeln und die Sparfreudigkeit drosseln. Die Auswirkungen niedriger Zinsen auf das Sparverhalten können sich allerdings ändern, wenn die Zinsen bereits sehr niedrig sind."

19.05.2015 | 11:15 Uhr

Ökonomen haben seit jeher angenommen, dass niedrige Zinsen den Verbrauch ankurbeln und die Sparfreudigkeit drosseln. Dieselbe Logik ermutigt die politischen Entscheidungsträger, negative Zinsraten anzustreben und Inflationsziele nach oben zu drücken, wodurch die realen Zinsen noch weiter sinken.

Die Auswirkungen niedriger Zinsen auf das Sparverhalten können sich allerdings ändern, wenn die Zinsen bereits sehr niedrig sind.

In einer Rede am 28. April erkannte Glenn Stevens (Gouverneur der Zentralbank Australiens) als einer der ersten politischen Entscheidungsträger an, dass Männer und Frauen in der westlichen Welt eine große Sorge teilen, und er kam auf eine der problematischeren Annahmen zeitgenössischer Ökonomen zu sprechen.

„Die Schlüsselfrage lautet: Wie kann in Zukunft – in einer Welt mit niedrigen, langfristigen Nominalrenditen auf risikoarme Anlagen – ein ausreichend großer Ertrag für die Ruheständler generiert werden?”

Wie begegnet man dieser Frage als einzelnes Individuum? Wenn die Renditen auf Ihre Anlagen nicht so hoch wie gewünscht sind, sparen Sie dann mehr oder weniger?

Denken Sie an die Faustregel, mit deren Hilfe oftmals der Ruhestand geplant wird:

Beläuft sich die Rendite auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen auf 5% und Sie haben ein Zieleinkommen von 50.000 Euro, so benötigen Sie Spareinlagen in Höhe von 1.000.000 Euro. Die Frage ist nun, ob Sie mehr oder weniger sparen, wenn die Rendite für dieselben Papiere auf 2,5% sinkt. Sie sparen mehr.

Das Problem ist, dass die US-Notenbank und andere Zentralbanken Modelle für die Festlegung von Zinsen benutzen, die bei fallenden Zinsen eine Zunahme der Ausgaben voraussetzen. Sie argumentieren, dass die meisten von uns lieber heute als morgen unser Geld haben und, dass es sich bei Zinszahlungen um die Belohnung für das Warten handelt. Wenn die Zinsen niedrig sind, warten wir weniger gern (oder leihen sogar mehr) und geben jetzt mehr aus.

Beide dieser überaus vernünftigen wenn auch gegensätzlichen Modelle zeigen, dass wie bei vielen ökonomischen Ideen, die Auswirkungen in der realen Welt nicht eindeutig zu definieren sind. Eine Variable hat nicht unbedingt immer denselben Effekt auf eine andere Variable.

Als Ben Bernanke zum ersten Mal von Hedgefondsmanager David Einhorn bezüglich der immer niedrigeren Zinsen kritisiert wurde, habe ich mich in meiner ersten Reaktion auf Bernankes Seite geschlagen und Einhorn für einen Spinner gehalten. Einhorn argumentierte, dass eine anfängliche Zinskürzung angesichts der mangelnden Nachfrage eine gute Idee sei, sie aber ab einem bestimmten Punkt umschlägt und kontraproduktiv wirkt. Als Analogie dienten ihm in seiner Argumentation Berliner Krapfen. Anders formuliert: zu einem bestimmten Zeitpunkt wird auch dem größten Leckermaul schlecht.

But the more I reflect on the effects of lower interest rates, I think the view of economists is complacent. The effects of rates cuts when interest rates are already very low may be fundamentally different to the effects when rates are high. In fact, this now seems so obvious.

Je mehr ich jedoch über die Auswirkungen niedriger Zinsen nachdenke, umso mehr bin ich überzeugt, dass die Sicht der Ökonomen ein wenig selbstgefällig erscheint. Die Auswirkungen von Zinssenkungen wenn die Zinsen bereits auf einem sehr niedrigen Niveau liegen, können sich fundamental von den Auswirkungen unterscheiden, wenn die Zinsen von einem höheren Ausgangspunkt sinken. Tatsächlich scheint dies jetzt offensichtlich zu sein.

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Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um Archivinformationen handelt. Sie sind nicht als aktuelle Ansichten oder Einschätzungen, sondern nur als historische Angaben zu verstehen.

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