Die Zentrale Wirtschaftskonferenz (CEWC) hat für 2024 einen Fokus auf das Wachstum signalisiert. Dazu ist eine aggressivere expansive Fiskalpolitik erforderlich, die die anhaltende Schwäche des chinesischen Immobilienmarkts ausgleicht.
03.01.2024 | 08:26 Uhr
Wir schätzen den Ausblick 2024 für chinesische Aktien positiv ein. Während es einige Anleger aufgrund der äußerst pessimistischen Stimmung im Jahr 2023 für mutig halten mögen, wieder in chinesische Aktien zu investieren, ist eine rationale Sichtweise jetzt entscheidend. Vor dem Hintergrund der anhaltend schwachen und holprigen Makro-Erholung fallen die Gewinnrevisionen der Analysten weiterhin gedämpft aus, was sich jedoch ändern dürfte, sobald die ausdrücklich wachstumsfördernde Fiskalpolitik 2024 umgesetzt wird.
Die
Zentrale Wirtschaftskonferenz vom 11./12. Dezember 2023 hat die Weichen
für eine Politik gestellt, die sich 2024 darauf konzentriert, das
Wirtschaftswachstum zu stützen. Das neue Mantra der Konferenz
„Stabilität durch Wachstum“ liefert einen deutlichen Hinweis darauf,
dass das Ziel für das chinesische Wachstum im Jahr 2024 auf ehrgeizige 5
% festgelegt wird – was dem Ziel für 2023 entspricht, allerdings bei
ungünstigeren Basiseffekten. Auch wenn die Pläne erst im neuen Jahr
konkretisiert werden, war das Eingeständnis der staatlichen Medien1,
dass ein „Mangel an effektiver Nachfrage“ herrscht, ein klares Zeichen
dafür, dass etwas getan werden muss, um die Belastungen aufgrund des
schwachen Immobilienmarktes auszugleichen.
Bislang
ist es durch die punktuelle Lockerung der Geldpolitik, eine weniger
strenge Regulierung oder vertrauliche Gespräche mit den Banken offenbar
nicht gelungen, den Immobilienmarkt des Landes, an dem die Preise für
Häuser und Wohnungen im vierten Quartal 2023 weiter gesunken sind,
wieder in Schwung zu setzen. Die Schwäche am Immobilienmarkt des Landes
hat wiederum negative Effekte auf den Wohlstand und das
Verbrauchervertrauen, weshalb sich die Wirtschaft des Landes weiterhin
schwertut. In diesem Umfeld erreichten chinesische Aktien im November
2023 trotz der Rally an den globalen Aktienmärkten den niedrigsten Stand
seit November 2022, wobei die Post-COVID-Zugewinne wieder vollständig
aufgezehrt wurden. Chinesische Aktien sind im Vergleich zu Aktien
anderer Schwellenländer, und erst recht im Vergleich zu Aktien der USA,
mittlerweile äußerst niedrig bewertet. Wir glauben allerdings, dass sich
die Abschläge nicht lange halten werden, wenn man die hohe Qualität und
die langfristigen Wachstumsaussichten vieler chinesischer Unternehmen
bedenkt – insbesondere von Unternehmen mit Ausrichtung auf Themen wie
technologische Autarkie, industrielle Modernisierung, Energiewende oder
Gesundheit.
Da der Kurs der chinesischen Zentralbank bereits expansiv ist, dürfte China jetzt auf eine expansivere Fiskalpolitik setzen, um das Wachstum zu stützen und das angestrebte Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu erreichen. Dies lässt neue öffentliche Ausgaben beispielsweise für den sozialen Wohnungsbau und die Modernisierung der Infrastrukturen erwarten. Die optimistische Reaktion des chinesischen Anleihemarktes auf die Herabstufung des Ausblicks für chinesische Staatsanleihen durch Moody's macht deutlich, dass der erwartete Anstieg der Anleiheemissionen zu verkraften sein wird. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wahrscheinlich, dass die Ausgaben der Zentralregierung beträchtlich steigen, was chinesischen Aktien Auftrieb verleihen dürfte.
Quelle: Morgan Stanley Research; Stand: Dezember 2023
Zusätzliche
Stützung dürfte der chinesische Markt durch das globale Makroumfeld
erhalten, da sinkende US-Zinsen den Druck auf die chinesische Währung
verringern und die Investitionsströme aus den USA fördern. Die Renditen
von US-Treasuries korrelierten in den letzten sieben Jahren negativ mit
dem chinesischen Aktienmarkt, was wichtig sein wird, da die globalen
Anleger mittlerweile sehr schwach in China investiert sind und 2023 rund
100 Milliarden US-Dollar Kapital aus China abgezogen haben. Positiv
könnten auch inländische Anleger darauf reagieren, dass institutionelle
Anleger, darunter auch Versicherungsgesellschaften, allmählich wieder
chinesische Positionen aufzubauen. Die Bewertungen befinden sich heute
auf einem historischen Tiefpunkt. Zugleich haben sich Kleinanleger
völlig vom Markt zurückgezogen.
Quelle: Bloomberg, MSCI, Morgan Stanley Research; auf der Grundlage von Daten vom 1. Januar 2017 bis 7. Dezember 2023. Hinweis: Die Achse rechts bezieht sich auf die Performance des MSCI China A-Index (zum 1. Januar 2017 indexiert auf 100) und die Achse links auf die invertierten Renditen für 10-jährige US-Treasuries (in %).
Wir betrachten die aktuelle Situation weniger als Krise, sondern sehen für aktive Anleger, die über lokale Marktkenntnisse verfügen, attraktive langfristige Kaufgelegenheiten, um in einige der besten Unternehmen der Welt zu investieren. Wir verfolgen bei unseren China-Strategien einen Barbell-Ansatz mit einem zweifachen Schwerpunkt auf zyklischem Aufwärtspotenzial und strukturellem Wachstum.
1 ‘Signal from the Central Economic Work Conference is enlightening’ - Global Times, 13. Dezember 2023
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