Schroders: Sorgen um den Brexit lassen das Pfund abstürzen

Am Montag stürzte das Pfund heftig gegenüber anderen wichtigen Währungen ab – Anlegern weltweit wurde plötzlich das konkrete Risiko eines Brexit bewusst.

23.02.2016 | 16:26 Uhr

Ende letzter Woche verkündete Premierminister David Cameron den erfolgreichen Abschluss seiner Verhandlungen über Reformen der Europäischen Union und weiterreichende Freiheiten gegenüber der EU. In diesem Zug gab er gleichzeitig den Termin für das EU-Referendum bekannt, den 23. Juni.

Auf Basis der neuen Vereinbarungen werben Cameron und die Regierung nun offiziell für einen Verbleib Großbritanniens in der Union; dennoch stellen sich wichtige Kabinettsmitglieder gegen die Entscheidung und machen Stimmung für einen Austritt. In diesen Chor reiht sich auch Boris Johnson ein, der Bürgermeister von London. Johnson ist nicht nur bei Londonern extrem populär und seine Rufe nach dem Austritt ein herber Schlag für die Regierung – besonders deshalb, weil er bis zum Sonntag noch als eine der wichtigen unentschlossenen Persönlichkeiten galt.

Negative Marktreaktion
Als Reaktion auf die Nachrichten verlor das Pfund Sterling gegenüber dem Dollar gut 1,8 %, was den schwächsten Kurs seit 2002 bedeutet. Gegenüber dem Euro hatte das Pfund am Freitag rund 0,7 % verloren und die Tendenz setzt sich zum Wochenstart fort. Im letzten Economic & Strategy Viewpoint haben wir bereits auf die Risiken eines weiter fallenden Pfundes hingewiesen. Konkret sehen wir in der schwachen Steuer- und Leistungsbilanz auch künftig das Risiko der Kapitalabwanderung und geben zu bedenken, dass die Märkte das Brexit-Risiko nicht adäquat eingepreist haben. So haben wir gestern auch einen Ausverkauf bei Britischen Schatzanleihen (Gilts) gesehen, der vor allem das bei internationalen Anlegern beliebte 10-jährige Papier betraf. Der Aktienmarkt tendierte zum Anfang der Woche schwächer als andere Märkte in Europa; vor allem Immobilienwerte gerieten unter Druck, denn im Fall eines Brexit ist nicht unwahrscheinlich, dass das ausländische Interesse an britischen Immobilien deutlich nachlassen wird.

Umfragewerte zusammengefasst
Die Umfragewerte deuten weiter darauf hin, dass sich die Mehrheit der Briten für einen Verbleib in der EU ausspricht. Insgesamt deutet unsere interne Vergleichsrechnung der diversen Umfragen darauf hin, dass 38 % den Brexit wollen, während sich 48 % der Briten für einen Verbleib in der Union aussprechen. Buchmacher hingegen sehen die Wahrscheinlichkeit eines Brexit bei aktuell 34 %, was leicht über den 28 % vom Monatsanfang liegt.Insgesamt reagiert der Markt weitgehend wie erwartet auf die beginnenden Werbefeldzüge für oder gegen den Brexit. Für die kommenden Monate erwarten wir, dass die prognostizierten Mehrheiten immer wieder unterschiedlich ausfallen werden und teils Befürworter, teils Gegner die Umfragen anführen – und dies dürfte sich wiederum in der einen oder anderen Richtung auf die Stimmung der Anleger auswirken.

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