Columbia Threadneedle: Ausblick 2025 - Anleihen glänzen wieder – trotz wirtschaftlicher Unsicherheit
Auch die US-Notenbank dürfte im kommenden Jahr die Zinsen senken, während die Inflation endlich nachlässt. Dennoch müssen Anleger mit Turbulenzen auf dem Anleihemarkt rechnen, und auch die weitere Entwicklung der Konjunktur ist unklar. Welcher der Faktoren wird einen größeren Einfluss auf die Anlageklasse haben?05.12.2024 | 09:55 Uhr
Wie es mit Anleihen 2025 weitergeht und worauf Anleger dabei besonders achten müssen, erläutert Gene Tannuzzo, Global Head of Fixed Income bei Columbia Threadneedle Investments, in seinem Outlook:
Die Inflation in den USA verlangsamt sich und die Federal Reserve (Fed) geht zu Zinssenkungen über – gute Anzeichen für Anleihen im Jahr 2025. Portfolios müssen nun so positioniert sein, dass sie von den niedrigen Zinsen profitieren und gleichzeitig mögliche wirtschaftliche Schwankungen und Turbulenzen auf dem Anleihemarkt abfedern können. Für Anleger steht die Streuung zwischen den Anleihesektoren im kommenden Jahr im Mittelpunkt.
Arbeitsmarkt und Nachfrage bestimmen den Zinssenkungszyklus
Der Fed scheint bisher eine „sanfte Landung“ der US-Wirtschaft gelungen zu sein: Die Konjunktur verlangsamt sich allmählich und die Inflation ist niedrig. Allerdings haben bisher die meisten „harten Landungen“ auf diese Art begonnen. Anleiheinvestoren werden 2025 lernen müssen, mit dieser Ungewissheit umzugehen. Wird sich die derzeitige Konjunkturabschwächung reibungslos fortsetzen oder wird es zu einem stärkeren Abschwung kommen? Der Arbeitsmarkt wird wahrscheinlich ein Schlüsselfaktor sein: Sollte das Stellenwachstum weiter schwächeln, könnte sich der Konjunkturausblick weiter eintrüben. Die Inflation dürfte weiter in Richtung des 2-Prozent-Ziels der Fed sinken, und die Zentralbank wird die Zinsen wohl bis Ende 2025 unter den neutralen Zinssatz von 3 Prozent herabsetzen. Denn wir erwarten, dass der Arbeitsmarkt und die Verbrauchernachfrage weiter nachgeben.
Allerdings gibt es zwei wichtige Faktoren, die die Fed zu einem Kurswechsel veranlassen könnten. Sollte die Inflation – insbesondere bei den Kerndienstleistungen – anhalten oder sogar anziehen, müsste die Fed ihren Zinssenkungszyklus unterbrechen und die Zinssätze im Bereich von 3 bis 4 Prozent stabilisieren. Umgekehrt könnte ein potenzieller Nachfrageschock, vor allem in Verbindung mit einem schwachen Arbeitsmarkt, aggressivere Zinssenkungen bis deutlich unter das neutrale, in traditionellen Zinssenkungszyklen übliche Niveau nach sich ziehen. Unabhängig davon, wie sich die Dinge entwickeln, bleibt der Fahrplan der Fed für 2025 flexibel. Erwartet werden grundsätzlich schrittweise Zinssenkungen, die der Wirtschaftsentwicklung Rechnung tragen.
Sinkende Zinsen schaffen Chancen
Der Zinssenkungszyklus dürfte ein günstiges Umfeld für hochwertige US-Anleihen schaffen, insbesondere für hypothekenbesicherte Wertpapiere und kommunale Anleihen. Diese Segmente weisen bereits jetzt attraktive Renditeniveaus auf und sind gut positioniert, um bei sinkenden Zinsen hohe Kursgewinne zu erzielen. Wer höhere Renditen anstrebt, findet trotz teurerer Ausgangsniveaus bei High-Yield-Anleihen mit kürzerer Laufzeit und Bankdarlehen attraktive Chancen. Angesichts von Renditen um die sieben Prozent könnten diese Wertpapiere – sorgfältiges Ausfallmanagement vorausgesetzt – attraktive Erträge bieten.
Eine härtere Landung würde auch eine höhere Volatilität auf den Anleihemärkten bedeuten. Hochwertige festverzinsliche Wertpapiere mit längeren Laufzeiten dürften von einem solchen Szenario profitieren, da Investoren in Zeiten wirtschaftlicher Spannungen nach sicheren Anlagen suchen. Die Fed gleicht ihre Geldpolitik an die der anderen Länder an, die weltweit bereits mit geldpolitischen Lockerungen begonnen haben – wie etwa die Europäische Zentralbank und die Bank of England. Dadurch können sich asynchrone Chancen an den europäischen oder asiatischen Märkten für Unternehmensanleihen ergeben. Aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen in den einzelnen Regionen ergeben sich so möglicherweise attraktive Einstiegsmöglichkeiten für globale Anleger.
Erhöhte Ausfallraten in bestimmten Sektoren erfordern aktive Titelauswahl
Die aktuellen Bewertungen zeigen, dass der Markt die potenziell erheblichen Schwächen der weltweiten Kreditmärkte noch nicht vollständig eingepreist hat. Daher ist bei Unternehmensanleihen eine defensivere Strategie sinnvoll. Auch wird die Streuung am Kreditmarkt 2025 zunehmen. Während sich hochwertige Anleihen wahrscheinlich gut entwickeln, ist in bestimmten Branchen mit erhöhten Ausfallraten zu rechnen. Diese könnten in einigen Sektoren in den nächsten zwei Jahren auf über zehn Prozent steigen – während andere bei etwa einem Prozent verbleiben. Der Grund für diese Divergenz ist der Zustand der Bilanzen in den verschiedenen Branchen. Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil – insbesondere im High-Yield-Segment – stehen dementsprechend vor größeren Herausforderungen. Durch die Gefahr zunehmender wirtschaftlicher Volatilität sind diese schwächeren Unternehmen anfälliger für eine Bonitätsverschlechterung. In einem solchen Umfeld ist eine aktive Anleiheauswahl für Anleger essenziell, um Enttäuschungen zu vermeiden und die attraktivsten Chancen zu ergreifen.
Strukturelle Unterstützung für Anleihen
Anleiheinvestoren gehen also unter guten Voraussetzungen ins Jahr 2025. Angesichts der attraktiven Renditeniveaus und des Zinssenkungszyklus der Fed sind Anleihen gut positioniert, um solide Erträge zu erzielen. Mit dem sogenannten „Fed Put“ – also der Überzeugung, dass die US-Notenbank in Krisenzeiten eingreifen wird, um die Wirtschaft zu stützen – übernehmen Anleihen erneut ihre wichtige Rolle als Portfolio-Diversifizierer. Diese implizite Absicherung sollte Anlegern die Zuversicht geben, dass die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere weiterhin Rückenwind erhalten – selbst wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sollten.
Ermutigend ist zudem, dass sich die makroökonomischen Bedingungen nicht wirklich verändern müssen, damit Anleihen gut abschneiden. Die Ausgangsrenditen liegen derzeit in den meisten Segmenten über ihrem 20-Jahres-Durchschnitt. Und mit sinkenden Zinssätzen werden die Gesamtrenditen noch weiter steigen.