Wasserrisiken stellen eine größere Bedrohung für die Wertentwicklung des Portfolios dar als Kohlendioxidemissionen. Diese Risiken existieren schon jetzt, so Lisa Beauvilain Head of Sustainability & ESG, Impax Asset Management.
26.10.2018 | 13:27 Uhr
„Die Kriege des nächsten Jahrhunderts werden um Wasser geführt werden“, warnte Ismail Seragel, Vizepräsident der Weltbank, schon 1995. Aufgrund des Klimawandels, der Umweltverschmutzung durch den Gütertransport und der industriellen Nutzung ist immer weniger Süßwasser verfügbar, während die Nachfrage durch die zunehmende Weltbevölkerung steigt. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden bis 2025 zwei Drittel der Weltbevölkerung von Wasserknappheit oder Wasserstress betroffen sein.
Das Pariser Klimaabkommen hat Anleger dafür sensibilisiert, dass es notwendig ist, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Dabei ist es durchaus denkbar, dass in Zukunft Wasser ein größeres operatives und strategisches Portfoliorisiko darstellt als Treibhausgase. Diese Ansicht vertritt Lisa Beauvilain von Impax Asset Management, einem Spezialisten für nachhaltige Anlagen, an dem BNP Paribas Asset Management eine Beteiligung hält.
Beauvilain ist dort verantwortlich für Research und Analyse im Bereich Umwelt, Soziales und Governance (Environmental, Social and Governance – ESG). Sie ist außerdem Mitglied des International Institute of Environment and Development, einer internationalen Denkfabrik.
Während die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks vor allem für langfristig orientierte Anleger wichtig ist, stellt ein Wassermangel oder -überschuss sowohl ein aktuelles als auch ein zukünftiges Risiko dar, welches sich schon jetzt negativ auf den Wert des Portfolios auswirken kann, sagt Beauvilain. „Fast jedes Unternehmen braucht Wasser, und manche Städte wie Kapstadt und São Paulo oder ganze Regionen wie Kalifornien haben derzeit mit außergewöhnlichen Dürren zu kämpfen. Wir müssen umgehend herausfinden, wie sich diese Wasserrisiken auf die Portfolios auswirken.“
Nachdem Impax 1999 damit begonnen hatte, börsennotierte Unternehmen, die im Bereich Wasser tätig sind, zu analysieren, startete es 2008 eine spezifische Wasserstrategie, die auf innovative Unternehmen abzielt, die sich auf die Wiederverwendung von Abwasser, die Messung der Wasserqualität, die Entsalzung und andere wasserbezogene Aktivitäten spezialisiert haben. Zu den Auswirkungen von CO2-Emissionen gibt es unzählige Studien, im Bereich Wasser liegen jedoch viel weniger Daten vor.
Lisa Beauvilain und ihr Investmentteam leisten oft Pionierarbeit. „Durch Analysen und Gespräche mit Unternehmen versuchen wir, herauszufinden, welche Geschäftstätigkeiten des Unternehmens wasserintensiv sind, ob sich seine Fabriken oder Standorte in Regionen mit Wasserstress befinden und welcher Anteil des Umsatzes Wasserrisiken ausgesetzt ist. Wir empfehlen Unternehmen, ihren Investoren diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Allerdings wird das bisher kaum oder gar nicht getan.“
Es gibt heutzutage viele gute Online-Tools, mit denen man feststellen kann, welche Regionen in welcher Jahreszeit von Wasserstress bedroht sind. „Aus unseren Gesprächen mit Unternehmen wissen wir, dass sie diese Werkzeuge einsetzen, und das ist ermutigend“, sagt Beauvilain. „Aber im Umgang der Unternehmen mit Wasserrisiken gibt es immer noch große Unterschiede. So haben beispielsweise nur 15% der Energieversorger Wassersparmaßnahmen ergriffen, obwohl sie zu den größten Verbrauchern von Kühlwasser gehören. Bei Lebensmittel- und Getränkeherstellern ist dieser Prozentsatz viel höher.“
Dass Unternehmen Wasserrisiken ignorieren, hängt zum Teil damit zusammen, dass Wasser so billig ist. Wenn sie dagegen die tatsächlichen wirtschaftlichen Kosten des blauen Goldes, wie Wasser manchmal genannt wird, tragen müssten, würden sie ihr Verhalten bald ändern. Tatsächlich scheint dies allmählich auch zu geschehen. „Die Wasserpreise steigen weltweit, und die Zunahme der Abwasserkosten übersteigt die Inflationsrate. Dennoch ist Wasser immer noch zu billig und wird zu sehr als Selbstverständlichkeit betrachtet. Aber das könnte sich in Zukunft ändern.“
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