BNP Paribas: Nahrungsmittel – von Umweltbelastung zum leichteren Hufabdruck

BNP Paribas: Nahrungsmittel – von Umweltbelastung zum leichteren Hufabdruck
Anlagestrategie

Die Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft haben einen großen Einfluss auf Umwelt und Klimawandel.

10.11.2020 | 10:59 Uhr

Wir müssen uns dringend mit den Problemen – von Entwaldung bis hin zu ungesunden Arbeitsbedingungen – beschäftigen, was durchaus disruptiv sein kann. Durch die Abhilfemaßnahmen entstehen allerdings Chancen für Anleger.

Die Erzeugung der wichtigen Nahrungsmittel durch die kommerzielle Landwirtschaft hat je nach Produkt unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt, aber die massiven Folgen für die Erde haben tierische Erzeugnisse allgemein und insbesondere Rindfleisch – es ist für 31% der Treibhausgasemissionen verantwortlich und Rinder beanspruchen 43% der landwirtschaftlich genutzten Fläche (siehe Diagramm 1).

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Hoher Wasserverbrauch, unvernünftige Landnutzung, Treibhausgasemissionen, Unkrautvernichtungsmittel, die sich in Wasser und Boden wiederfinden – die Liste der Auswirkungen ist lang und betrifft die gesamte Nahrungsmittelversorgungskette. Zum Beispiel: Das Roden von Flächen für die Landwirtschaft führt zu Entwaldung. Anstatt der Bäume werden Feldfrüchte angebaut; es kommt zu CO2-Emissionen, aber gleichzeitig verschwinden CO2-Senken. Die aus den Feldfrüchten erzeugte Tiernahrung sorgt wiederum dafür, dass die Rinder Methan ausstoßen, was das Treibhausgasproblem weiter verschlimmert.

Neben den Umweltaspekten existieren im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln und Nahrungsmittelerzeugung auch soziale Ungerechtigkeiten. Dies umfasst unterbezahlte Landwirte die sich am einen Ende der Versorgungskette befinden, schlecht bezahlte Wanderarbeitnehmer, die in dürftigen Unterkünften untergebracht werden und niedrige Arbeiten in Feldern, Gewächshäusern und Schlachthöfen verrichten. Die Probleme laufen letztendlich auf den ungleichen Zugang zu bezahlbaren, sicheren, gesunden Nahrungsmitteln in ausreichender Menge hinaus.

Die Pandemie hebt die Probleme im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln hervor

Die aktuelle Gesundheitskrise brachte weitere Probleme im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln ans Tageslicht: So wurden beispielsweise die Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen, fleischverarbeitenden Betrieben und Lagern aufgedeckt. Die Pandemie verschonte die Betriebe nicht, sorgte für Produktionsunterbrechungen und Fleischknappheit im Einzelhandel.

Im April und Mai wurden Fabriken zu COVID-Hotspots, weil sich Arbeiter, die Fleisch an dicht bepackten Fließbändern handhabten, gegenseitig ansteckten und die niedrigen Temperaturen in den Lagerhäusern das Virus länger überleben ließen. Viele dieser Arbeiter in den USA und Europa sind Migranten, die unter schockierenden Bedingungen arbeiten. Ihre Unterkünfte, die weder sauber noch hygienisch sind, begünstigten die Ausbreitung des Virus.

Die Arbeitgeber waren zu Investitionen in Millionenhöhe für Klimaanlagen und Personenschutzausrüstung gezwungen und mussten die Schichtarbeit anpassen. Das zeigt die Schwächen dieser Branche und deren Risiken für Anleger. Andererseits ergaben sich interessante Investitionsgelegenheiten für Anbieter von Automatisierungstechnik und auf künstlicher Intelligenz basierenden Tools für die Fleischbranche.

Umstellung des Lebensstils, für das eigene Wohlbefinden und unseren Planeten

Ein weiterer Aspekt der sozialen Seite von Investitionen in der Nahrungsmittelbranche ist, dass die Pandemie das Bewusstsein der Verbraucher dafür verstärkt hat, dass ein bewussterer Konsum nötig ist und dass Nahrungsmittel Gesundheit und Wohlbefinden fördern können. Die Krise beschleunigte in der Tat die Tendenz zum verstärkten Verzehr pflanzenbasierter Nahrungsmittel.

Der Verzehr von Fleisch – insbesondere Rind und Schwein – hat weitreichende Folgen. Der „Hufabdruck“ trägt zu Klimawandel, Umweltverschmutzung, Entwaldung, Methan-Emissionen (Vieh ist für 15% der Treibhausgasemissionen verantwortlich) und dem Verlust der Artenvielfalt bei.

Die Umstellung der Ernährung auf Hülsenfrüchte, Bohnen und im Labor angebaute und vegane Fleischersatzstoffe kann dazu beitragen, die durch Treibhausgase hervorgerufene Erderwärmung zu verringern und ein ineffizientes, schädliches Nahrungsmittelsystem umzugestalten. Wissenschaftler warnen in der Tat, dass wir anstelle von Fleisch, Zucker und Milch mehr Gemüse, Nüsse und Samen zu uns nehmen müssen, um den weltweiten Temperaturanstieg unter Kontrolle zu halten. Hier gibt es „transformatives Potenzial“.[1]

Hin zu einem leichteren Fußabdruck

Es existieren zahlreiche Möglichkeiten, die Umweltauswirkungen unseres Ernährungssystems zu reduzieren:

  • Umstellung der Ernährung auf gesündere, stärker pflanzenbasierte Produkte
  • Verbesserung von Technologie und Management
  • Einschränkung von Nahrungsmittelverlusten und -abfällen


Wissenschaftlern zufolge wird es notwendig sein, mehrere Maßnahmen miteinander zu kombinieren, um die erwartete Zunahme des Drucks des Ernährungssystems auf die Umwelt bis 2050 ausreichend zu verringern.[2]

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Durch Ernährungsumstellung können sich in der Wertschöpfungskette der Nahrungsmittelbranche Gelegenheiten ergeben. Die geänderte Rolle von Fleisch in der Ernährung führt dazu, dass sich immer mehr Menschen flexitarisch ernähren, und die Umstellung auf mehr pflanzenbasierte Produkte ist inzwischen gut etabliert. Nahrungsmittelverarbeitende Betriebe und Hersteller von Zutaten müssen sich daher anpassen und der Einzelhandel muss solche Produkte besser zugänglich und sichtbar machen.

Erfreulicherweise wird die Nahrungsmittel-Versorgungskette durch diese und andere Bemühungen immer nachhaltiger und widerstandsfähiger gegenüber gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schocks. Dank dieser Entwicklung kommen Nahrungsmittel, Nahrungsmittelerzeugung und Landwirtschaft immer häufiger für Anlageportfolios in Frage, die sich auf Anlagen unter Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance- Kriterien (ESG) konzentrieren.

Hören Sie den Podcast mit Agne Rackauskaite, Research Analyst bei IMPAX Asset Management, dessen Fachgebiet Unternehmen der Nahrungsmittel- und Landwirtschafts-Wertschöpfungskette sind.

[1] “Moving from current diets to a diet that excludes animal products has transformative potential, reducing food’s land use by… 76%; food’s GHG emissions by… 49; acidification by 50%; eutrophication by 49%; and scarcity-weighted freshwater withdrawals by 19% for a 2010 reference year.” Quelle: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers, Science, Feb 2019 https://josephpoore.com/Science%20360%206392%20987%20-%20Accepted%20Manuscript.pdf

[2] Options for keeping the food system within environmental limits, Nature, Okt 2018 https://www.nature.com/articles/s41586-018-0594-0


Alle hier geäußerten Ansichten sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, basieren auf den verfügbaren Informationen und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die einzelnen Portfoliomanagementteams können unterschiedliche Ansichten vertreten und für verschiedene Kunden unterschiedliche Anlageentscheidungen treffen.

Der Wert von Anlagen und ihrer Erträge können sowohl steigen als auch fallen und Anleger erhalten ihr Kapital möglicherweise nicht vollständig zurück.

Investitionen in Schwellenländern oder spezialisierten oder beschränkten Sektoren können aufgrund eines hohen Konzentrationsgrads, einer größeren Unsicherheit, weil weniger Informationen verfügbar sind, einer geringeren Liquidität oder einer größeren Empfindlichkeit gegenüber Änderungen der Marktbedingungen (soziale, politische und wirtschaftliche Bedingungen) wahrscheinlich einer überdurchschnittlichen Volatilität unterliegen.

Einige Schwellenländer bieten weniger Sicherheit als die meisten internationalen Industrieländer. Aus diesem Grund können Dienstleistungen für Portfoliotransaktionen, Liquidation und Konservierung im Namen von Fonds, die in Schwellenmärkten investiert sind, mit einem höheren Risiko verbunden sein.

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