Haben Sie jemals einen schlechten Backtest gesehen? Nein!? Ich auch nicht! Aber ich hab schon viele schlechte Fonds gesehen.
02.10.2020 | 07:46 Uhr
Woran liegt das!? Die Antwort ist vielschichtig. Bei einem Backtest werden ein Handelsansatz und seine spezifischen Parameter dahingehend getestet, wie sie sich in der Vergangenheit geschlagen hätten. Die Parameter müssen feststehen, sonst kann man keinen Backtest durchführen. Mit irgendwas muss die Software ja rechnen. Das heißt, ein situationsbedingtes diskretionäres Eingreifen durch den Portfoliomanager findet keine Beachtung. Ebenso finden „Fifty-Fifty“-Entscheidungen, und auch News und die daraus resultierenden Kursbewegungen keine Berücksichtigung.
Märkte sind lebende Organismen, die sich ständig weiterentwickeln und verändern. Die Volatilität, die Manifestation des Preises, die Art und Weise, wie er auf Unterstützung und Widerstand reagiert, ändert sich ständig. Daher müssen Handelsansätze permanent an die Rahmenbedingungen angepasst werden. Ein quantitativer Ansatz, der 1998 bei einem Stand des S&P 500 von 1000 Punkten funktioniert hat, muss nicht unbedingt heute bei einem S&P von 3300 funktionieren.
Außerdem beeinflussen selbst kleinste Änderungen der Parameter den Grad der Steigung der Equity Curve. Je länger der Backtest, desto größer sind die Auswirkungen am Ende der Equity Curve.
Wenn bei einem 15-Jahre-Backtest mit verschiedenen kleinen Parameter-Änderungen durchführt werden, dann ändert sich der Grad der Equity Curve am Beginn des Tests nur minimal. Aber diese kleine Änderung sorgt für eine umso größere Endabweichung, je länger der Zeitraum des Tests ist. Auch aus diesem Grund, und natürlich weil Geschehnisse aus der Vergangenheit sich selten 1 zu 1 in der Zukunft wiederholen, geht die Industrie mittlerweile dazu über, Backtests für einen kürzeren Zeitraum durchzuführen. Früher hingegen galt die Devise, je länger desto besser.
Während sich ein Backtest an der Vergangenheit und einem imaginären Beispielportfolio orientiert, bezieht sich ein Stresstest auf das tatsächlich vorhandene Portfolio im Hier und Jetzt und darauf, wie es sich in diesem Moment bei entsprechenden Bewegungen verhält. Das hat eine enorme Aussagekraft und ist eminent wichtig für die Gesamtportfoliosteuerung. Nirgendwo anders als im Stresstest sieht man so deutlich Stärken und Schwächen eines Setups, und ob die Ziele des Handelsansatzes auch tatsächlich erreicht werden. Ein Stresstest ist sozusagen der Lackmus-Test dafür, ob eine vielversprechend klingende Anlagestrategie auch hält, was sie verspricht.
Fazit:
Backtests geben einen ersten, vorsichtigen Einblick, wie eine
Handelsstrategie funktionieren könnte. Die Ergebnisse geben die grobe
Richtung vor, sollten aber nicht überbewertet werden. Stresstests
sollten in jedem Falle beachtet werden, und auch als
Entscheidungsgrundlage dienen, da sie schonungslos aufzeigen, wo
Stärken, Schwächen und vor allem Verlustrisiken liegen. Im Grunde geht
es bei jeder Handelsstrategie in erster Linie darum, die Risiken im
Griff zu haben.
Für den „Gamma Plus Fonds“ sind Stresstests und die Szenarioanalyse
essentieller Bestandteil der täglichen Arbeit. Der Stresstest ist
vorzeigbar, und spiegelt ganz genau den Handelsansatz wieder. Jeder
Investor darf natürlich einen Blick hineinwerfen. Transparenz und
Offenheit sind sehr wichtig.
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