Ulf Plesmann, Co-Leiter Globale Aktien bei Metzler Asset Management, Februar 2025
Anlagestrategie

Metzler AM: Globale Aktienstrategien brauchen einen teilweise neuen Ansatz

Anleger, die auf globale Aktienstrategien setzen, sollten umdenken. Denn das Marktumfeld befinde sich in einem tiefgreifenden Wandel.

12.02.2025 | 10:34 Uhr

Die gute Nachricht lautet: Die globalen Aktienmärkte werden auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Chancen bereithalten. Doch um diese weiterhin erfolgreich zu nutzen, bedarf es teilweise eines anderen Ansatzes als bisher. Dies betrifft unter anderem das Anlageuniversum, den Selektionsprozess und die Fundamentalanalyse. Dabei sind unserer Ansicht nach vor allem fünf Aspekte entscheidend, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. 

1. Noch klarere Anlageschwerpunkte setzen Die Rahmenbedingungen für Unternehmen weltweit haben sich deutlich geändert, das Potenzial für Umsatzwachstum nimmt ab. Die Wachstumsmöglichkeiten werden unter anderem durch die demographischen Entwicklungen in wichtigen Volkswirtschaften begrenzt. Auch die jüngst erhöhte Inflation hat sich deutlich abgeschwächt und trägt zu einem geringeren Nominalwachstum bei. Infolgedessen können Aktieninvestoren nicht mehr aus einer so großen Menge an interessanten Unternehmen schöpfen wie bisher, die Anlagestrategie erfordert daher noch klarere Schwerpunkte. Dabei gilt es, konsequent strukturelle Verlierer zu vermeiden, die regelmäßig mit vermeintlich günstigen Bewertungsrelationen locken. Zudem achten wir bei heute erfolgreichen Geschäftsmodellen darauf, wie das Management in die Zukunftsfähigkeit investiert. 

2. Stärker auf wachsende Marktanteile achten Aus unserer Sicht rücken Geschäftsmodelle mit strukturellen Wachstumstreibern noch stärker in den Vordergrund. Diese verdienen eine Knappheitsprämie. Neben der Partizipation an überdurchschnittlich wachsenden Endmärkten berücksichtigen wir noch stärker unternehmensspezifische Faktoren, die auf wachsende Marktanteile hindeuten. Diese beinhalten unter anderem Investitionen in Technologieführerschaft, Vertriebsstärke und ausgewogene Akquisitionsstrategien. Viele Anleger unterschätzen den Erfolg insbesondere von „seriellen Akquisitionen“, bei denen Unternehmen in fragmentierten Märkten regelmäßig kleinere Wettbewerber übernehmen und integrieren.

3. Umwälzungsprozesse durch aktuellen Innovationszyklus berücksichtigen Seit ca. dem Jahr 2020 befinden wir uns in der 6. Welle der großen Innovationszyklen seit Beginn der Industriellen Revolution. Diese aktuelle Welle ist gekennzeichnet durch die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, Roboter- und Drohnentechnologie sowie sauberer Technologie. Während die erste Welle rund 60 Jahre andauerte, haben sich die Innovationszyklen im Laufe der Zeit deutlich verkürzt – für die 6. Welle gehen wir von ca. 25 Jahren aus. Aktuell befinden wir uns erst im dritten Jahr – es liegen also noch etliche Jahre vor uns, die Wachstumspotenzial in den genannten Branchen erwarten lassen. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger die damit verbundenen Umwälzungsprozesse bei der Aktienauswahl berücksichtigen.

4. Innovationskraft in der Fundamentalanalyse bewerten Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung allein sind kein verlässlicher Indikator für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Auch die Höhe der Kapitalinvestitionen sollte unbedingt im Kontext der damit erzielbaren Kapitalrenditen betrachtet werden. Für uns ist vielmehr die Innovationskraft von Unternehmen ein wesentliches Auswahlkriterium. Um die Innovationskraft und das Wachstumspotenzial beurteilen zu können und ein chancenreiches Portfolio zu erstellen, bedarf es einer umfangreichen Fundamentalanalyse und einer aktiven Aktienselektion im Rahmen eines globalen Investmentansatzes. Im Rahmen unserer Analysearbeit beurteilen wir, ob Unternehmen zukunftsgerichtet und mit angemessenen Renditen in Forschung, Entwicklung und den Kapitalstock investieren. Dies ist aus unserer Sicht ein entscheidender Differenzierungsfaktor, um langfristig überdurchschnittliche Unternehmen auszuwählen.

5. Statt auf Entwickler bei KI vermehrt auf Anwender schauen Künstliche Intelligenz (KI) wird weiterhin von hoher Relevanz für globale Aktienanleger sein. Allerdings vollzieht sich eine Verschiebung, sodass sich unser Fokus wegbewegt von „Entwickler“-Unternehmen hin zu „Anwender“-Unternehmen dieser Technologien. So sehen wir im Fall von KI zunehmend Wachstumspotenzial bei Softwarefirmen als KI-Anwender. Es werden aktuell zunehmend neue Anwendungen mit erheblichen Produktivitätszuwächsen am Markt angeboten, die bei den führenden Softwareunternehmen für Umsatzsteigerungen sorgen. Da der KI-Infrastrukturausbau weiter voranschreitet, behalten wir auch weitere Stufen der Wertschöpfungskette im Blick. Profiteure der ersten Reihe kommen zum Beispiel aus den Bereichen Chip Design Software (z.B. Synopsys), Chip Factory Equipment (z.B. ASML), Chip Designer (z.B. Nvidia) und KI-Anwendern (z.B. Microsoft).

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