ODDO BHF AM: Nicht blenden lassen durch politische Ereignisse!

Nach einem überaus erfreulichen Jahresausklang bietet sich Anfang 2017 ein etwas chaotischeres Bild an den Märkten. Was können Anleger erwarten?

14.02.2017 | 08:22 Uhr

Sicher, die Umsetzung des „Muslim ban“ mag mehr oder weniger dem entsprechen, was wir von Trump erwartet haben. Die Rückschläge  Francois Fillons hatte man hingegen so nicht auf dem Zettel. Die Wahlen in Frankreich  sind über das gesamte politische Spektrum hinweg mit einem Höchstmaß an Unwägbarkeiten  behaftet. So steht im linken Lager die Möglichkeit einer Allianz der Sozialisten  mit der radikalen  Linken im Raum. Die Konservativen  sind derweil auf der Suche nach einem neuen Anführer. Nach dem italienischen Referendum  spielt die unübersichtliche  Lage in Frankreich den Euroskeptikern  in die Hände und  zeigt  einmal  mehr  die  Zerrissenheit   einer  Region  auf,  die  sich  mit  Reformen   schwertut,   sich  wie  früher  schon föderationsunwillig   zeigt  und  in  der  weiterhin  nationalistische   und  populistische   Stimmungen   auf  dem  Vormarsch  sind. Dennoch, sollten Anleger wirklich der Versuchung nachgeben und ihre Portfolios abermals für die Möglichkeit eines Ausstiegs aus der Eurozone wappnen?

Anders   als   noch   in  den   Jahren   2010   bis   2012   hat   die   Eurozone   mittlerweile   Instrumente   zur   Eindämmung   von Marktspannungen  zur Hand. Da wären nicht konventionelle  Instrumente  der EZB, der europäische  Stabilitätsmechanismus, die Bankenunion und Ähnliches – alles probate Mittel zur Begrenzung extremer Risiken. Noch ist es verfrüht, französische Schatzanweisungen  zu kaufen,  da die  Risiken  auch  wirtschaftlicher  Natur  sind,  aber  die makro-  und  mikroökonomischen Daten der Eurozone sollten nicht vergessen werden. So haben sich die Konjunkturindikatoren seit der Krise 2008 nicht mehr so ermutigend präsentiert wie jetzt. Verbesserte Kreditbedingungen und die gesunkene Arbeitslosigkeit  dürften für anziehende Investitionen sorgen und den Konsum – einen zentralen Wachstumstreiber  – weiter ankurbeln.

Daher ziehen wir es vor, diese Phase zu nutzen und unsere Positionen am Aktienmarkt auszubauen. Im Blick haben wir dabei weniger Substanzwerte,  sondern eher Titel hoher Qualität, die sich in turbulenten Marktphasen besser behaupten können. Zur Diversifizierung  unserer  Anlagen  investieren  wir in die USA und in geringem  Umfang  in den Schwellenländern  und stoßen unsere Positionen in Japan ab, das durch eine Aufwertung seiner Währung belastet werden könnte.

Auf der Rentenseite haben wir die Duration bei deutschen Anleihen mittels Optionen etwas erhöht und geben weiterhin Hochzinsanleihen  den Vorzug, die weiterhin  sehr überzeugendes  Ertragspotenzial  bieten. Zur taktischen  Positionierung  und zur Absicherung ziehen wir zudem Gold in Betracht.

Das eigentliche  Risiko ist der neue politische Kurs der Regierung Trump. Die Äußerungen  Trumps zu den deutschen Export- überschüssen  und zum Brexit könnten ein Vorgeschmack  sein auf Pläne, die Europäische  Union zu schwächen  und zu ent- zweien. Dieser deutliche Wandel in den Beziehungen  zwischen den USA und Europa stellt den Zusammenhalt  der Eurozone vor  eine  bislang  ungekannte  Herausforderung.   Bei  Gegenwind  haben  die  Europäer  allerdings  immer  Handlungsfähigkeit bewiesen. Auch dieses Mal – so unsere Überzeugung  – werden sie sich dieser Aufgabe sicher gewachsen zeigen.

Szenarios für 2017

Unsere aktuellen Überzeugungen nach Anlageklassen – Kernszenario


Unsere Anlageportfolios

 

Portfoliopositionierung

  • Der verarbeitende Sektor ist auf Erholungskurs, beflügelt von der Nachfrage sowohl seitens der privaten Haushalte als auch der Unternehmen der Industrieländer.Hinzu kommt eine solide Berichtssaison in den USA, Europa und Japan. In regionaler Sicht halten wir an unserem deutlichen Fokus auf Europa fest. Hintergrund ist die deutliche Unterbewertung  europäischer Anlagewerte. Möglicherweise  müssen erst noch die Wahlen in Frankreich und Deutschland abgewartet werden, bevor sich diese Positionierung in vollem Umfang auszahlt. Auch in Nordamerika setzen wir auf unterbewertete  Titel sowie Werte mit etwas stärkerem Wachstumsprofil. Auf  rein  taktischer  Basis  sind  wir  zudem  in  den  Schwellenländern   positioniert.  Angesichts  der  zunehmend  isolationistischen   Tendenzen  und  der  daraus erwachsenden Risiken engagieren wir uns verstärkt in Titel kleiner oder mittlerer Kapitalisierung in Europa wie auch in den USA.

  • Auf Rentenseite  setzen  wir auf  Carry-Renditen.  Nahezu  die  gesamte  Duration  des Portfolios  speist  sich  aus Schwellenländeranleihen   in US-Dollar  und  US- Hochzinsanleihen  – Positionen, die wir im Januar ausgebaut haben. Wir sind überzeugt, dass diese Anlageklassen im Gegensatz zu Investment-Grade-Titeln  oder europäischen  Staatsanleihen  hinreichend  Rendite bieten, um kleinere Volatilitätsschocks  abfedern zu können. Zudem war der Anstieg der Ausfallraten  2016 zu einem großen Teil auf den Verfall des Ölpreises zurückzuführen, der sich mittlerweile stabilisiert hat. Darüber hinaus haben wir Kaufoptionen auf US- und deutsche Staatsanleihen gekauft als Absicherung gegen ein ungünstiges Szenario.

  • Unsere  Nettoposition  im Dollar haben wir zurückgefahren.  Die meisten  Fundamentalanalysten  halten den Euro für unterbewertet.  Sollte bei den französischen Wahlen keiner der extremen Kandidaten  das Rennen machen, könnte sich diese Bewertungslücke  schließen. Zudem scheint uns, dass die neue US-Regierung eine Abwertung des Greenback begrüßen würde.

 

Den vollständigen Bericht finden Sie hier als PDF.

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