Climate Investing wird in den nächsten fünf Jahren einen Aufschwung erfahren, wenn die auf der Klimakonferenz COP28 gemachten Zusagen eingehalten werden, sagt Multi-Asset-Investorin Aliki Rouffiac.
09.01.2024 | 10:17 Uhr
Nach einem turbulenten Jahr 2023 haben Aktien mit Bezug zu Klimathemen eine Neubewertung erfahren. Sie sind nun günstiger bewertet als herkömmliche Aktien, während sich die Renditen von Green Bonds denen traditioneller Unternehmensanleihen annähern. Infolgedessen sind beide Anlageklassen nun attraktiver als im Vorjahr.
Die Billionen an Investitionen, die benötigt werden, um bis 2050 netto null CO2-Emissionen zu erreichen und damit das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen, bedeuten gute Aussichten für erneuerbare Energien, Dekarbonisierung und andere Klimalösungen, meint Aliki Rouffiac, Portfoliomanagerin bei Robeco Sustainable Multi-Asset Solutions.
„Der COP28-Gipfel hat die Notwendigkeit, die Energiewandel zu beschleunigen, wieder in den Mittelpunkt gerückt. Dabei haben eine Reihe von Zusagen die Bedeutung staatlicher Maßnahmen und privater Finanzierung hervorgehoben“, sagt sie.
„Zwar kam die lang erwartete Zusage zum „Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe“ nicht zustande. Dennoch bedeutet die allmähliche „Abkehr von fossilen Brennstoffen“, dass die Länder nun ihre Pläne zum Ausbau der Kapazitäten für saubere Energien in den kommenden Jahren verstärken müssen, um dieses Ziel zu erreichen.“
„Neben dem Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energien wurden die Verpflichtung zu einem energieeffizienteren Ökosystem und der Einsatz anderer Technologien wie Kernenergie und Wasserstoff als mögliche Lösungen zur Erleichterung des Übergangs anerkannt.“
Die
Größenordnung der erforderlichen Investitionen ist enorm: Die Kapazität
der erneuerbaren Energien muss bis 2030 um das Dreifache erhöht werden.
Dabei ist der Bedarf an Investitionen in saubere Energien in den
Entwicklungsländern laut Global Energy Transitions Stocktake (IEA)
wesentlich höher. Dies hat bereits zu Zuflüssen in eine wachsende Zahl
von Strategien für klimabezogene Aktien und Unternehmensanleihen sowie
in den aufstrebenden Markt für Green Bonds geführt. Denn es wird
privates Kapital benötigt , um den Übergang zu einer
umweltfreundlicheren Wirtschaft zu finanzieren. „Obwohl
das Umfeld im Jahr 2023 für Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien
schwierig war, sind die Investitionen in Klimastrategien gestiegen.
Laut Morningstar hat das verwaltete Vermögen in Klimafonds im Juni 2023
die Marke von 500 Milliarden US-Dollar überschritten“, so Rouffiac. „Auf
Europa entfällt mit 84 % der weit überwiegende Anteil dieser
Vermögenswerte, gefolgt von China und den USA.“ „Wichtig
ist auch, dass Strategien für die Energiewende und für Klimalösungen
das Bild dominieren. Allerdings deuten Unterschiede in der regionalen
Zusammensetzung darauf hin, dass europäische Investoren Fonds mit
Ausrichtung auf die Energiewende und für Klimalösungen bevorzugen,
während in China und den USA das Interesse an Strategien für saubere
Energieerzeugung und entsprechende Technologien größer ist“, sagt sie. „Da
das Spektrum an Lösungen, die saubere Energie, Energieeffizienz und
weniger etablierte Technologien wie Wasserstoff umfassen, immer breiter
wird, dürfte das Umfeld für Climate Investing von einer zunehmenden
Größe des Anlageuniversums profitieren.
Investitionen auf planetarischer Ebene
Bei allem Enthusiasmus haben die Renditen für Investments in saubere Energien börsennotierten Aktien ein Auf und Ab beschert. Dies war zum Teil auf den starken Anstieg der Inputpreise und die Unterbrechung der Lieferketten in diesem Sektor im letzten Jahr zurückzuführen, die den Aufbau weiterer Kapazitäten verteuert haben.
„Die Renditen im Jahr 2023 für Themen wie saubere Energieformen, Wind- und Solarstrom, Antriebstechnologie für Elektrofahrzeuge und Wertschöpfungsketten für Batterien lagen zwischen -26 % und +26 %. Das verdeutlicht die Bedeutung einer Diversifizierung über kürzere Zeiträume“, so Rouffiac.
„Das schwierige Umfeld hat dazu geführt, dass sich die Bewertungen angepasst haben und die Aussichten auf künftige Erträge nun wieder besser sind. Im Vergleich zu globalen Aktien wird ein gleichgewichteter Korb aus den Themen Solarstrom, saubere Energien, Elektroautos und Batterie-Wertschöpfungskette jetzt mit einem Abschlag von 9 % gehandelt. In der Vergangenheit (nach der Corona-Krise) bestand dagegen ein durchschnittlicher Aufschlag von 5,5 %.“
Klimabezogene Aktien werden mit einem Abschlag gehandelt. Quelle: Bloomberg, Dezember 2023.
„Die Kurs/Gewinn-Gewinnverhältnisse für einige dieser Themen und Unternehmen haben bereits begonnen, sich von den Tiefstständen im Oktober 2023 zu erholen. Es besteht Spielraum für weitere Neubewertungen, wenn sich der Zinszyklus normalisiert und sich die Geschäftsmodelle an die neue makroökonomische Lage anpassen.“
Der Markt für nachhaltige Anleihen und insbesondere für Green Bonds – die viele Unternehmen als Finanzierungsmittel für die Abkehr von herkömmlichen Energiequellen nutzen – ist exponentiell gewachsen. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres hat er die Marke von 2 Billionen US-Dollar überschritten.
Der Markt für ESG-Anleihen ist jedoch nach wie vor relativ klein und macht nur einen Bruchteil des globalen Gesamtmarkts für Anleihen aus. Am Markt für globale Klimafonds machen spezielle klimabezogene Anleihenfonds nur 12 % des Gesamtvermögens aus, weil Aktienprodukte das Universum im Bereich Klimafonds dominieren, so Morningstar.
Investitionen in klimabezogene Strategien. Quelle: Morningstar.
„Die Anlageklasse klimabezogener Anleihen kann also wachsen – vorausgesetzt, die Emissionsvolumina erholen sich von ihrem Tief im Jahr 2023 und die Anleger überdenken ihre Präferenzen in diesem Bereich“, so Rouffiac. „Die Renditen für Green Bonds liegen jetzt näher an denen konventioneller Anleihen. Das deutet auf eine abnehmende Prämie („Greenium“) infolge der gedämpften Nachfrage im letzten Jahr hin.“
In der Zwischenzeit müssen Regulierungsinitiativen mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden und größere Anstrengungen erfolgen, um Kapital für die weniger entwickelten Teile der Welt zu mobilisieren, damit das Investitionstempo erhöht werden kann, welches zur Erreichung der COP28-Zusagen erforderlich ist, sagt sie. Doch Anleger müssen diversifizieren, um die Risiken in einem Jahr einer möglichen Rezession zu streuen und ihre potenziellen Erträge zu maximieren.
„Da das Spektrum an Klimalösungen immer breiter wird, wachsen auch die Möglichkeiten für private Investoren, sich an der Energiewende zu beteiligen“, hält Rouffiac als Fazit fest. „Diversifizierung ist jedoch der Schlüssel, um die Herausforderungen höherer Zinsen und eines ungünstigeren makroökonomischen Umfelds auf kurze Sicht zu meistern.“
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