Schroders: Stehen Millennials stürmische Zeiten bevor?

Niedrige Löhne, steigende Lebenshaltungskosten und eine lahmende Weltwirtschaft – die Millenniumsgeneration muss mit vielen Widrigkeiten zurechtkommen. Sie benötigt Anlageerträge, um ihre kurz- und langfristigen finanziellen Bedürfnisse zu befriedigen. Wie soll das gelingen? Zieht hier vielleicht ein über die Maßen heftiges Unwetter auf?

15.06.2016 | 14:08 Uhr

Die Schroders Global Investor Study 2016 hat gezeigt, dass Anleger der Millenniumsgeneration (also die Altersgruppe der derzeit 18- bis 35-jährigen – die sogenannten Millennials) unrealistisch hohe Ertragserwartungen und einen beunruhigend kurzfristigen Anlageausblick haben. Und trotzdem heute genauso wie später viele Verpflichtungen bedienen müssen.

  • Die Millennials könnten ihre Anlageziele daher deutlich verfehlen.
  • Die Schroders Global Investor Study ergab unter anderem:
  • Die Millennials erwarten höhere Erträge (10,2 %) als andere Anleger (8,4 %).
  • Die Millennals haben einen extrem kurzen Anlagehorizont; 63 % halten ihre Geldanlage für weniger als 2 Jahre.
  • Dabei sind die Millennials risikoscheu, bevorzugen Kapitalerhalt und eine über die Inflation hinausgehende Rendite.
  • Das Einkommen der Millennials muss für ein breites Spektrum an Verpflichtungen reichen, das von Gehaltsaufstockung und Rentenzahlungen bis zu Kinderversorgung und Hauskauf reicht.

Zieht ein finanzieller Sturm auf?

Das könnte eine giftige Mischung sein. Wir leben in einer Welt, in der die Zinsen der meisten Industrieländer bei oder unter 0,5 % liegen und teilweise weiter nach unten tendieren. Die durchschnittliche Rendite am Aktienmarkt liegt bei lediglich 3,8 %1.

Um die von ihnen gewünschten höheren Erträge zu erwirtschaften, müssten die Millennials größere Risiken eingehen oder ihre Anlagen länger halten, damit sie die Marktzyklen unbeschadet überstehen. Allerdings scheinen sie zu keinem von beidem bereit zu sein.

Das größte Risiko besteht darin, dass die Millennials zwei Trugschlüssen aufsitzen, wenn sie davon ausgehen, dass:

  1. ihre Anlagen schneller wachsen, als realistischerweise anzunehmen ist,
  2. ihre Ersparnisse höhere Erträge bringen, als wahrscheinlich zu erwarten ist.

Hochgerechnet auf einen Zeithorizont von 20 bis 30 Jahren dürfte sich eine breite Kluft auftun, sodass das von der Schroders Global Investor Study 2016 ausgemachte Missverhältnis zwischen Erwartung und Wirklichkeit tatsächlich Anlass zur Sorge gibt.

Einkommens ausreizen bis zum Äußersten

Erschwerend kommt hinzu, dass die Millennials wesentlich mehr Verpflichtungen mit ihrem Einkommen abdecken müssen als die ältere Generation.

Die Schroders Global Investor Study ergab acht wesentliche Gründe, weshalb Millennials Anlagen tätigen:

  1. Gehaltsaufstockung (46 %)
  2. Portfolioaufbau (41 %)
  3. Rentenaufstockung (35 %)
  4. Versorgung von Kindern/Angehörigen (30 %)
  5. Anschaffungen (außer Immobilien) (28 %)
  6. Anzahlung für eine Immobilie (26 %)
  7. Ausbildungskosten/Studiengebühren (26 %)
  8. Gesundheitsvorsorge (22 %)

Einer neueren Studie der britischen Zeitung The Guardian zufolge „belastet das Zusammenspiel aus Arbeitslosigkeit, Globalisierung, Demografie und steigenden Immobilienpreisen die Einkommen (der Millennials)“2.

Die Kluft, die sich zwischen den Anlagezielen der Millennials, deren unrealistischen Ertragserwartungen und Kurzsichtigkeit aufgetan hat, muss angegangen werden. Andernfalls steuern wir auf eine neue soziale und wirtschaftliche Krise zu.

1 Quelle: FTSE, S&P 500, CAC, DAX, Shanghai, Nikkei, ASX, Hang Seng, Bovespa, Mexbol. Durchschnittliche künftige Zwölfmonatsrendite der elf Indizes per 18. Mai 2016 gemäß Daten von Bloomberg. 

2 Quelle: http://www.theguardian.com/world/2016/mar/07/revealed-30-year-economic-betrayal-dragging-down-generation-y-income

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