„Tatsache ist, dass das Wirtschaftswachstum nirgendwo kräftig genug ist, um mühelose haushaltspolitische Anpassungen zu ermöglichen. Ob das in absehbarer Zeit der Fall sein wird, ist ungewiss“, so Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers.
18.03.2013 | 09:47 Uhr
„In vielen Volkswirtschaften hat die Wirtschaftsleistung noch nicht das Niveau von Ende 2007 erreicht und der Schuldenabbau geht weiter. Muss man vor diesem Hintergrund annehmen, dass das große geldpolitische Experiment vorbei ist? Es wäre wirklich überraschend, wenn die Zentralbanker sich dem Rubikon noch nicht einmal angenähert, geschweige denn ihn überschritten haben. Sofern wir Bernanke und Yellen von der Fed Glauben schenken, muss die US-Konjunktur erst auf vollen Touren laufen und höhere Inflationsraten schreiben, bevor an eine geldpolitische Straffung zu denken ist. In Japan findet derzeit ein tiefgreifender geldpolitischer Umschwung statt, um das Inflationsziel von zwei Prozent im System zu verankern. In Großbritannien könnten dagegen die Erfolge, die ab 1992 bei der Eindämmung von Inflation und Inflationserwartungen erzielt wurden, in Form der „nominellen BIP-Steuerung“ zunichte gemacht werden. Im Euroraum könnte andererseits der Wortlaut des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum auf die Probe gestellt werden, falls die EZB die Zinsen noch weiter senken will.
Sofern diese Bestrebungen Erfolg haben, sollten Anleger sich nach höher rentierlichen Assets und Inflationsschutz umschauen. Reflation bedeutet auch, dass sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht. Es geht also darum, das Halten von Barmitteln bzw. geldmarktnahen Papieren wie Staatsanleihen möglichst unattraktiv zu machen. Drohende Entwertung ist ein probates Mittel, um Menschen dazu zu bringen, ihr Geld schneller auszugeben. Warum haben die Japaner also fast zwei Jahrzehnte lang kaum Geld ausgegeben? Weil sie erwarten durften, dass die Preise weiter sinken. Bargeld war also eine Wertanlage. Besteht die Erwartung, dass die Preise steigen, verliert das Geld seinen Wert. Im Ergebnis sind höher verzinsliche Assets und Konsum attraktiver als Bargeld. Das funktioniert aber nur, wenn das Wachstum sich zumindest auf das Niveau seines voraussichtlichen Potenzials verbessert und die Inflationserwartungen ein Level erreichen, auf dem sie wirklich überzeugen. In den USA erscheint mir das durchaus machbar. Dort sehe ich einen gewissen Aufwärtstrend bei den Treasury-Renditen, wenn auch das Ausmaß eines Renditeanstiegs dadurch gedeckelt wird, dass die Fed immer noch jeden Monat Treasuries im Werte von 40 Milliarden Dollar aufkauft. Vorerst bleibt die Inflation also niedrig. Das ist allerdings der Zeitpunkt, zu dem Anleger sich mit Inflationsschutz eindecken sollten. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass Konsum und Investitionstätigkeit zulegen; bei den Unternehmen rühren sich wieder die Lebensgeister. Washington kann die Erholung immer noch zum Erliegen bringen, aber dazu wird es hoffentlich nicht kommen.“
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