Janus Henderson: Aussichten für globale Hochzinsanleihen

Tom Ross und Seth Meyer, Co-Manager des Henderson Horizon Global High Yield Bond Fund, beantworten Fragen zum Ausblick für globale Hochzinsanleihen.

12.07.2017 | 11:16 Uhr

Wie schätzen Sie die Aussichten für den Hochzinsmarkt ein?

Tom Ross (TR): Der Hochzinsmarkt hat sich seit Jahresanfang gut entwickelt. In den ersten sechs Monaten erwirtschafteten globale Hochzinsanleihen eine Rendite von 5,0%1. Angesichts der von uns für 2017 erwarteten Gesamtjahresrendite von 5-7% rechnen wir für die zweite Jahreshälfte nach den soliden Gewinnen im ersten Halbjahr mit einer etwas schwächeren Wertentwicklung. In einigen Bereichen erscheinen die Bewertungen recht hoch, sodass wir uns dort etwas stärker zurückhalten. Es ist wichtig, dass eine Anlage auf absoluter Basis lohnend ist und nicht nur im Vergleich zu anderen Anlageklassen bzw. anderen Bereichen des Festzinsuniversums.

Wo sind aktuell die besten Anlagechancen zu finden?

Seth Meyer (SM): In Nordamerika gefallen uns die Chancen im Gesundheitssektor besonders gut. Er profitiert von einer Mischung aus relativ robusten Cashflows aufgrund der demografischen Entwicklung einer alternden Bevölkerung und Kapitaldisziplin der Unternehmen, für die das politische Klima schwierig ist. Vor Kurzem beteiligten wir uns an einer Neuemission von Tenet Healthcare.

TR: In Europa sind Emittenten aus der Eurozone wieder interessanter geworden, seit einige große politische Risiken in den Niederlanden und in Frankreich vom Tisch sind. Folglich haben wir zum Beispiel unser Engagement bei Telecom Italia Ende Mai ausgeweitet.

Außerdem haben wir das Risiko im Portfolio verringert, indem wir die Gewichtung von CCC-Anleihen reduziert haben. Dazu haben wir uns an ausgewählten Neuemissionen von Unternehmen mit verlässlicheren Cashflows beteiligt, darunter die Fast-Food-Kette Burger King (Frankreich) und das On-Demand-Medienunternehmen Netflix.

In welchem Segment des Hochzinsmarktes drohen Ihrer Ansicht nach die größten Risiken?

SM: Ein Vorteil unseres globalen Ansatzes besteht darin, dass wir aus dem gesamten Emittentenspektrum auswählen können. Bei Emittenten und Sektoren gibt es zwar einige grenzübergreifende gemeinsame Merkmale, aber die Region und die Wirtschaft vor Ort sorgen oft für erhebliche Unterschiede. Die USA befinden sich in einer späteren Phase des Kreditzyklus als Europa. Daher sind wir zurückhaltender gegenüber zyklischen Bereichen in den USA, wie etwa dem Einzelhandel. Bei der Ausweitung unseres Engagements in Schwellenländern gehen wir ebenfalls sehr behutsam vor, da viele Emittenten hoch bewertet sind und das Angebot in diesem Marktsegment zunimmt.

Wie lautet Ihre Ausfallprognose für den Hochzinsmarkt?

SM: Die Aussichten sind nach wie vor relativ gut, und nur in wenigen Bereichen erscheint die Lage angespannt. Die Ratingagentur Moody‘s geht in ihrer Basisprognose für den spekulativen Bereich von einer globalen Ausfallrate von 2,3% bis Mai 2018 aus. Dies ist ein Rückgang gegenüber dem Vergleichswert von 3,3% per Ende Mai 2017. 

Die Marktbereinigung im Energiesektor 2015, insbesondere in den USA, brachte den Markt zur Zyklusmitte ins Trudeln, da vom Ölsektor abhängige Emittenten mit einem dramatischen Preisverfall zurechtkommen mussten. Der jüngste Ölpreisrückgang hat zwar erneut die Nervosität im Sektor geschürt, aber wir gehen nicht davon aus, dass die Ausfälle wieder so stark ansteigen werden wie 2015/16, da sich die Bilanzen in den letzten 18 Monaten spürbar verbessert haben. Die weiteren Spreads stellen unsere Untergewichtung im Energiesektor zwar in Frage, aber unseres Erachtens nach sind die Bewertungen in Anbetracht möglicher weiterer Ölpreisschwankungen noch nicht attraktiv genug.

Die Geldpolitik könnte für die nächste große Herausforderung sorgen, da sich der Refinanzierungsmarkt für Unternehmen verändert. Die Zentralbanken, allen voran die US-Notenbank Federal Reserve und später möglicherweise auch die Europäische Zentralbank, verabschieden sich langsam von ihrer zurückhaltenden Geldpolitik. Hochzinsanleihen haben indirekt vom, durch den Ankauf von Investment-Grade-Anleihen durch die Notenbanken ausgelösten, Kaskadeneffekt profitiert. Daher ist nicht davon auszugehen, dass das Hochzinssegment von einer Umkehr oder Drosselung der akkommodierenden Zinspolitik verschont bleibt.   Wie ist die Strategie derzeit positioniert?

TR: Wir sind momentan vorsichtig positioniert: Die Rendite bzw. der Spread-to-Worst der Strategie liegen unter dem Index, der Duration Times Spread (DTS) etwas darüber. Regional ist die Strategie in Nordamerika und Europa über- und in Schwellenländern untergewichtet. Wir sind überzeugt, dass sich die positive Dynamik auf den nordamerikanischen und europäischen Märkten in nächster Zeit fortsetzen wird. In den Schwellenländern zögern wir jedoch angesichts hoher Bewertungen und des relativ großen Angebots, unsere Bestände aufzustocken.

Die Strategie verfügt über eine solide Cash-Position, um mögliche interessante Chancen am Primär- oder Sekundärmarkt nutzen zu können. Kurzfristig beurteilen wir die Aussichten für die globalen Hochzinsmärkte relativ optimistisch, langfristig sind wir uns jedoch der nach wie vor bestehenden Risiken bewusst.  Diese könnten die aktuelle Dynamik stören und für Volatilität sorgen. Die größte Gefahr geht wohl von einer Straffung der Geldpolitik aus. Sie könnte die Anlegerstimmung trüben und sich weltweit nachteilig auf die Spreads auswirken. Weitere Risiken sind unter anderem eine erneute Schwäche des Ölpreises, der vor allem für US-Hochzinsanleihen folgenschwer wäre. Vor diesem Hintergrund werden wir uns weiterhin zum Generieren höherer Erträge auf das titelspezifische Risiko und unsere starke Bottom-up-Titelauswahl konzentrieren.
 Worin bestehen die Alleinstellungsmerkmale Ihrer Strategie?

SM: Eines der Hauptunterscheidungsmerkmale der Strategie besteht darin, dass sie von unseren Teams auf beiden Seiten des Atlantiks verwaltet wird. Zusammen mit dem Team in Denver konzentriere ich mich hauptsächlich auf den nordamerikanischen Hochzinssektor, während das Team in London gemeinsam mit Tom Ross sein Wissen zum europäischen Markt beisteuert. Mit dem Input des Londoner Schwellenländerteams und des Fixed Income Teams in Australien sind bei der Strategie sämtliche wichtigen Regionen abgedeckt. Das ermöglicht es uns, einen wirklich globalen Ansatz zu bieten, der von grenzüberschreitenden Trends profitiert und zugleich hilft, Relative-Value-Chancen aufzuspüren.

1 Source: Morningstar, 01.01.2017 bis 30.06.2017, BofA Merrill Lynch Global High Yield Constrained Index, Gesamtrendite, abgesichert in USD.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein Indikator für die zukünftige Performance. Bei den Prognosen handelt es sich lediglich um Schätzungen, die nicht garantiert werden.

2 Quelle: Moody’s, Stand: Juni 2017.

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