Metzler: Große Nervosität vor EZB-Sitzung

EZB vor Staatsanleihen-Kaufprogramm : Massive Spekulationen über EZB-Maßnahmen und deren Implikationen.

19.01.2015 | 09:19 Uhr

Der Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen und der damit verbundene Glaubwürdigkeitsverlust dürfte für die EZB die maßgebliche Begründung sein, am kommenden Donnerstag den Kauf von Staatsanleihen zu beschließen. Bisher war die allgemeine Erwartung, dass die EZB Staatsanleihen in Höhe von 500 Mrd. EUR entsprechend dem Kapitalschlüssel kaufen wird. Nach der völlig überraschenden Freigabe des Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank gestern sind jedoch die Erwartungen an die EZB-Sitzung deutlich gestiegen. Viele Finanzmarktteilnehmer scheinen zu glauben, die EZB hätte schon vorab ihre geplanten Maßnahmen an die Schweizer Nationalbank kommuniziert – dies sind jedoch reine Spekulationen. 

Darüber hinaus besteht eine große Unsicherheit über die Implikationen der EZB-Maßnahmen. So dürfte die Überschussliquidität am europäischen Geldmarkt im Zuge der EZB-Maßnahmen wieder deutlich steigen und damit zu einem weiteren Rückgang der Geldmarktzinsen führen. Vor diesem Hintergrund besteht eine große Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Rendite von 2-jährigen Bundesanleihen auf unter -0,3 % fällt. Des Weiteren stellt sich die Frage nach der Reaktion der 10-jährigen Bundesanleihen, da der Bundeshaushalt auch in diesem Jahr voraussichtlich ausgeglichen sein wird und daher der Bestand an ausstehenden deutschen Staatsanleihen nicht zunehmen dürfte. Die EZB kann vor diesem Hintergrund nur Bundesanleihen aus bestehenden Portfolios kaufen. Die spannende Frage ist nun, zu welchem Preis die Anleger bereit sind, ihre Bundesanleihen abzugeben – vor allem in einem Umfeld, in dem die meisten Alternativanlagen schon eine negative Verzinsung aufweisen. In diesem Zusammenhang schätzen manche Rentenstrategen sogar, dass die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bis in den negativen Bereich fallen könnte. In der Schweiz handelt beispielsweise die Rendite einer 10-jährigen Staatsanleihen schon bei unter -0,1 %.   

Aufgrund der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung treten die Konjunkturdaten eher in den Hintergrund. Grundsätzlich dürften der ZEW-Index (Dienstag) und die Einkaufsmanagerindizes (Freitag) aufgrund der positiven Impulse des gefallenen Ölpreises und des schwächeren Euros im Januar moderat gestiegen sein und damit eine leichte Verbesserung der Wachstumsperspektiven signalisieren. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass es etwa drei Quartale dauert, bis die positiven Effekte des Ölpreisverfalls in den Konjunkturdaten sichtbar werden. Der Konjunktureffekt des Wechselkurses macht sich sogar erst nach vier Quartalen bemerkbar. 

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: