NN Investments: Gibt es noch Hoffnung für China?

"Konjunkturprogramm findet nicht wirklich statt", bemängelt Maarten-Jan Bakkum, globaler Emerging Markets-Aktienstratege bei NN Investment Partners.

15.05.2015 | 13:58 Uhr

Wachstumsdynamik bleibt negativ 

Der Verkauf von Land zum Bau von Immobilien ist in ganz China um durchschnittlich 40 % zurückgegangen. Damit haben die Lokalregierungen ihre wichtigste Einnahmequelle eingebüßt.Zudem versperrte die Zentralregierung den Regionen und Kommunen letztes Jahr den Zugang zu Bankkrediten. Stattdessen werden sie sich – wohl transparenter – am Anleihemarkt finanzieren müssen. Hinzu kommt, dass Peking wegen der dramatischen Zunahme der Luftverschmutzung in den Großstädten die Umweltauflagen verschärft hat. Auch dadurch wird es für die Lokalregierungen schwerer, in traditionell wichtige Industrien wie Stahl, Kohle und Aluminium zu investieren.

Wenn man bedenkt, dass seit 2008 70 % der Anlageinvestitionen in China auf Lokalregierungen entfielen, liegt es auf der Hand, dass die Zunahme der Staatsausgaben von anderer Seite angekurbelt werden muss. Und das auch nur, falls die Behörden wirklich eine neue Runde von Konjunkturmaßnahmen auflegen wollen.

Tatsächlich steht die Regierung einer niedrigeren Wachstumsrate wohl aufgeschlossener gegenüber, als die Anlegerschaft wahrhaben will. Letztes Jahr war in Regierungskreisen viel die Rede von der „neuen Normalität“, also einer Zuwachsrate von etwa 6 %. Bei unseren Treffen mit politischen Entscheidungsträgern in Peking war zudem häufig zu hören, die Zentralregierung wolle keine „unbeabsichtigten Investitionen“ mehr. Soll heißen: Die Regierung möchte Investitionen in Sektoren mit Überkapazitäten vermeiden, also Investments, die aus politischen, nicht wirtschaftlichen Gründen stattfinden. Dazu hat die Regierung die Industriezweige hervorgehoben, in denen Investitionen erwünscht und erforderlich sind: Abwasser- und Abfallversorgung, Landwirtschaft, erneuerbare Energien und Stadtentwicklung.

Eine fokussiertere Vorgehensweise, um wirtschaftlich sinnvolle Investitionen zu fördern, könnte bedeuten, dass es schwieriger wird, sehr hohe Zuwachsraten bei Sachanlageinvestitionen zu erreichen. Derzeit liegt die Zuwachsrate für Infrastrukturinvestitionen bei 23 %. Wir sprachen mit zwei Ökonomen – ihres Zeichens Regierungsberater –, nach deren Ansicht die Investitionen in Infrastruktur unter  Berücksichtigung des in anderen Sektoren erwarteten Wachstums um 40 % zunehmen müssen, damit eine BIP-Zuwachsrate von 7 % in Reichweite bleibt. Nach Meinung dieser Experten ist eine Zunahme der Infrastrukturinvestitionen um 40 %, die noch 2009 erzielbar war, mittlerweile ausgeschlossen.

 

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