Der beginnende Aufschwung in China, der durch die Konjunkturprogramme getragen wird, trägt zur positiven Dynamik der Schwellenländer bei und verstärkt die Wirkung der weltweit sinkenden Zinssätze und der Normalisierung des Handels.
28.11.2024 | 08:55 Uhr
Ende September hatte sich die chinesische Wirtschaft dermassen verschlechtert – Konsum und Investitionen gingen zurück und die Deflation verfestigte sich –, dass Peking zu einem geldpolitischen Rundumschlag gezwungen war.
Hilfreich für die chinesischen Währungshüter war die Zinssenkung der US-Notenbank, so konnte die People‘s Bank of China (PBoC) ihrerseits den Leitzins senken, ohne eine zu starke Abwertung des Yuan zu riskieren. Insgesamt belaufen sich die Massnahmen, einschliesslich Zinssenkungen und Stützung der Aktienmärkte, auf rund 1,5% des BIP. Bis Ende des Jahres dürfte ein Steuersenkungsplan folgen, der wahrscheinlich auf den Ausgang der US-Wahl abgestimmt wird und für den zusätzlich 1,6% des BIP vorgesehen sind. Mit all diesen Massnahmen soll sichergestellt werden, dass die Wirtschaft das von der Regierung angestrebte Wachstumsziel von 5% erreicht.
Das Vertrauen der Investoren hat dementsprechend zugenommen. An einem einzigen Tag legten chinesische Aktien um 8,5% zu und verzeichneten damit den grössten Tagesgewinn seit 2008. Seit dem Tiefstand im Januar ist die Gesamtrendite chinesischer Aktien in US-Dollar auf rund 43% gestiegen.
Die Rückkehr Chinas zum angestrebten Wachstum ist auch positiv für andere Schwellenländer. Generell nimmt dadurch die Risikobereitschaft der Investoren weltweit zu. Gleichzeitig werden der steigende Konsum und die zunehmenden Investitionen in China die Nachfrage nach Importen (die regionalen Volkswirtschaften sind eng mit China verbunden), Auslandsreisen und ausländische Direktinvestitionen chinesischer Unternehmen erhöhen.
Abb. 1 – China hat Gewicht
Auswirkungen eines Anstiegs der chinesischen Importe und des chinesischen Tourismus, in % des BIP
* Unter der Annahme, dass der chinesische Tourismus wieder das Niveau von 2019 erreicht (aktuell weniger als 60%). Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Refinitiv. Daten vom 1.10.2024.
Nach unserer Einschätzung dürfte eine Erholung der Inlandsnachfrage dazu führen, dass das chinesische Importwachstum wieder den Durchschnitt von 6% wie vor der Pandemie erreicht – das sind rund 5 Prozentpunkte über dem aktuellen Stand. Der chinesische Auslandstourismus liegt immer noch 40% unter dem Niveau von 2019.
Ein kombinierter Aufschwung in beiden Bereichen wäre vor allem für die ASEAN-Volkswirtschaften von Bedeutung, allen voran Thailand, wo der chinesische Handel und Tourismus 1,6% des BIP ausmachen, gefolgt von Nordostasien, insbesondere Taiwan und Korea, und in geringerem Masse Lateinamerika, wo Chile der Hauptprofiteur wäre (siehe Abb. 1).
Die ausländischen Direktinvestitionen Chinas, die als Reaktion auf die schrumpfende Bevölkerung und die Handelsspannungen mit den USA strukturell zunehmen, hängen weitgehend vom Wirtschaftswachstum und den reinvestierbaren Unternehmensgewinnen ab. Nach Kambodscha und Laos fliesst im Verhältnis zu ihrem BIP der grösste Anteil dieser Investitionen – mehr als 3% bzw. 7% –, während von den grösseren Schwellenländern Vietnam am meisten profitiert.
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