Anleger sollten der heutigen Markteuphorie mit Vorsicht begegnen, meint Benjamin Melman, Chief Investment Officer Asset Allocation bei Edmond de Rothschild AM.
06.05.2019 | 13:40 Uhr
Benjamin Disraeli, ein angesehener britischer Premierminister im 19. Jahrhundert, sagte einst: „Ich bin auf das Schlimmste vorbereitet, aber ich hoffe auf das Beste.“ Edmond de Rothschild ist zwar noch weit davon entfernt, das Schlimmste anzunehmen. Doch Benjamin Melman, Chief Investment Officer Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management, ist der Meinung, dass Anleger der heutigen Markteuphorie mit Vorsicht begegnen sollten. Die kurzfristigen Aussichten sind trotz einiger oft übersehener Risiken zwar nach wie vor positiv, aber das mittelfristige Bild sieht trüber aus.
Während des Ausverkaufs im vierten Quartal 2018 haben die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre restriktivere Geldpolitik fortgesetzt, was Investoren alarmiert hatte. Nun haben sich Anleger vorerst wieder beruhigt, weil die Zentralbanken gezeigt haben, dass sie die Geldpolitik an die wirtschaftlichen Bedingungen anpassen können. Auch abseits der gefälligeren Zentralbankpolitiken sind Anzeichen für einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwungs Chinas zu erkennen. Dies deutet laut Melman darauf hin, dass der Wachstumsrückgang in China und in den USA in der zweiten Jahreshälfte 2018 lediglich ein Luftloch war. „Wir gehen davon aus, dass der Aufschwung in China sowie die fiskalischen Impulse in Ländern wie Frankreich und Italien dazu führen sollten, dass das Wachstum in Europa weniger enttäuschend ausfällt als erwartet“, sagt der Experte.
Laut Benjamin Melman bestehen trotz guter Wachstumsaussichten jedoch vier kurzfristige Risiken:
Darüber hinaus sieht Edmond de Rothschild Asset Management ein Risiko in den schlechteren Unternehmensmargen in den USA. „Wir sehen in absehbarer Zeit zwar keine Anzeichen einer Rezession in den USA, aber fortgeschrittene Indikatoren deuten darauf hin, dass wir uns dem Ende des Zyklus nähern“, sagt Melman. Das kurze Ende der US-Renditekurve ist nun invertiert und die Unternehmensmargen in den USA und in Europa haben sich verschlechtert. „Zugegeben, nicht alle invertierten Renditekurven führen nach wenigen Monaten zu einer Rezession, und Unternehmensmargen können Mini-Zyklen durchlaufen, die sich nicht nachhaltig auf den Gesamtzyklus auswirken. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob die Margen sich auf einem strukturellen Sinkflug befinden, aber wir sollten diese Indikatoren im Blick behalten“, fügt Melman hinzu. Anders gesagt: Das weitere Aufwärtspotenzial nach der Rally zu Beginn dieses Jahres scheint begrenzter zu sein, sollten die Märkte beginnen, das Ende des Zykluses einzupreisen. Deshalb bleibt Edmond de Rothschild Asset Management nach wie vor leicht untergewichtet in Aktien und Anleihen und übergewichtet risikofreie Anlagen wie Geldmarktfonds.
Lesen Sie den vollständigen Kommentar in englischer Sprache hier.
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