Bereits am 2. August hat Edmond de Rothschild Asset Management in seinen Portfolios das Exposure in europäische Aktien reduziert.
27.08.2019 | 07:38 Uhr
„Die US-Notenbank Fed ist zu einer neutraleren und weniger proaktiven Haltung zurückgekehrt. Zudem haben die politischen Risiken im Zusammenhang mit einem harten Brexit und Neuwahlen in Italien zugenommen“, erläutert Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer, die Hintergründe. Er nennt zwei Gründe für den Verkauf der Aktien:
1. Die Umkehrung der US-Zinskurve ist beunruhigend, da sie sich nach dem letzten Treffen des Offenmarktausschusses eigentlich hätte normalisieren sollen. Vor allem, wenn man sich das kurze Ende der Kurve ansieht. Es ist unangemessen, dass die Märkte nach wie vor mit einer Zinssenkung von 100 Basispunkten rechnen, da die Fed de facto neutrale Signale aussendet. Die Umkehrung der Zinskurve war stets ein zuverlässiger Frühindikator für einen wirtschaftlichen Abschwung.
2. Die
neuesten chinesischen und deutschen Konjunkturdaten deuten darauf hin,
dass sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert. Die
Verlangsamung kommt nicht überraschend, da Peking die Wachstumsprognosen
bereits auf 6 Prozent gesenkt hatte. Angesichts von Ungleichgewichten
aus früheren Konjunkturprogrammen begleitet die chinesische Regierung
nun den Abschwung und sieht von einer expansiveren Politik ab. Darüber
hinaus behält sie Reserven zurück für den Fall, dass das Wachstum einen
größeren Einbruch erleidet.
Ein Konjunkturprogramm könnte auch für Deutschland diskutiert werden, wo das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2019 schrumpfte. Die Bundesregierung hat sicherlich einen erheblichen Handlungsspielraum. Doch auch hier führt politischer Druck dazu, dass nichts Drastischeres zu erwarten ist als Maßnahmen, die den Abschwung begleiten oder mildern sollen.
„Im bisherigen Jahresverlauf verzeichneten die Aktienmärkte Renditen, die angesichts der vorherrschenden Rahmenbedingungen normalerweise undenkbar wären“, so Melman. Hierzu zählt der Experte eine Ertragsverlangsamung, einen zunehmend fragileren Konjunkturzyklus und ein riskanter werdendes politisches Umfeld, welches das Vertrauen der Unternehmen weltweit schwächt.
Laut Benjamin Melman sind diese beachtlichen Renditen vollständig darauf zurückzuführen, dass die Zentralbanken zwischen dem vierten Quartal 2018 und dem jüngsten Treffen des Offenmarktauschusses eine Kehrtwende vollzogen haben. „Anleger sollten beachten, dass die Fed jetzt versucht, weniger proaktiv und stattdessen reaktiver, das heißt neutraler, zu sein.“ Hinzu kommt nach Ansicht des Experten: Die Geldpolitik besitzt an Wendepunkten oft einen sehr großen Einfluss auf die Märkte, während ihre Bedeutung anschließend nachlässt.
Vor diesem Hintergrund ist Melman überzeugt, dass ein Großteil des von den Zentralbanken angeheizten Marktwachstums bereits stattgefunden hat und sich das Umfeld zukünftig verschlechtert. Daher sei es jetzt Zeit für Gewinnmitnahmen und extreme Vorsicht: „Wir haben beschlossen, US-Aktienpositionen nach der Entwicklung vom 13. August zu verringern und unsere Aktienuntergewichtung leicht zu erhöhen,“ konstatiert Melman.
Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer
Lesen Sie den vollständigen Kommentar in englischer Sprache hier im PDF-Format.
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