Barings: Die Rolle von Aktienrückkäufen und deren Auswirkungen auf die Aktienmärkte

„Die derzeitige Zuwachsrate der Aktienrückkäufe ist nicht nachhaltig“, befindet Marino Valensise, Head of Global Multi Asset Group bei Barings in London. „Wie eine Decke, die zu kurz ist, um uns vom Hals bis zu unseren Fußzehen zu bedecken, reichen Gewinne und Cashflows nicht aus, um die Aufwendungen eines Unternehmens für Investitionen, Dividenden und Aktienrückkäufe zu decken. Alles geht eben nicht.

07.11.2016 | 16:13 Uhr

Kürzlich erhielt ich einen Research-Kommentar von John Mauldin, indem er schreibt, dass „der Gewinn die Muttermilch für das Wirtschafts-,Aktienmarkt- und Portfoliowachstum ist“ und dass „ohne Gewinn, und zwar einen hohen Gewinn, nichts Gutes passiert“. Dieses Zitat eignet sich meiner Ansicht nach hervorragend, um mit dem Kommentar für diesen Monat zu beginnen. Eine hohe Rentabilität sowie ein nachhaltiger operativer Cashflow sind für eine Kapitalausschüttungan die Aktionäre ebenso wie für eine positive Entwicklung am entsprechenden Anlagemarkt absolut entscheidend.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels wurden die Ergebnissefür das dritte Quartal 2016 veröffentlicht, für das mehr als die Hälfte der Unternehmen im S&P 500 Index ihre Ergebnisse bereits bekanntgegeben hat. Im Anschluss an eine ziemlich negativePhase fallen die jüngsten Ergebnisse wieder besser aus. Die Wachstumsprognose für den Gewinn je Aktie ist, wenn auch nur leicht,positiv (+1% im Vergleich zum Vorjahr). Die veröffentlichten Daten sindwichtig, da die Gesamtrentabilität und die Cashflow-Generierung diebeiden Haupteinflussfaktoren für die Indexrenditen darstellen.

Wofür sollte der Cashflow ausgegeben werden?

Wenn wir uns Daten im Vergleich zu den Nicht-Finanztiteln im S&P500 anschauen, können wir bestimmen, wofür Firmen ihren Cashflow aufwenden.

In den letzten zwölf Monaten generierten US-Unternehmen einenoperativen Cashflow von circa 1,3 Billionen US-Dollar. Dieser Cashflow wurde auf zwei herkömmliche Arten verwendet: Wiederanlage in das Unternehmen (circa 1,0 Billionen US-Dollar) und Dividenden an Aktionäre (circa 0,3 Billionen US-Dollar). So weit, so gut. Wichtig zuwissen ist auch, dass weitere 0,4 Billionen US-Dollar über Anleihen und Darlehen aufgenommen und für Aktienrückkäufe ausgegebenwurden. Die Verfahrensweise, dass ein Unternehmen seine eigenen Aktien am freien Markt erwirbt, ist zwar nicht neu, erfreut sich aber steigender Beliebtheit.

Warum Aktienrückkäufe?

Aus welchem Grund ziehen Unternehmen einen Rückkauf ihrer Aktieneiner Wiederanlage in das eigene Unternehmen vor?

Aktienrückkäufe waren für Unternehmen schon immer eine Option zur Kapitalverwendung, wenn keine Geschäftsprojekteanstanden, die über das Potenzial verfügten, eine ausreichend attraktive Kapitalrendite zu erzielen. In den letzten 20 Jahren kauften Unternehmen ihre Aktien auch aus dem Grund zurück, um im Zuge aktienbasierter Vergütungspakete die Emission neuer Aktienauszugleichen. Ein dritter Grund bezieht sich auf die Optimierung der Kapitalstruktur des jeweiligen Unternehmens. Es ist möglicherweise günstiger, einen größeren Anteil des Unternehmens über günstiges Fremdkapital anstatt durch Eigenkapital zu finanzieren. Auf diese Weise wird auch eine übermäßige Verwässerung für Aktionäre vermieden. Ein vierter Grund – wohl weniger ehrenwert, stärker eigennützig und mit der zunehmend kurzfristigen Natur der Kapitalmärkteverbunden – hängt damit zusammen, dass Unternehmensführungen „tun, was auch immer nötig ist“, um Performanceziele zu erreichen.Tatsächlich hat durch die Aktienrückkäufe ein Prozess der Verringerung des Aktienbestandes eingesetzt. Heute beträgt der Wert der sich im Umlauf befindenden Aktien im S&P 500 8,6 Mrd. US-Dollar, vor zehn Jahren waren es noch 9,3 Mrd. US-Dollar. Dadurch ergibt sich einbesseres Ergebnis „je Aktie“, da die Geschäftsführung so einen höheren Gewinn je Aktie für die Aktionäre erzielen kann. Der umfangreiche Kauf der eigenen Aktien könnte darüber hinaus zu einer besseren Aktienmarktentwicklung führen, vor allem wenn man bedenkt, dassbei den aktuell niedrigen Renditen jede Ausschüttungssteigerungeines Unternehmens den Aktienkurs unterstützen dürfte.

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