Bellevue: Ansichten der Elite Afrikas

Am 16. und 17. März besuchten wir das Africa CEO Forum in Genf. An der Veranstaltung nahmen ungefähr 800 Personen teil, darunter Wirtschaftsführer, politische Entscheidungsträger, Investoren und Unternehmensvertreter, die grösstenteils aus Afrika stammen.

30.03.2015 | 09:18 Uhr

Zudem war die internationale Gemeinschaft verhältnismässig stark vertreten. Wir haben eine Vielzahl von Akteuren getroffen, die in Afrika präsent sind, und möchten im Folgenden unsere wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen.

Teilnehmer wiesen in ihren Vorträgen auf Herausforderungen hin, die es zu bewältigen gilt 

Die demografische Entwicklung, die aufstrebende Mittelschicht und die rasche Urbanisierung wurden allerseits als Hauptimpulsgeber für Afrikas hohe Wachstumsaussichten hervorgehoben. Die meisten Redner wiesen ferner darauf hin, dass aktuelle Probleme angegangen werden müssen, die das Entwicklungspotenzial des Kontinents einschränken. Am häufigsten wurden in den öffentlichen Debatten die folgenden vier Hemmfaktoren erwähnt: (1) infrastrukturelle Defizite, die das Transportwesen und die Energieversorgung beeinträchtigen, (2) der mangelnde Zugang zu Krediten für KMU, (3) dieschwache Ausprägung des intraregionalen Handels und (4) die ungleiche Wohlstandsverteilung, die sich durch leichteren Zugang zu Bildung, Gesundheit und Beschäftigung für die lokale Bevölkerung verbessern lässt.

Deckungsgleich zu unserer Auffassung sieht das Forum die konsequente Fortsetzung von Reformen als den Schlüssel zur Überwindung der Hemmnisse, die Afrika belasten. Bedeutende Institutionen, wie etwa die African Bank of Development, aber auch Regierungsvertreter sind sich darüber im Klaren, dass sie ein geschäftsförderndes Umfeld bereitstellen müssen. Sie räumten darüber hinaus ein, dass mehr unternommen werden muss, um Investitionen in strategische Sektoren anzuziehen. Dazu bedarf es beispielsweise verstärkter öffentlicher Infrastrukturausgaben bei gleichzeitiger Schulden- und Defizitkontrolle, fiskalischer und regulatorischer Anreize für Privatinvestitionen oder etwa einer weiteren Diversifizierung der heimischen Volkswirtschaften, um nur einige Massnahmen zu nennen. Auf sozialer Ebene stellten wir fest, dass zunehmende Ungleichheiten häufig als ein Faktor regionaler und politischer Instabilität erwähnt wurden, was auf das gestiegene Interesse hindeutet, das diesem Thema seitens der lokalen Elite zukommt. Tatsächlich ist der Boko-Haram-Aufstand im Norden Nigerias, der traurige Berühmtheit erlangt hat, ein grausames Beispiel dafür, wie massiv soziale Benachteiligungen das Gleichgewicht von Gesellschaften stören können. Daher begrüssen wir die offene Diskussion über die Ursachen für letztgenanntes Problem. Obwohl daraus resultierende Erkenntnisse noch in politische Massnahmen umgesetzt werden müssen, sind wir der Ansicht, dass eine stärkere Betonung des sozialen Aspekts neben der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung zur Verbesserung der allgemeinen Stabilität beiträgt, einer der Faktoren, der die Implementierung von Reformen begünstigt.

Die Elfenbeinküste ist «Klassenbester»

Das westafrikanische Land erhielt während der Veranstaltung viel Aufmerksamkeit seitens der Teilnehmer – möglicherweise bedingt durch die Anwesenheit seines Premierministers als Hauptredner –aber auch wegen der überzeugenden Argumente, die für eine weitere Fortsetzung des Wachstumspfades der letzten Jahre sprechen. In makroökonomischer Hinsicht ist es der derzeitigen Regierung gelungen, das Land nach der Wahlkrise 2010/11 wieder auf Kurs zu bringen. So stieg das BIP des Landes von 2012 bis 14 im Schnitt jährlich um 9-10%. Das persönliche Treffen mit dem Haushaltsminister bestätigte unseren positiven Eindruck, dass die ivorische Regierung die richtigen Ziele verfolgt: Sie (1) strebt mittelfristig ein Haushaltsdefizit von 3% und eine Schuldenquote von 30-35% an, (2) fokussiert sich auf die Steuereintreibung durch Ausweitung der Besteuerungsgrundlage, (3) führt Verhandlungen mit dem Privatsektor über neue Steuervergünstigungen und (4) setzt auf zusätzliche Massnahmen zur verstärkten Transformation des Agrarrohstoffsektors und zur Kapazitätserweiterung innerhalb der rohstofffördernden Industrien (z.B. Gold, Öl und Gas). Diese Bemühungen und die sozialen Massnahmen, wie etwa die kostenlose Gesundheitsversorgung oder die in Kürze erwartete Einführung eines Sozialversicherungssystems, machen die Elfenbeinküste in Afrika zu einem der «besten Reformer» der vergangenen Jahre. Wir glauben zwar, dass der Top-Spot der CFA-Franc-Zone weiterhin ein BIP-Wachstum im hohen einstelligen Bereich erzielen kann, bleiben jedoch vorsichtig angesichts der Auswirkungen, die jedwede Verschlechterung des politischen Umfelds (die nächsten Wahlen finden im Oktober 2015 statt) auf die makroökonomischen Fundamentaldaten des Landes haben könnte.

Die vollständige Mitteilung im pdf-Dokument

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