Credit Suisse: Herausforderungen neuer Zahlungstechnologien

"Geld ist eine Abstraktion, die auf Vertrauen basiert. Von daher sind in den letzten Jahren Alternativen zur greifbarsten Form von Geld und der Ersatz durch bargeldlose Zahlungen möglich geworden", sagt Patrick Kolb, Fondsmanager bei Credit Suisse.

03.06.2015 | 15:48 Uhr

Laut Cap Gemini ist die jährliche Wachstumsrate an bargeldlosen Transaktionen weltweit um 7,7 % gestiegen; insgesamt werden mittlerweile jedes Jahr 334,3 Milliarden Transaktionen durchgeführt. Heutzutage ist die Zahlungsindustrie ein wichtiges Element in der weltweiten Finanzdienstleistungslandschaft. Wir sind der Meinung, dass dieses Segment an Dynamik gewinnt, da sich neue Zahlungstechnologien wie E-Wallets, Krypto-Währungen (z. B. Bitcoins) und mobile Peer-to-Peer-Zahlungssysteme einem wichtigen Wendepunkt für zunehmendes Wachstum nähern.

Laut der Boston Consulting Group könnten sich die Umsätze in der Zahlungsindustrie bis 2023 auf über USD 2 Billionen mehr als verdoppeln, da neue Technologien eine weltweite Verlagerung in der Transaktionsverarbeitung beschleunigen. E-Wallets wie Apple Pay und PayPal laufen auf bestehenden Zahlungsnetzwerken und machen diese schneller, bequemer und sicherer. Unseres Erachtens ist die zugrunde liegende Technologie die wichtigste Innovation, da sie streng gesicherte Transaktionsaktivitäten ermöglicht. Außerdem sind wir der Ansicht, dass die Möglichkeit, weltweit jede Transaktion digital nachzuverfolgen, ein starker Anreiz für Behörden zur Verbesserung der Entwicklung dieser Technologien ist, insbesondere zur Verbesserung der Steuererhebung und zur Reduzierung der Schattenwirtschaft. In diesem Dokument geben wir einen Überblick über das Wachstumspotenzial und den aktuell bevorzugten Zahlungsweg. Anschließend erläutern wir die Herausforderungen und runden diesen Bericht mit einem kurzen Fazit ab.

Cash ist (noch) King

In Industrieländern wird Geld seit Jahrzehnten digitalisiert. Nur wenige Menschen in den westlichen Ländern verwenden noch Gehaltsschecks. Jeden Monat wird bspw. digitales Geld elektronisch durch Direktüberweisung von unserem Arbeitgeber auf unser Bankkonto übertragen. Laut einer Studie von MasterCard Advisors werden aber noch immer 85 % der Verbrauchertransaktionen weltweit mit Geldscheinen und Münzen abgewickelt. In einigen Ländern wie Singapur und den Niederlanden wird Bargeld nur bei wenigen Zahlungen verwendet. In anderen Ländern wie zum Beispiel Mexiko, Italien oder Taiwan werden weiterhin über 90 % der Transaktionen mit Bargeld ausgeführt. Selbst in den Vereinigten Staaten wird bei 55 % aller Zahlungen Bargeld verwendet. Bargeld hat einige Vorteile und es gibt Wechselkosten, die Benutzer vom Wechsel zu bargeldlosen Alternativen abhalten: Physisches Geld erfordert keine Zwischenhändler. Alle Gegenparteien können sich persönlich treffen und die Transaktion präzise und schnell abwickeln. Darüber hinaus ist es anonym, da keine Aufzeichnungen zur Identität des Benutzers existieren.

Auf der anderen Seite ist die physische Manifestation des Geldes genau die zentrale Unannehmlichkeit. Da Geld physisch gelagert werden muss, muss es mitgebracht werden, um eine Zahlung abschließen zu können. Kein Faxgerät oder Warenkorb auf einer Website kann das Geld aus Ihrem Portemonnaie physisch zum Händler bewegen. Geld per Post zu senden ist normalerweise nicht empfehlenswert, da das Bargeld unterwegs verloren gehen kann. Daher müssen die zwei Gegenparteien ein persönliches Treffen arrangieren oder einem Kurier das Geld für die Lieferung anvertrauen. Diese Reisekosten und die Verlustrisiken lassen Bargeld kaum als ein ideales Zahlungsmedium erscheinen. Die Kosten der Bargeldhaltung sind erheblich: Laut Chakravorti/Mazzotta (2013) belaufen sich diese Kosten in den Vereinigten Staaten für Stakeholder wie Verbraucher, Unternehmen und Regierung auf mindestens USD 200 Milliarden pro Jahr. Angesichts der Unannehmlichkeiten von Bargeld und der Risiken, die entstehen, wenn man es mit sich herumträgt, ist dessen Langlebigkeit doch überraschend.

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