Edmond de Rothschild: "Der Gesundheitssektor profitiert von Donald Trumps Sieg"

Laut Adeline Salat-Baroux, Lead Portfoliomanager des Edmond de Rothschild Fund Global Healthcare, wird der Markt in der Lage sein, sich auf die starken Fundamentaldaten des Sektors, seine Innovationsfähigkeit und seine hohen Wachstumschancen zu konzentrieren. Dieses bilde einen besonders attraktiven Einstiegspunkt für Aktien aus dem Gesundheitsbereich.

16.12.2016 | 16:19 Uhr

Das Gesundheitswesen war ein zentrales Thema während des Wahlkampfes zur US Präsidentschaft. Bedenken, dass Medikamentenpreise strikt reguliert werden könnten, begannen mit Hillary Clintons erstem Tweet im Sommer 2015 und mit dem Skandal um den US-Pharmakonzern Valeant. Sorgen über den Beschluss, Medikamentenpreise in den USA zu kontrollieren, lösten eine Korrektur aus, die mit der Wahl des republikanischen Kandidaten Donald Trump ein Ende fand. Der Markt wird nun schließlich in der Lage sein, sich auf die starken Fundamentaldaten des Sektors, seine Innovationsfähigkeit und seine hohen Wachstumschancen zu konzentrieren.

Was sind die Auswirkungen der US-Wahlen auf den Gesundheitssektor?

Das unerwartete Ergebnis der Präsidentschaftswahl hat dazu geführt, dass sich die politischen und regulatorischen Bedenken zerstreut haben, die den Gesundheitssektor belastet hatten. Pharma- und Biotech-Unternehmen haben erleichtert auf den Sieg von Donald Trump reagiert. Bei seinen ersten Erklärungen sprach sich der designierte US-Präsident eindeutig für die medizinische Forschung und den Fortschritt im Bereich Gesundheitswesen aus.

Über den Sieg des republikanischen Lagers hinaus haben andere Ereignisse einen niedrigeren regulatorischen Druck auf die Medikamentenpreise signalisiert. Die vom Center for Medicare and Medicaid Services (CMS) formulierten Vorschläge zur Verschärfung des aktuellen Preismodells treten nun in den Hintergrund. Die Ablehnung des vorgeschlagenen „Act 61“ in Kalifornien stellt ebenfalls einen positiven Faktor dar. Dieses Gesetz hätte dem Staat verboten, jegliche verschreibungspflichtigen Medikamente von einem Hersteller für einen höheren Preis zu kaufen als den niedrigsten Preis, den das United States Department of Veterans Affairs für das Medikament bezahlt.

Dennoch bleibt eine Unsicherheit bezüglich der Reform des Affordable Care Acts, des sogenannten Obamacare. Während des Wahlkampfes hatte Donald Trump versprochen, die von Barack Obama umgesetzte Reform aufzuheben. Seit seiner Wahl hat er sein Programm überarbeitet und möchte nun die Reform durch das „Repeal & Replace“-Prinzip ersetzen. Diese Reform hat bereits 21 Millionen Amerikanern ohne Versicherungsschutz Zugang zu einer Krankenversicherung ermöglicht. Das Hauptziel von Donald Trump scheint sich auf die Finanzierung der Reform zu konzentrieren, mit einer Verschiebung von der Finanzierung von der Bundesebene auf die einzelnen Staaten.

Was sind Ihre Überzeugungen in diesem Umfeld?

Diese neuen Marktbedingungen und die Korrektur der letzten Monate haben zu einem besonders attraktiven Einstiegspunkt für Healthcare-Aktien geführt. Bewertungen zeigen trotz höheren Ertragswachstums, solider Fundamentaldaten und der Visibilität des Sektors einen deutlichen Discount gegenüber dem Gesamtmarkt.

Wir sind davon überzeugt, dass eine Erholung einsetzen wird. Dies gilt vor allem für eine Reihe von Aktien, die in den vergangenen Monaten besonders gelitten haben. Dazu gehören Krankenkassen und große Biotech-Unternehmen, die nun mit einem Discount von 30 Prozent oder mehr gegenüber dem Markt handeln. Mit einem Ertragswachstum von voraussichtlich 13%1 im Jahr 2017 glauben wir, dass das Thema Gesundheitswesen überzeugende Investmentmöglichkeiten bietet.

Darüber hinaus werden große Innovationen in mehreren Bereichen entwickelt, beispielsweise in der Immuntherapie, bei seltenen Erkrankungen oder Infektionskrankheiten. Viele neue Behandlungsmethoden werden voraussichtlich in den nächsten Jahren genehmigt werden.

Schließlich wurden mehrere Übernahmen im Jahr 2016 verhindert. Das US-amerikanische Justizministerium verpflichtete sich, die Krankenversicherungsbranche an einer Konsolidierung zu hindern (Anthem/Cigna und Aetna/Humana). Angetrieben von einer neuen Regelung zur Reduzierung von Steuerflucht zog Pfizer auch sein Übernahmeangebot für das Pharmaunternehmen Allergan zurück. Die derzeitigen Bewertungsniveaus vieler Unternehmen sowie der Steuervorteil, der für die Rückführung von Bargeld aus dem Ausland vorgesehen sein sollte, schaffen jedoch ein positives Umfeld für neue M&A-Aktivitäten.

Wie positioniert sich Edmond de Rothschild Asset Management in diesem Kontext?

Vor diesem Hintergrund haben wir unser Engagement in Biotech-Unternehmen deutlich verstärkt, die bereits erste Produkte auf den Markt gebracht haben und ein sichtbares Wachstum verzeichnen. Wir haben unsere Investitionen in Medizingerätehersteller reduziert, die in den letzten Monaten die Leistungserwartungen übertrafen. Der Krankenversicherungssektor wurde im Portfolio gestärkt. Schließlich haben wir selektiv Spezialpharmazeutika eingeführt, von denen wir glauben, dass sie übermäßig von der von Turbulenzen begleiteten Präsidentschaftswahl betroffen waren. Wir bevorzugen Biotech-Aktien wie beispielsweise Celegne. Dieses Unternehmen ist auf die Behandlung des multiplen Myeloms spezialisiert und Eigentümer der Marke Reylimid. Dieses Medikament konnte bisher einen Umsatz von 6,7 Milliarden Dollar erzielen. Celegne profitiert von einem soliden Wachstum seiner bestehenden Produkte und von neun Medikamenten im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.

Allergan gehört ebenfalls zu unseren stärksten Überzeugungen. Das Pharmaunternehmen ist in verschiedenen therapeutischen Bereichen wie Dermatologie, Ästhetik und Augenbehandlungen engagiert. Der kürzliche Verkauf seines Generikageschäfts an Teva für 40 Milliarden Dollar hat es dem Unternehmen ermöglicht, sich auf wachsende therapeutische Bereiche zu konzentrieren, Geld an seine Anteilseigner zurückzuzahlen und neu in innovative Behandlungen zu investieren.

Das komplette Interview als pdf-Dokument.

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