Das Risiko des Protektionismus besteht immer noch und wird Anleger noch einige Zeit beschäftigen. Aber die Zeit ist nun reif für einen Austausch zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern.
17.05.2018 | 15:01 Uhr
„Die aktuelle Ruhepause der Medien rund um politische und internationale Handelsfragen hat mindestens zu einer Rückkehr der Märkte zu den Fundamentaldaten beigetragen“, sagt Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management.
Zwar ist die Berichtssaison in den USA noch nicht vorbei, aber es gibt viele positive Überraschungen bei den Umsatz- und Ertragsergebnissen US-amerikanischer Unternehmen. In anderen Regionen zeigen die Gewinne zwar eine hohe Qualität, beeindrucken jedoch weniger. In der Tat hat sich das Wachstum – insbesondere in Europa – seit Anfang des Jahres verlangsamt, aber dafür war das vierte Quartal 2017 besonders stark. „Im Gegensatz zur aktuellen Meinung vieler Anleger gibt es keine Hinweise darauf, dass wir uns am Anfang des Endes dieses Zyklus befinden“, beruhigt Benjamin Melman.
Die Tatsache, dass sich die Umsätze erhöht haben, während die Märkte sich in ruhigem Fahrwasser befinden, hat die Bewertungen auf ein normales Niveau gesenkt. „Wir sind davon überzeugt, dass das Risiko einer Eskalation des Protektionismus immer noch moderat ist. Wir bleiben aus diesem Grund übergewichtet in Aktien aus der Eurozone und Japan“, sagt Melman.
Auf der Anleiheseite sind US-Treasuries unter anderem durch die Kerninflation, die im März 2018 die 2-Prozent-Marke erreichte, unter Druck geraten. Die europäischen Anleihemärkte waren dadurch jedoch weniger beeinflusst. „Das Wachstum verlangsamt sich. Die Europäische Zentralbank geht zwar nur von einem temporären Phänomen aus, hat jedoch die Normalisierung ihrer Geldpolitik gedämpft, um jegliche Risiken zu vermeiden. Die Schwellenländer wurden härter getroffen, da ihre Abhängigkeit von den Anleihemärkten in den USA nach wie vor hoch ist“, erläutert Melman.
Das Team von Edmond de Rothschild Asset Management gewichtet Anleihen weiterhin unter, was aus Sicht der Experten aber kein Grund zur Beunruhigung ist. „Die langfristigen US-Zinsen sollten weiterhin anziehen, aber US-Treasuries bieten nun zufriedenstellende Renditen, sodass das Verlustrisiko limitiert ist“, sagt Melman. Zudem bieten sie Diversifikationspotenzial, sollten sich die Marktbedingungen ändern. Die Anlagespezialisten bleiben außerdem bei einer Untergewichtung europäischer Staatsanleihen aufgrund ihrer kargen Renditen, sehen dafür aber gute Aussichten bei nachrangigen Finanzanleihen: „Wir glauben weiterhin, dass nachrangige Finanzpapiere bessere Renditen liefern werden“, so der Edmond de Rothschild-Experte.
Gegenüber dem US-Dollar bleibt das Team vorsichtig eingestellt: „Der US-Dollar hat bis jetzt ein sehr unbeständiges Jahr gezeigt. Aber die Inflation in den USA hat sich normalisiert und in Europa verlangsamt, was zuletzt zu einem starken Anstieg geführt hat und auf eine Rückkehr zu den Fundamentaldaten hindeutet“, sagt Melman.
Der vollständige Kommentar in englischer Sprache als PDF-Dokument.
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