Henderson: Das Informationszeitalter als Anlagechance

Ian Tabberer, Co-Manager des Global Equities World Select Fund, ist überzeugt: Anleger sollten Veränderung vor allem als Chance und weniger als Risiko begreifen. Auch in der Welt der Anlagen beobachtet er ein evolutionäres Prinzip, nach dem sich die stärksten Unternehmen am Markt durchsetzen. Dabei führt das Anlegerverhalten mitunter zu Fehlbewertungen, aus denen sich lukrative Einstiegschancen ergeben.

18.10.2016 | 09:53 Uhr

Die tief verwurzelten Algorithmen, denen das menschliche Verhalten folgt, machen es uns schwer, ja mitunter fast unmöglich, Veränderungen zu erkennen, zu akzeptieren und angemessen darauf zu reagieren. Besonders offensichtlich wird dies im globalen Anlageumfeld, wo nicht zuletzt mithilfe subjektiver Urteile und Erfahrung der Wert von Aktien und die Kräfte der Marktwirtschaft bewertet werden müssen – Kräfte, die ebenso schöpferisch wie zerstörend wirken können. Der Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter (1883-1950) prägte in diesem Zusammenhang den Begriff der „kreativen Zerstörung“; dieser beschreibt den Zyklus der von ihm so genannten industriellen Mutation, in dessen Verlauf veraltete Branchen, Produkte und Praktiken unaufhörlich von neuen verdrängt und ersetzt werden. Schumpeter, der weder die Geburt des Internets noch die Erfindung des Mobiltelefons und der smarten Technologien erlebte, wäre vermutlich mehr als verblüfft, wenn er sehen könnte, wie schnell diese Mutation im Informationszeitalter abläuft.

Schöne neue Welt: Unternehmen im Wandel

Ein Blick auf die Entwicklung der global größten Unternehmen in einem weltgeschichtlich so kurzen Zeitraum wir fünf Jahren zeigt eine Welt, die nie stillsteht und in der wir seit wenigen Jahren das explosive Wachstum der digitalen Ökonomie erleben. Die fünf gemessen an ihrer Marktkapitalisierung wertvollsten Unternehmen sind zurzeit die US-amerikanischen Hightech- bzw. Digitaltechnologie-Riesen Apple, Alphabet, Microsoft, Facebook und Amazon. Als einziges Rohstoffunternehmen kann sich Exxon Mobil unter den Top 10* halten, obwohl es – zusammen mit Royal Dutch Shell, Chevron Corp und PetroChina – noch 2011 zu den Platzhirschen zählte. Facebook war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal an der Börse.

Im Rückblick lässt sich relativ leicht erkennen, wie enorm die Umwälzungen der globalen Unternehmenslandschaft waren. Sehr viel schwieriger ist es vorherzusagen, wo die nächsten grundlegenden – und damit für Anleger interessanten – Veränderungen zu erwarten sind. Dabei könnte man meinen, dass angesichts des nie dagewesenen Zugangs zu Unternehmens-, Branchen- und Wirtschaftsdaten Anlageentscheidungen heute leichterfallen sollten als in der Vergangenheit. Ein Trugschluss. Das Übermaß an Informationen überfordert häufig die menschliche Verarbeitungskapazität, und auch emotionale Faktoren wie Angst oder Gier sind oft schlechte Ratgeber.

Überfordert durch die Informationsflut?

Ein gutes Beispiel dürfte der vorliegende Artikel sein, der vermutlich nur einer von vielen ist, die Sie heute noch im Internet lesen werden. Addieren Sie dazu die zahllosen E-Mails und Newsfeeds in Social-Media-Apps, die ebenfalls um Ihre Aufmerksamkeit buhlen, und Sie werden nicht überrascht sein, dass der durchschnittliche Nutzer heute tagtäglich Informationen im Umfang von sechs (virtuellen) Zeitungen aufnimmt. Vor etwas mehr als 25 Jahren las der Durchschnittsmensch gerade einmal 2,5 Seiten pro Tag - Druckseiten, wohlgemerkt.

Angesichts einer derartigen Informationsflut reagiert das menschliche Gehirn durchaus vernünftig, indem es heuristische Entscheidungsverfahren anwendet bzw. „mentale Abkürzungen“ nimmt – praktische Vorgehensweisen, die zwar nicht unbedingt optimal oder perfekt sind, jedoch völlig ausreichen, um ihren unmittelbaren Zweck zu erfüllen. Solche Abkürzungen, bei denen das Gehirn nur eine Teilmenge der verfügbaren Informationen auswertet, können sogar lebensrettend sein. Wenn wir uns z.B. in einem Gebäude aufhalten und Rauch riechen, meldet unser Gehirn ohne weiteren Umweg Rauch = Gefahr, und wir verlassen schleunigst den Ort des Geschehens.In anderen Situationen kann das Bombardement an Daten dazu führen, dass wir uns überwältigen lassen, zu stark verallgemeinern und eine wertvolle Chance verpassen, etwas Neues zu lernen oder ein Ereignis aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das Fazit lautet: Unser Gehirn ist in erster Linie auf die Ausgabe linearer Ergebnisse programmiert.

Ein unvoreingenommener Blick auf Neues

Im Investmentbereich führen mentale Abkürzungen oft zu Fehlbewertungen. Schließlich tendiert das menschliche Gehirn aufgrund seiner kognitiven und emotionalen Tendenzen dazu, vergangene Resultate in die Zukunft fortzuschreiben. Ein Fehler, wie sich häufig zeigt. So haben etliche Anleger z.B. die Dauer des gegenwärtigen Bullenmarkts falsch eingeschätzt, entweder aufgrund historischer Vergleiche oder aus Angst, das positive Marktumfeld könnte kippen und ihr Kapital vernichten, Stichwort „Negativitätstendenz“. Andererseits lassen sich Veränderungen oft nur schwer erkennen, weil hierfür Daten verarbeitet werden müssten, die auf Anomalien hindeuten und eine Abweichung vom normalen Vorgehen erfordern. Solche „positiven Scheuklappen“ finden sich z.B. bei Anlegern, die ausschließlich Daten berücksichtigen, die ihre Sicht der Dinge bestätigen. Das Gefühl des Unbehagens angesichts einer Welt im Wandel führt oft dazu, dass Anleger blind sind für die Schwächen eines Unternehmens oder die disruptiven Entwicklungen einer Branche.

Mit unserem Global Equities Fund verfolgen wir einen Ansatz, der gezielt darauf setzt, diese Art von Voreingenommenheit herauszufiltern. Mithilfe detaillierter, auf Fundamentaldaten beruhender Analysen suchen wir nach Anlagemöglichkeiten, deren Wachstumspotenzial vom Markt nicht erkannt wird. Unternehmen können sich in vielerlei Hinsicht weiterentwickeln und verändern (siehe auch Abb. 2). Unsere Analysten bewerten diese Veränderungen und entscheiden dann, ob das betreffende Unternehmen ein attraktives Investment für unsere Anleger ist.

Unsere Anlagestrategie basiert auf der Überzeugung, dass der inhärente Konflikt zwischen marktwirtschaftlichen Mechanismen und menschlichem Denken attraktive globale Investmentchancen eröffnet. Indem wir die Datenflut auf solche Chancen analysieren, ohne der Gefahr von mentalen Abkürzungen oder kognitiver Voreingenommenheit zu erliegen, bleiben wir an der Spitze des innovativen Wandels. 

_______

Die Aktienbeispiele dienen nur der Veranschaulichung und geben keinen Hinweis auf die vergangene oder künftige Performance. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellt weder ein Angebot oder eine Aufforderung zu Ausgabe, Verkauf, Zeichnung oder Erwerb des Wertpapiers dar, noch ist sie Teil eines solchen Angebots oder einer solchen Aufforderung.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung. Alle Performance-Angaben beinhalten Erträge und Kapitalgewinne bzw. -verluste, aber keine wiederkehrenden Gebühren oder sonstigen Ausgaben des Fond.

Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Anlageberatung dar.

Diesen Beitrag teilen: