Henderson: Hochzinsanleihen in einer Welt unter Führung Trumps

Kevin Loome, Leiter US-Unternehmensanleihen, kommentiert die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten und die Auswirkungen, die sie auf US-Hochzinsanleihen haben könnte.

21.11.2016 | 13:53 Uhr

Die über die Welt schwappende Populismuswelle hat auch die USA erfasst und mit der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA ein politisches Erdbeben ausgelöst. Trumps Agenda enthält sowohl republikanische (Steuerreform), demokratische (höhere Staatsausgaben) wie auch eigene unorthodoxe Ideen. Einige Themen stehen für uns dabei besonders im Vordergrund: 

Verlängerung des Kreditzyklus

Langsam hatten wir uns daran gewöhnt, dass sich die USA in einer späten Zyklusphase befinden. Aber höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen könnten der Wirtschaftsaktivität noch einmal neue Impulse geben. Das wäre gut für die Umsätze von US-Firmen und könnte helfen, ihre Cashflows zu stützen und Zahlungsausfälle zu vermeiden bzw. zu verzögern. Eine Reform der Unternehmenssteuer könnte zudem den Rückfluss im Ausland generierter Gewinne forcieren und den Binnenkonsum ankurbeln.

Trump steht für eine dezidiert „unternehmensfreundliche Politik“. Anleihen aus den Bereichen Energie (Trump ist pro Öl), Pharma (wird anders als Clinton wohl keine Preiskontrollen einführen) und Verteidigung (will das Land besser schützen) reagierten positiv. Wir hatten uns bereits zu Jahresbeginn parallel zur Erholung der Ölpreise stärker im Energiesektor engagiert. Verlierer dürften vor allem Krankenhäuser angesichts der zu erwartenden Abschaffung der Gesundheitsreform (ganz oder in Teilen) und erneuerbare Energien sein.

Allgemein wird zwar mit einem Umfeld mit weniger Regulierung gerechnet, jedoch mit gewissen Einschränkungen. Die Republikaner haben zwar nach jetzigem Stand 52 Sitze im Senat, die für die Verabschiedung von Haushaltsmaßnahmen ausreichen. Die Republikaner haben zwar nach jetzigem Stand 52 Sitze im Senat, die für die Verabschiedung von Haushaltsmaßnahmen ausreichen. Aber bei Gesetzesvorlagen, die z.B. auf die Rücknahme oder Verwässerung des Dodd-Frank-Gesetzes abzielen, könnte sich die Verabschiedung durch gezielte Verschleppungstaktik verzögern, es sei denn, 60 Senatoren stimmen zu. Ohne die Unterstützung der Demokraten – und vorausgesetzt, alle Republikaner folgen ihrem Präsidenten – wird es Trump schwerfallen, einige seiner kühneren Pläne in die Tat umzusetzen.

Nachhaltiger Inflationsanstieg und stärkerer US-Dollar

Im Gegensatz zu den meisten seiner republikanischen Kollegen scheint Trump staatlichen Ausgabenprogrammen nicht reflexartig mit Misstrauen zu begegnen. Durch seine Immobiliengeschäfte kennt er sich gut in der Baubranche und mit Finanzierungen aus und hat gegenüber Krediten keine Berührungsängste. Viel spricht also dafür, dass er die angekündigten Infrastrukturvorhaben umsetzen wird. Mit Steuersenkungen könnte er seine Partei dazu bewegen, höheren Staatsausgaben zuzustimmen. Große Infrastrukturprojekte brauchen jedoch Zeit, weshalb sich die Märkte mit ihrer Begeisterung für Zykliker etwas zu früh aus dem Fenster gelehnt haben könnten.

Weil Trump reflationäre Töne anschlägt, geht der Markt von mehr Inflationsdruck aus. Das deuten die in den letzten Tagen gestiegenen Renditen von US-Staatsanleihen an. Dabei war es erfreulich zu sehen, wie die Spreads von Hochzinsanleihen einen Teil dieses Anstiegs lehrbuchhaft absorbiert haben. Beim Taper Tantrum 2013 weiteten sich die Spreads jedoch mit Verzögerung. Später kehrte sich dieser Trend zwar wieder um, dennoch kam es kurzzeitig zu einem Kursrückgang bei Hochzinsanleihen.



Höhere Zinsen dürften schnelles Geld ansaugen und für einen anhaltend starken US-Dollar sorgen. Davon sollten auf den US-Binnenmarkt ausgerichtete Unternehmen auf Kosten vorwiegend im Ausland tätiger Firmen profitieren. Wird die Zuwanderung eingedämmt, könnte das die Löhne weiter nach oben treiben. Höhere Löhne dürften einerseits den Konsum ankurbeln, andererseits aber auch die Gewinnmargen der Unternehmen schmälern. Bei der Beurteilung der Fundamentaldaten muss das berücksichtigt werden.

Besser dürfte es Finanzwerten ergehen, denen eine steilere Renditekurve und die Aussicht auf weniger Regulierung vermutlich zugutekommen wird. Auf der anderen Seite schließt sich mit steigenden Renditen aber auch das Refinanzierungsfenster für finanziell schwächere Emittenten.
Protektionismus

Die große Unbekannte ist, ob Trumps hitzige Rhetorik dem Wahlkampf geschuldet war oder seinen politischen Überzeugungen entspricht. Handelskriege mit anderen Ländern könnten den Welthandel bremsen und die positive Wirkung höherer Staatsausgaben zunichtemachen. Wir sind seit Längerem in Schwellenländern kaum engagiert und erwarten für deren Hochzinsanleihen in einem Umfeld mit starkem Dollar und protektionistischer Politik nichts Gutes.

Der US-Präsident verfügt über diverse mächtige einseitige Befugnisse in der Handelspolitik, weshalb seine Drohungen ernst zu nehmen sind. Die renommierte Denkfabrik, das Peterson Institute, hat eine Liste dieser Befugnisse zusammengestellt. Sie umfasst auch die Aufkündigung des NAFTA-Abkommens und die Einführung von Zöllen und Einfuhrquoten für Handelspartner.

Trumps direkte Art macht geopolitische Komplikationen wahrscheinlicher, weshalb die Risikoprämien für sämtliche Anlageklassen steigen dürften. Zu guter Letzt erwarten wir vermehrte Marktschwankungen, aus denen sich Anlagechancen für aktive Manager ergeben sollten.

Unter dem Strich dürfte sich Trumps Wachstumspolitik positiv auf Hochzinsanleihen auswirken. Höhere Staatsanleihenrenditen und Protektionismus könnten indes für Gegenwind sorgen.

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