M&G: Die Realität der Relativität

"Im Vergleich zu anderen Anlageklassen machen Aktien immer noch einen attraktiv bewerteten Eindruck", findet Fondsmanagerin Jenny Rodgers.

09.03.2015 | 09:13 Uhr

Für den Großteil der Bevölkerung dürfte der 9. März 2009 zwar kein besonders denkwürdiges Datum sein, doch vielen Menschen, die beruflich mit den Finanzmärkten zu tun haben, wird dieser Tag für immer in Erinnerung bleiben. Seinerzeit erreichte der S&P 500-Index nämlich seinen Tiefststand, nachdem er seit dem Ausbruch der Finanzkrise zuvor mehr als die Hälfte seines Wertes verloren hatte.

Seit diesem Tiefpunkt haben sich die Aktienmärkte weltweit sehr gut entwickelt. Selbst jene Sektoren, die unterdurchschnittlich tendierten, haben im Beobachtungszeitraum (in US-Dollar gerechnet) Gesamterträge von über 80 Prozent erzielt. Gleichzeitig haben jene Marktsegmente, die sich am besten entwickelt haben, auf Jahresbasis im Durchschnitt sogar um etwas mehr als 25 Prozent zugelegt, was auf 6-Jahressicht einem Gesamtertrag von mehr über 300 Prozent entspricht. Ein wirklich erstaunliches Ergebnis. Zu Beginn dieses 6-Jahreszeitraums hatten einige Analysten noch befürchtet, dass das globale Finanzsystem völlig zusammenbrechen und das Weltwirtschaftswachstum durch die damaligen Ereignisse dauerhaft beeinträchtigt werden könnte. Vor diesem Hintergrund hielten sie liquide Mittel für die attraktivste Anlageklasse. Wir wissen jedoch, dass derartige Phasen die besten Anlagechancen eröffnen. Schließlich wurden bereits Hunderte von Büchern und Berichten verfasst, wonach man in notleidende oder unbeliebte Vermögenswerte investieren solle. Das ist aber natürlich nicht so einfach, denn es fühlt sich furchtbar schlecht an, ein Wertpapier zu erwerben, das alle anderen verabscheuen. Doch letztlich funktioniert ein solcher Investmentansatz.

Nach diesem so beträchtlichen Wertzuwachs müssen wir uns nun aber die Frage stellen, was wohl als nächstes geschehen wird. Sind die Aktienmärkte immer noch attraktiv bewertet? Und falls dem so sein sollte, in welche Papiere sollte man dann investieren? Oder sind einige der anderen Anlageklassen nicht vielleicht doch attraktiver?

Diese Entscheidungen können aber nicht isoliert oder allein unter Berücksichtigung des Kursniveaus getroffen werden. Vielmehr müssen wir herausfinden, wie die Märkte im Vergleich zu den zugrunde liegenden Fundamentaldaten bewertet sind und wie hoch die zukünftigen Investmenterträge wohl sein werden. Um dies zu ermitteln, gibt es viele Möglichkeiten. Die drei naheliegendsten Wege sind 1. sich die aktuellen realen Renditen anzuschauen, 2. diese mit den historischen Renditen zu vergleichen (oder aber mit jenem Niveau, das man bei einem neutralen bzw. ausgewogenen Umfeld erwarten würde) und schließlich 3. nach Hinweisen dafür Ausschau zu halten, ob die Märkte derzeit auch durch verhaltensspezifische Faktoren bestimmt werden.

Was den ersten dieser drei Schritte betrifft, so machen die realen Renditen momentan in einogen Fällen einen ziemlich merkwürdigen Eindruck. So bieten Baranleihen und Staatspapiere aus den westlichen Industrieländern derzeit nur sehr niedrige Renditen (die real betrachtet in der Regel sogar negativ sind), während Aktien weltweit größtenteils reale Renditen zwischen 5,5 und 7 Prozent aufweisen – eine Handvoll Papiere sogar noch mehr ab, einige wenige Aktienmärkte sogar im zweistelligen Bereich. Offensichtlich haben wir es hier also mit einer ziemlich eigenartigen Situation zu tun. Weshalb sollten Anleger westlichen Industriestaaten vor diesem Hintergrund also überhaupt noch Geld leihen? Die einzige vernünftige Erklärung dafür ist die, dass die Investoren statt der Unsicherheit, die mit Engagements in riskanten (bzw. volatilen) Vermögenswerten einhergeht, lieber eine sichere negative Rendite in Kauf nehmen. Über das Phänomen negativer Anleihenrenditen ist bereits jede Menge geschrieben worden. Dazu zählen auch einige hervorragende Analysen unserer Kollegen auf https://www.bondvigilantes.com/. Im Vergleich zu den ziemlich seltsam bewerteten festverzinslichen Anlagen scheinen viele Aktien auf Basis ihrer aktuellen Renditen durchaus nachvollziehbare reale Erträge zu bieten. So macht die Renditedifferenz zwischen Aktien einerseits sowie Anleihen und liquiden Mitteln andererseits (die so genannte „Aktienrisikoprämie“) derzeit einen sehr hohen Eindruck. Dies spricht dafür, dass sich Aktien in nächster Zeit besser entwickeln werden als Anleihen. Inwieweit aber könnte diese Differenz jedoch auch wieder schrumpfen? Eine Möglichkeit in diesem Zusammenhang wäre ein Kursanstieg bei Aktien (d.h. Aktienrenditen sinken). Es gibt aber auch noch andere denkbare Szenarios – so könnten beispielsweise die Anleihenrenditen ansteigen oder die Unternehmensgewinne sinken. Oder aber eine Kombination dieser Effekte könnte ebenfalls zu einem Schrumpfen dieser Differenz führen. Insofern ist eine hohe Aktienrisikoprämie für Aktien also nicht zwangsläufig eine gute Nachricht.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag auf der Website des Episode Blog von M&G Investments.

 

Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um Archivinformationen handelt. Sie sind nicht als aktuelle Ansichten oder Einschätzungen, sondern nur als historische Angaben zu verstehen.

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