M&G: Jo-Jo-Effekt am Anleihemarkt

Die starken Marktschwankungen der letzten Zeit sind auch den wechselnden Erwartungen der Anleger geschuldet, was den Zeitpunkt einer Zinserhöhung in den USA betrifft“, sagt Werner Kolitsch, Leiter von M&G in Deutschland.

26.05.2015 | 10:54 Uhr

Es sind turbulente Zeiten für Anleiheinvestoren. In den letzten Wochen sind die Renditen von Staatsanleihen fast in ganz Europa und in den USA geradezu nach oben geschossen, während sich der Euro offenbar nicht mehr entscheiden kann, ob er gegenüber dem US-Dollar schwächer oder stärker werden soll. „Die starken Marktschwankungen der letzten Zeit sind auch den wechselnden Erwartungen der Anleger geschuldet, was den Zeitpunkt einer Zinserhöhung in den USA betrifft“, sagt Werner Kolitsch, Leiter von M&G in Deutschland. „Dieser Jo-Jo-Effekt beschäftigt die Märkte schon seit Längerem – und zurzeit ist es besonders schwer, die richtigen Schlüsse aus den uneinheitlichen Konjunkturdaten aus Amerika zu ziehen“, so Kolitsch weiter.  

Aus Sicht von M&G ist die neue Volatilität daher logisch. Werner Kolitsch: „Negative Nominalzinsen haben die Anleger überrascht – noch vor Kurzem schien so etwas undenkbar.“ Entsprechend unsicher gehen die Märkte mit der Preisbildung um. „Die Bondrallye im ersten Quartal war die Folge dieser Unsicherheit über den wahren Wert der Anleihen“, erläutert der Manager von M&G. 

Für den kürzlichen Umschwung gebe es mehrere Auslöser: Der leichte Anstieg des Ölpreises spiele eine Rolle, ebenso die positiv scheinenden US-Arbeitsmarktzahlen, aber auch die Erkenntnis, dass bestimmte Anlageklassen sehr teuer geworden seien. „Im aktuellen Umfeld niedrigster Zinsen und Inflationsraten erscheinen die Anleiherenditen in vielen Bereichen plausibel. Renditen 10-jähriger Bundesanleihen von aktuell knapp 0,6% sind zwar nicht attraktiv, aber auch nicht besonders teuer“, sagt Kolitsch. Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie seien im Vergleich jedoch interessanter, vor allem in Spanien.  

Kolitsch resümiert: „Wir müssen uns wieder an Phasen der Volatilität gewöhnen.“ Aktuell hätten die Kurse vieler Assets ein Niveau erreicht, als ob die Leitzinsen auf Dauer so extrem niedrig bleiben würden. „Auch wenn die Fed die Zinswende gerade erneut verschoben hat, wird die allmähliche Normalisierung der Zinsniveaus immer wahrscheinlicher. Doch wann genau sie einsetzen wird, kann niemand vorher wissen“, sagt er. Auf dem Weg dorthin sei mit weiteren Preisschwankungen zu rechnen. Für Investoren, die einen Ausstieg aus Staatsanleihen in Erwägung ziehen, könnten Unternehmensanleihen mit Investmentstatus aufgrund ihres Risiko-Ertragsprofils eine gute Alternative sein. Auch Hochzins-Unternehmensanleihen, die enger mit dem Aktienmarkt korrelierten, seien eine interessante Ergänzung. Für alle Segmente gelte dabei: Selten war die Steuerung der Duration – also der Dauer des Investments in eine Anleihe – so wichtig wie derzeit.

 

Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um Archivinformationen handelt. Sie sind nicht als aktuelle Ansichten oder Einschätzungen, sondern nur als historische Angaben zu verstehen.

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