Metzler: Wachstumsschock in Europa?

Wie stark hat sich das Brexit-Votum auf die Konjunktur Europas schon ausgewirkt? Darüber dürften in der kommenden Woche mehrere Einkaufsmanagerindizes Aufschluss geben. Wichtig für Europa ist vor allem, wie weit der Brexit-Schock die Kreditvergabe beeinflusst hat. Für die USA dürfte ein Brexit dagegen so gut wie folgenlos bleiben.

15.07.2016 | 15:30 Uhr

In der kommenden Woche werden mit den Einkaufsmanagerindizes (Freitag) im Juli die ersten Wirtschaftsdaten veröffentlicht, die einen Blick auf die Entwicklung der europäischen Konjunktur seit dem Brexit-Referendum erlauben. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie in Großbritannien wird zeigen, ob die britische Exportwirtschaft von der kräftigen Abwertung des britischen Pfunds schon profitiert hat. Des Weiteren von Interesse wird der Einkaufsmanagerindex des britischen Dienstleistungssektors sein, da der Abschwung am gewerblichen Immobilienmarkt den gesamten britischen Sektor nach unten ziehen könnte. 

In der Eurozone besteht das Risiko, dass sich nach dem Brexit-Schock die Kreditvergabe eingeschränkt haben könnte, was negative Folgen für die Gesamtwirtschaft hätte. Ein nur geringer Rückgang der Einkaufsmanagerindizes wäre vor diesem Hintergrund ein sehr positives Signal - es würde eine nur moderate Wachstumsverlangsamung der europäischen Wirtschaft anzeigen. Der ZEW-Index (Dienstag) dürfte die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer spiegeln, die von einer allgemeinen Wachstumsverlangsamung in Europa ausgehen, was jedoch noch nicht durch Daten der Realwirtschaft untermauert wäre. In diesem Umfeld dürfte die EZB (Donnerstag) zunächst noch abwarten, jedoch auf ihrer nächsten Sitzung eine Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms von März 2017 auf September 2017 beschließen. Darüber hinaus dürfte die EZB schon nächste Woche oder in der darauf folgenden Sitzung die Kriterien für ihr Wertpapierkaufprogramm lockern, da nach den bestehenden Kriterien das Volumen an erwerbbaren Bundesanleihen immer kleiner wird. Aus politischen Gründen ist es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass die EZB das Kaufprogramm ändern wird, indem sie weniger Bundesanleihen kauft und somit vom bisherigen Kapitalschlüssel abweicht. 

Wirtschaftsdaten aus Großbritannien

Die Wirtschaftsdaten aus Großbritannien, die in der kommenden Woche veröffentlicht werden, wurden weitestgehend vor dem Brexit-Referendum erhoben - so die Arbeitsmarktdaten (Mittwoch) und die Einzelhandelsumsätze (Donnerstag). Interessant wird vor allem der Blick auf die Inflation sein (Dienstag), die in den kommenden Monaten einhergehend mit der starken Abwertung des britischen Pfunds merklich steigen dürfte. 

US-Wirtschaft mit stabilem Wachstum Die US-Wirtschaft dürfte kaum vom Brexit-Schock betroffen sein und in der kommenden Woche mit guten Konjunkturdaten aufwarten. So befindet sich der Wohnimmobilienmarkt in einem stabilen Aufschwung, wie der NAHB-Index (Montag) zeigen dürfte, ebenso die Neubaubeginne (Dienstag) und Baugenehmigungen (Dienstag) sowie die Verkäufe bestehender Wohnimmobilien (Donnerstag). Auch der Philadelphia Fed Index (Donnerstag) sollte sich verbessert haben. 

Der Marktkommentar von Edgar Walk als PDF-Dokument.

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