Robeco: „Herdenverhalten endet meist in Tränen“

„Investoren verhalten sich zurzeit wie eine Schafherde, die treu ihrem Schäfer, der Europäischen Zentralbank, folgt. Inmitten der Menge fühlt man sich sicher“, warnt Sander Bus, Leiter des Credit-Teams von Robeco.

23.04.2015 | 13:23 Uhr

Die Zentralbanken treiben Investoren mit ihrer Geldpolitik in risikoreiche Anlagen. In ihrem Quartalsausblick zu Unternehmensanleihen warnen die Kapitalmarktexperten von Robeco davor, der Herde blind zu folgen. Die Kapitalanlagegesellschaft erwartet zwar weiter steigende Kurse bei Investmentgrade- und Hochzinsanleihen, geht dabei aber mit Bedacht vor. Auch bei Papieren aus den Emerging Markets, vor allem aus Asien, lässt sie Vorsicht walten. In den Industriemärkten zieht Robeco US-Anleihen europäischen Anleihen vor.

„Investoren verhalten sich zurzeit wie eine Schafherde, die treu ihrem Schäfer, der Europäischen Zentralbank (EZB), folgt. Inmitten der Menge fühlt man sich sicher. Aber wir alle wissen, dass Herdenverhalten an den Finanzmärkten meist in Tränen endet“, warnt Sander Bus, Leiter des Credit-Teams von Robeco. Robeco geht derzeit zwar ebenfalls mit dem steigenden Markt, bevorzugt normalerweise aber antizyklische Strategien. Bus hat daher seine Long-Positionen begrenzt und behält die Absicherung im Blick, sollten die Märkte drehen. Ebenfalls vorsichtig sind die Investmentexperten mit spekulativen Papieren mit einem Rating von CCC und Emerging-Markets-Anleihen, die vor allem opportunistische Investoren angezogen haben, die sich schnell wieder umorientieren könnten.

EZB-Anleihekäufe: Positive Effekte auf die Finanzmärkte, nicht auf die Wirtschaft 

Während das Anleihekaufprogramm der EZB fast zu gut auf die Finanzmärkte wirkt, bezweifelt Robeco, dass sich auch die gewünschten positiven Effekte auf die reale Wirtschaft einstellen. Der große Unterschied zu dem Quantitative-Easing-Programm in den USA ist, dass jenes zusammen mit fiskalischen Anreizen und Schuldabschreibungen durchgeführt wurde. Zudem haben kleine und mittelständische Unternehmen in Europa keinen Zugang zu der enormen Liquidität, die an die Kapitalmärkte fließt.

Dennoch hat Europas Wirtschaft jüngst – auch schon vor dem Start der EZB-Ankäufe – mit guten Nachrichten überrascht, vor allem auf der Verbraucherseite. Ein nicht abschätzbares Risiko bleibe laut Robeco ein möglicher, wenn auch eher unwahrscheinlicher Austritt Griechenlands aus der Eurozone. 

Nur moderate Zinserhöhung in den USA, Vorsicht in Asien

Die negativen Überraschungen kommen diesmal aus den USA. Während der Konsumbereich weiter robust bleibt, sorgen die Produktionszahlen für Enttäuschung. Der starke Dollar könnte die Situation verschlechtern. „Die erwartete Zinserhöhung in den USA verzögert sich, und wir können uns sogar vorstellen, dass die US-Notenbank Fed dieses Jahr die Zinsen gar nicht erhöht“, sagt Bus. Einen Einstieg in die Emerging Markets hält er noch für verfrüht. Speziell gegenüber Asien sind die Robeco-Experten vor dem Hintergrund der sich abkühlenden chinesischen Wirtschaft skeptisch. „Die Risikoaufschläge dürften sich hier noch ausweiten“, erwartet Bus.

Der vollständige Kommentar im pdf-Dokument

Der Quartalsbericht im pdf-Dokument

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